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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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Unterschlupf abgab. Tatsächlich deuteten die schwarzen Überreste eines Lagerfeuers darauf hin, dass es jemandem eine Zeit lang als Behausung gedient hatte.



Eine Stunde verging. Zwei. Prue schob gerade eine kaputte Fliegengittertür beiseite, um zu einem kleinen Hohlraum unter einem Haufen verbeulter Fahrräder zu gelangen, als sie Septimus von weit weg laut jaulen hörte.
    Sie hob den Kopf. Die Ratte stand am anderen Ende der Halde zwischen zwei haushohen Müllbergen. Sie zeigte in die Ferne und quietschte mit der Entschlossenheit eines Schaukelstuhls, der dringend mal geölt werden musste.
    Prue klopfte sich die Jeans ab, trabte zu einer Stelle, an der einige alte Röhrenfernseher eine Art Treppe bildeten, und stieg zu Septimus hinauf. »Was ist denn?«
    Auch Curtis hatte ihn gehört und kam zu ihnen. Septimus kreischte immer noch, rannte im Kreis herum und fuchtelte mit den kleinen Armen Richtung Stadt.
    Die beiden Kinder starrten ihn verwundert an. »Was machst du denn da, Septimus?«, fragte Curtis befremdet. »Ich finde, du übertreibst die Quiekerei ein bisschen.«
    Endlich hörte die Ratte mit dem Theater auf und stützte die Pfoten in die Hüften. »Darf ich jetzt sprechen?«, fragte sie.
    Prue verdrehte die Augen. »Ja, Septimus. Du darfst.«
    »Ich glaube, wir haben ihn.« Er streckte einen Zeigefinger aus.
    Von dem Gipfel aus, auf dem sie standen, konnten sie erkennen, dass die Abfallberge ungefähr hundert Meter weiter endeten. Dort bildete ein Schienenstrang eine Grenze zwischen der Müllhalde und etwas, das aussah wie ein Vergnügungspark. Prue wunderte sich, dass sie die Geräusche bisher nicht gehört hatte, aber jetzt war es ganz deutlich: Das Leiern eines Harmoniums erfüllte die spätnachmittägliche Luft. Die Lichter des Riesenrads blinkten, und das Brummen und Dröhnen der Geräte war deutlich unter den Stimmen der wenigen Besucher zu vernehmen, die über das Gelände schlenderten. In der Mitte stand ein riesiges Zirkuszelt in grellem Blau und Gelb, und ein Schild vor dem Eingang pries kühn die Hauptattraktion des Abends in einer Schrift an, die so groß war, dass man sie sogar vom Standpunkt der drei Gefährten aus problemlos lesen konnte. Dort stand: DER FANTASTISCHE, DER UNGLAUBLICHE, DER UVERGLEICHLICHE: DER GROSSE ESBEN!

EINUNDZWANZIG
    Zurück in die Kindheit ·
    Ein Zahnrad in der Hand
    I m Haus wurde rasch die Versammlung einberufen. Carol stand am Kamin, während die kleineren Kinder die Holztreppe vom Dachboden herunterströmten. Die Älteren, die gerade fleißig ihre Hausarbeiten erledigt hatten, kamen von draußen herein und stellten sich neugierig in das große Wohnzimmer.
    »Kinder«, begann Carol. »Wir haben tolle Neuigkeiten für euch. Gestern, als unser neues Familienmitglied Elsie Mehlberg mit Michael und Cynthia im Wald war, hat sie etwas gefunden. Etwas, das jenseits der Peripherie liegt.«
    Ein Raunen ging durch den Raum. Elsie, die auf einer Bank neben dem Feuer saß, spürte alle Blicke auf sich.
    »Und zwar eine Straße.« Wieder Staunen und aufgeregtes Flüstern. Carol hob eine Hand. »Immer mit der Ruhe. Ihr müsst wissen, dass diese Straße durch das Innere dieses Landes verläuft. Ich schlage nicht vor, ihr zu folgen. Eines aber verrät uns das zweifelsfrei: Elsie ist von den Beschränkungen der Peripheriefalle nicht betroffen. Sondern es sieht ganz so aus, als könnte sie – und übrigens auch ihre Schwester – einfach ungehindert durch sie durchlaufen.«
    Nun war der gesamte Raum in hellem Aufruhr. Das Mädchen neben Elsie starrte sie an, als hätte sie sich aus Versehen neben einen Hollywoodstar gesetzt und es jetzt erst bemerkt. Ein paar ältere Kinder in den hinteren Reihen johlten, einige riefen: »Respekt, Elsie und Rachel!« Dann dämmerte den Jubelnden allmählich etwas. Jemand sagte: »Das ist ja super für sie, aber was ist mit uns?«
    »Ja, das ist die große Frage, nicht wahr?«, erwiderte Carol. »Die stelle ich mir schon seit Langem – wie kann es sein, dass diejenigen, die von der Falle nicht betroffen sind, beliebig kommen und gehen können? Ich selbst wurde damals von einem Trupp Wachen aus der Villa Pittock hierhergebracht. Und sobald sie fort waren, war es, als hätten sie meine Zellentür fest abgeschlossen. Dabei gab es doch gar keine Tür.«
    Eine andere Stimme führte die Erklärung fort. Es war Michael. »Was er damit sagen will, ist, dass sie uns rausführen können. Wir brauchen bloß körperlichen Kontakt mit ihnen

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