Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Ventile. Kondensatoren für Lichtmaschinen. Kurbelwellengehäuse …«
»Rein zufällig weiß ich, dass Sie in letzter Zeit überhaupt keine Maschinenteile gemacht haben, Joffrey. Rein zufällig habe ich diese Information aus zuverlässiger Quelle.«
»Ach wirklich?« Verzweifelt versuchte Joffrey, seine Stimmbänder zu entknoten. Es fühlte sich an, als hätte sich ein Python um seinen Hals gewickelt und drückte jetzt zu. Er schluckte erneut, was aber nicht viel half.
»Ja, wirklich«, sagte Wigman. »Ich hab mir von meiner Sekretärin die jüngsten Unterlagen bringen lassen. Sieht aus, als wäre die Produktion in dieser Woche um fünfundsiebzig Prozent eingebrochen. Also habe ich mich erkundigt und festgestellt, dass einige Ihrer Kunden seit vergangenem Donnerstag nichts von ihnen gehört haben. Sie sagen, sämtliche Lieferungen seien verspätet.«
Unthank wand sich unter Wigmans strengem Blick. Wie war der Mann auf die Idee gekommen, das zu überprüfen? Jemand musste ihm einen Tipp gegeben haben. Krampfhaft suchte er nach Antworten.
»Deshalb«, sagte Wigman, »dachte ich mir, ich gehe selbst mal nach dem Rechten sehen.« Damit trat er einen Schritt zurück, erlöste Joffrey von der Zimtzweig-Wolke und ging zum Bücherregal. Sein Blick wanderte über die abstrusen Namen auf den Fläschchen und Tiegeln. Dann ging er in die Hocke und tippte mit dem Finger auf einen der weißen Transponderkästen. »Sie haben hier ein paar komische Sachen, Joffrey«, sagte er. »Aber ich war noch nie der Typ, der anderen ihre fixen Ideen vorhält.« Inzwischen hatte er Unthanks Schreibtisch erreicht. Siedend heiß fiel Joffrey die Zeichnung ein, und mit einem Hechtsprung klemmte er sich zwischen den Tisch und den Cheftitan.
»Was halten Sie davon«, sagte Joffrey jetzt mit etwas weniger gepresster Stimme, »wenn wir einen Spaziergang machen? Ich zeige Ihnen die Fabrik, Sie waren ja schon so lange nicht mehr hier. Vielleicht könnten wir sogar im Rostigen Ritzel einen Happen essen? Ich weiß ja nicht, wie’s Ihnen geht, aber ich bin halb verhungert.«
»Was ist das?«, fragte Wigman ungerührt.
»Was ist was?«
»Stellen Sie sich nicht dumm, Maschinenteile«, sagte Wigman. Er zeigte mit dem Finger auf den Papierstapel auf dem Schreibtisch. »Was ist das für ein Bauplan?«
Unthank reckte den Hals, um der Richtung von Wigmans Zeigefinger zu folgen. »Ach, das? Nichts Besonderes. Nur so ein kleines Hobby, das ich in meiner Freizeit …«
Mit einem schwungvollen Schritt trat Wigman um Joffrey herum, schnappte sich die Zeichnung vom Schreibtisch und schüttelte sie glatt. Mit beeindruckend steil nach oben gezogener linker Augenbraue betrachtete er den Plan. Dann drehte er sich zu Joffrey um. »Wenn Sie mir nicht erklären, was das ist und was es in Ihrem Büro macht, dann schwöre ich, werde ich …«
»Das, mein Herr, ist ein Möbius-Zahnrad.« Diese Worte waren nicht aus dem bebenden Mund von Joffrey Unthank gekommen. Vielmehr schienen sie aus dem Wandschrank auf der gegenüberliegenden Seite des Raums zu stammen. Joffrey und Wigman wirbelten herum.
In der offenen Schranktür stand Roger Swindon und strich sich das Revers glatt. Entgeistertes Schweigen folgte seinem überraschenden Auftritt, und Roger nutzte es zu einer Erklärung. »Ich habe diesen Mann beauftragt, es für mich zu bauen. Das Schicksal des Waldes – Ihre Bezeichnung dafür lautet, wenn ich mich nicht irre, Undurchdringliche Wildnis – steht auf dem Spiel. Das Möbius-Zahnrad muss hergestellt werden, Mr. Wigman. So einfach ist das.«
Die Zeichnung schwebte aus Wigmans Fingern auf den Teppichboden, während er den Mann in der Schranktür anstarrte und versuchte, die sehr seltsame Ausstrahlung einzuordnen, die von ihm ausging. Es lag, dachte er schließlich, am Kneifer. Der Mann wusste wirklich, wie man einen Kneifer trug.
ZWEIUNDZWANZIG
Kolonne ·
Heute Abend letzte Vorstellung!
S ie hielten einander an der Hand, alle achtunddreißig. Die lange Schlange reichte von der Veranda vor dem Haus bis über die Hügelkante oberhalb des Tals. Wer konnte, hielt außerdem die Leinen von so vielen Hunden, wie sie nur hatten zusammentreiben können. Man war sich einig, dass Rachel an der Spitze gehen sollte, denn es war nicht vorhersehbar, welche Auswirkung es auf jemanden ohne Waldzauber haben würde, als Erster aus der Peripherie zu treten. Elsie würde das Schlusslicht bilden, um die Strömung am besten zu verteilen. Das waren die Vorsichtsmaßnahmen, die
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