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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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Shanghai-Tunnel-Führungen? Habt ihr eure Gruppe verloren?«
    Curtis war immer noch völlig entgeistert, aber Prue schaltete etwas schneller. »Ja, genau«, antwortete sie. »Entschuldigung. Wir sind nur ein bisschen durcheinander. Haben Sie zufällig den Rest der Gruppe gesehen?«
    Unter der Altstadt von Portland gab es ein System von unterirdischen Gängen, das von allen nur die »Shanghai-Tunnel« genannt wurde. Prue hatte im vergangenen Jahr mit ihren Eltern dort eine Führung mitgemacht. Es war die Gespenster-Tour gewesen, und der Führer, ein Mann mit lockigen Haaren und Schnauzbart, hatte ziemlich dick aufgetragen mit all den Geistern, die in diesen Gängen spuken sollten. Angeblich waren die Tunnel früher dazu benutzt worden, betrunkene Seeleute zu entführen, die dann erst weit draußen auf dem Meer auf einem Segelschiff in Richtung Karibik wieder aufgewacht waren. So zumindest lautete die Geschichte. Im Nachhinein betrachtet hatte dieser Führer mit seinen ganzen Märchen von Falltüren und rachsüchtigen Poltergeistern offenbar keinen blassen Schimmer von der Wahrheit.
    »Mann, ich weiß auch nicht. Ich hab doch grade erst angefangen. Wenn ihr wollt, könnt ihr mit mir nach oben kommen. Obwohl ihr für die Kneipe noch bisschen zu jung seid.« Und mit einem Blick auf Septimus ergänzte er: »Außerdem sind Haustiere bei uns strikt verboten.«
    »Ich bin kein Haustier«, sagte Septimus.
    Der Mann erbleichte. »Wie bitte?«
    Curtis machte einen Ruck mit der Schulter, um Septimus zur Ordnung zur rufen. Dann antwortete er hastig: »Ich hab gesagt: ›Wir wollten bloß raus hier ‹, also ich meinte, lieber nicht in die Kneipe.«
    Diese Erklärung schien den Mann nicht so ganz zu überzeugen, aber offensichtlich war sie ihm lieber als eine sprechende Ratte. »Ich denke mal, wir könnten einen anderen Weg nach draußen für euch finden, wenn ihr wollt.«
    Prue schielte nach dem grünen Stromkabel auf dem Fußboden. Es verlief durch eine andere Tunnelöffnung genau hinter dem jungen Mann in die Ferne. »Danke, aber wir werden sie da unten schon irgendwie wiederfinden«, meinte sie.
    »Alles klar«, sagte der Mann. Er musterte Curtis. »Coole Jacke übrigens. Wo hast du die her?«
    Curtis sah an sich herab. Unter einer dicken Schicht Schmutz und Staub verbarg sich seine Soldatenuniform, komplett mit Brokataufschlägen und goldenen Schulterklappen. Ihm fiel keine andere Antwort ein als: »Von ein paar Räubern.«
    Der junge Mann verzog keine Miene. »Aha. Lässig.« Und damit war er weg, und man hörte ihn pfeifend die wacklige Treppe nach oben steigen.
    »Septimus«, tadelte Curtis, als sie wieder allein waren. »Das kannst du nicht machen.«
    »Was denn?«
    »Sprechen. Während wir in der Außenwelt sind. Das ist zu … kompliziert.«
    Die Ratte schnaubte unwillig. »Was soll ich denn sonst machen?«
    Curtis dachte kurz nach. »Weiß ich auch nicht. Quieken oder so was.«
    »Quieken? Ich bin kein Quieker.«
    »Dann halt einfach den Mund«, sagte Prue. »Mir egal. Aber wir dürfen hier keinen Verdacht erregen.«
    »Verstanden«, sagte die Ratte. »Quieken.«
    Curtis legte die Hand auf die Ziegelmauer des Tunnels und spürte die Kälte der rauen Oberfläche. »Dann sind wir also mitten in Portland, was? Seltsam.«
    »Ja, aber echt«, entgegnete Prue. »Was für ein Kulturschock.«
    »Und diese Gänge, durch die wir gekommen sind, die sind mit den Shanghai-Tunnels verbunden?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Ich dachte immer, diese Tunnel wären ein Schwindel. Nur für Touristen.«
    Prue zuckte die Achseln. »Dachte ich auch. Vielleicht sind sie das trotzdem. Offenbar wissen die Leute ja nicht, wohin sie wirklich führen. Wahrscheinlich ist bisher einfach noch keiner auf die Idee gekommen, sie weiter zu erforschen.«
    »Ich fragte mich, ob die Peripheriefalle …«
    »Genau das hab ich auch schon überlegt. Ob sie auch die Tunnel schützt.«
    »Wäre eine Schande, wenn jemand dahinterkäme.«
    »Stimmt«, sagte Prue. »Am besten bleibt das unser Geheimnis, was meinst du?«
    »Einverstanden.« Sie schüttelten einander die Hände.
    Dann gingen sie weiter. Der Gang endete unvermittelt vor einer Mauer, aber das grüne Kabel zeigte ihnen den Weg. Es führte zu einem schmalen Schacht seitlich an der Wand, wo eine Eisenleiter nach unten in die Dunkelheit führte. Vorsichtig kletterten sie hinab und landeten in einem runden Tunnel, der vom Boden bis zur Decke mindestens sieben Meter hoch und in dem eine Ansammlung von

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