Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
sie. Trotz der winzigen Grundfläche der Maulwurfsstadt war sie noch ungefähr fünf Meter vom Turm entfernt.
Der Maulwurf hatte sie offensichtlich gehört. Er zuckte leicht zusammen und wandte sein augenloses Gesicht in ihre Richtung.
»Du sorgst dafür, dass das aufhört!«, brüllte sie. Dass er die Befehlsgewalt hatte, war nur geraten, aber da er weder kämpfte noch sonderlich beunruhigt über das Sterben zu seinen Füßen wirkte, vermutete sie, dass er wichtig sein musste.
Der Maulwurf zuckte nur die Achseln. Die Schlacht tobte weiter.
»AUF DER STELLE!«, schrie sie. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Zorn. Jetzt schien der Maulwurf ihre unbändige Wut wahrzunehmen und quiekte auf, drehte sich um und rannte in den Turm, um sich zu verstecken.
»O nein, mein Lieber«, zischte Prue und kletterte vorsichtig weiter den Hang hinauf.
Sie fühlte die Bauten unter ihren Füßen nachgeben. Die Stadt war eindeutig nicht so erbaut, dass sie dem Gewicht von Menschen trotzen konnte. Doch jedes Gebäude, jeder Schuppen und jedes Heim, die von ihren Stiefeln zerstört wurden, dienten letztendlich dem Frieden, sagte sie sich. Gleichzeitig waren die Kämpfe unterhalb ins Stocken geraten, denn jeder Maulwurf, egal auf welcher Seite, sah staunend zu, wie die riesenhafte Oberirdische über ihre Köpfe hinweg auf die Festung Fanggg zuschritt. Am Turm angekommen legte Prue die Hände an das Aluminiumrohr und hielt ein Auge vor das Fenster in der Kuppel.
Innen erkannte sie ein prunkvolles Schlafzimmer. Prächtige Teppiche schmückten die Wände, ein winziges Himmelbett stand in der Mitte des Raums. Und dort schließlich sah sie den Maulwurf im Pyjama, besser gesagt sah sie eine maulwurfsgroße Beule unter der Decke, eine Beule, die vor Angst zitterte.
»Raus da«, sagte Prue. »Ich kann dich sehr gut sehen.«
» NEIN DANKE «, sagte der Maulwurf. » ICH BLEIBE LIEBER HIER. «
»Kommt gar nicht in Frage.« Damit streckte Prue die Hand durch das Fenster und zog die Decke weg. Ehe er noch fliehen konnte, hielt sie den kreischenden Maulwurf am Bund seiner Pyjamahose fest und zog ihn aus dem Schutz seiner Kuppel heraus. Dann hielt sie ihn sich zwischen Daumen und Zeigefinger baumelnd näher vors Gesicht, um ihn in Augenschein nehmen zu können.
»Bist du Dennis, der Usurpator?«, fragte sie.
» NEIN, BIN ICH NICHT «, sagte der Maulwurf. Seine Stimme klang ängstlich.
» DOCH, IST ER «, ertönte eine Stimme zu Prues Füßen. Sie blickte nach unten. Es war einer der Ritter. Immer noch hielten die Kämpfenden inne, um zuzusehen, wie Prue den Maulwurf befragte. » UND WIE ER DAS IST. DIE STIMME WÜRDE ICH ÜBERALL WIEDERERKENNEN. «
Dennis Mole schien sein Schicksal zu verfluchen, hilflos trat er in der Luft um sich.
»Ich will, dass das hier aufhört.« Prue versuchte, dem Maulwurf in die Augen zu sehen, obwohl eigentlich keine zu sehen waren. »Sag deinen Soldaten, sie sollen die Waffen niederlegen.«
» EHRLICH? ICH MEINE, JETZT GLEICH? «
Mit einer raschen, fließenden Bewegung schwang Prue den Arm herum und ließ ihn hoch über dem Chaos in den Straßen pendeln. Die Soldaten unter ihnen hielten die Luft an. Dennis kreischte wieder. Ein kleiner feuchter Fleck bildete sich im Schritt seiner Pyjamahose.
»Ich tu’s«, warnte Prue. »Ich habe keine Bedenken, einen Maulwurf zum Wohl der gesamten Stadt zu opfern.«
» IST GUT, IST JA SCHON GUT «, stotterte Dennis. Er winkte mit seinen kurzen Armen der versammelten Menge unter sich. » ICH GEBE AUF! IHR KÖNNT EURE BLÖDE FESTUNG FANGGG ZURÜCKHABEN! «
Der Jubel, der dieser Erklärung folgte, war überwältigend, auch wenn er von so kleinen Geschöpfen wie den Maulwürfen stammte. Selbst der Lärm der kämpfenden Armeen während der Schlacht wurde von diesem einmütigen Ausruf reiner Freude noch bei Weitem übertroffen. Die Ritter vom Unterwald reckten ihre Schwerter und Hellebarden, die Armee des Usurpators schleuderte ihre Waffen in einem Regen winziger Metallteile zu Boden. Kaum war der Frieden erklärt, eilten die beiden Seiten aufeinander zu. Lang voneinander getrennte Angehörige wurden wieder vereint, Freunde umarmten sich und schüttelten einander die Hände. Die ganze Szene war so bewegend, dass Prue beinahe Dennis vergaß, den sie immer noch zwischen in der Luft hielt.
» KÖNNTEST DU MICH DANN JETZT RUNTERLASSEN? «, fragte er.
»Ach so, natürlich.« Sie stockte und beäugte den ehemaligen Tyrannen misstrauisch. »Wobei ich dich vermutlich besser den
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