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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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diese Weise beschäftigt war, hatten es die Belagerungstürme der Angreifer rasch durch die erste Verteidigungslinie geschafft und standen nun vor der Außenmauer. Ein stetiger Strom von Rittern gelangte so auf die unterste Terrasse der Stadt. Gleichzeitig donnerte der Bleistift-Rammbock gegen das Sieb-Fallgitter, hinter sich einen Trupp Ritter, die ungeduldig darauf warteten, durch das Tor zu stürmen. Doch es hielt stand, woraufhin einer der salamanderberittenen Soldaten sich zu Curtis umdrehte und brüllte: » OBERIRDISCHER! «
    Curtis brauchte einen Moment, um die Stimme in dem Maulwurfsgewühl zu entdecken. »Ja?«, meinte er schließlich zu dem Betreffenden.
    » WÜRDET IHR MIT EURER GÖTTLICHEN KRAFT GÜTIGERWEISE DAS FALLTOR ÖFFNEN? «
    »Klar doch«, sagte Curtis. »Kein Problem.«
    Die Mauer reichte ihm nur bis zum Knie. Er griff auf die Rückseite, suchte die Kante des Gitters und zog es nach oben weg. Mit einem Triumphgeheul warfen sich die Ritter auf das Tor und mähten alle nieder, die sich ihnen in den Weg stellten. Curtis spürte ein Pieksen, als er die Hand wieder herausnahm. Eine Stecknadel mit rotem Kopf steckte in der Haut zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Aua«, sagte er und blickte nach unten. Da stand ein gegnerischer Maulwurf, jetzt ohne Waffe, und hielt die Schnauze ungefähr in Curtis ’ Richtung. Es sah aus, als weinte er vor Angst. Einen kurzen Moment lang erwog Curtis, ihn hochzuheben und gegen die Mauer zu schleudern, aber das schien dann doch zu brutal, zu unmenschlich. Offen gestanden verstörte ihn die Vorstellung. Also zupfte er nur die Nadel aus seiner Hand und warf sie weg. »Pass bloß auf«, sagte er zu dem Maulwurf, der hastig im Getümmel verschwand.
    Die Ritter vom Unterwald waren allerdings nicht so nachsichtig mit ihren Widersachern. Sir Timothys Drohung, dass niemand, der sich ihm widersetzte, verschont bliebe, wurde mit beträchtlicher Konsequenz ausgeführt. Curtis erbleichte, als er beobachtete, wie die Angreifer ihre Feinde mit jeder verfügbaren Waffe niedermachten. Blut strömte in die Rinnsteine der schmalen Straßen der Stadt, qualvolle Schmerzensschreie erfüllten die Luft. Ein Maulwurfskind, das von seinen Eltern getrennt worden war, saß in einer Gasse und wimmerte ängstlich. Eine Maulwürfin im blutbespritzten Kleid stand in der Tür eines brennenden Gebäudes und schluchzte laut neben der Leiche eines gefallenen Soldaten. Curtis sah sich nach Prue um, die das Vortäuschen von grimmigem Zorn inzwischen gänzlich eingestellt hatte und das Geschehen mit Ekel und Mitleid betrachtete.
    »Igitt«, sagte sie. »Das ist schrecklich.«
    Curtis ging zu ihr. Mittlerweile hatten die Maulwürfe die zweite Stadtmauer durchbrochen. Dünne Rauchfahnen stiegen von mehreren Häusern und Kirchen auf. Der Lärm der Schlacht, das Klirren von Nadeln und Rüstungen hallte von den Wänden der Höhle wider.
    »Können wir das irgendwie aufhalten?«, fragte Prue.
    Curtis blickte sich um. Überall wimmelte es von rasenden Maulwurfskriegern. »Weiß ich nicht. Ich glaube, wir müssen den Dingen einfach ihren Lauf lassen.«
    Die dritte Mauer fiel. Leblose Körper gefallener Kämpfer hingen schlaff über den Wällen.
    »Aber wir müssen was unternehmen«, sagte Prue. Vorsichtig näherte sie sich der Stadt der Maulwürfe, bei jedem Schritt sorgsam darauf bedacht, zusätzliches Blutvergießen zu vermeiden. Sie stieg über die erste Mauer. Auf dieser Ebene waren die Straßen mittlerweile fast völlig verwaist, abgesehen von ein paar stöhnenden Verwundeten, denn die heftigen Kampfhandlungen hatten den Großteil der Verteidiger höher auf die Kuppe getrieben. Auch die zweite Mauer überquerte Prue und gelangte an die dritte. Hier jedoch war die Bebauung zu dicht für menschliche Füße, deshalb blieb sie dort stehen. »Aufhören!«, rief sie. Keiner beachtete sie.
    Also holte sie tief Luft und brüllte noch einmal so laut sie nur konnte: »AUFHÖREN!«
    Immer noch keine Reaktion. Die Kämpfer hatten sich so in Gewalt und Blutdurst hineingesteigert, dass sie Prue nicht hören konnten. Aus der Stadt wurden brennende Pfeile auf die anrückende Armee abgeschossen, und eine weitere Kompanie kam gerade im Laufschritt die Serpentinenstraßen herunter, um ihre Waffenbrüder weiter unten zu unterstützen. Prue blickte zur Spitze des Turms in der Mitte der Stadt und entdeckte dort einen einzelnen Maulwurf, dem Anschein nach im Pyjama, der die Geschehnisse teilnahmslos betrachtete.
    »Du da!«, rief

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