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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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davon erzählt, von Wigman aber nur Hohn und Tadel erhalten habe.
    Wigman hörte gar nicht zu. »Wie lauteten die Vertragsbedingungen?«, fragte er Roger, ohne Unthank weiter zu beachten.
    »Bei Lieferung des Zahnrads freier und uneingeschränkter Zugang zur Undurchdringlichen Wildnis und sämtlichen Ressourcen, die Sie ausbeuten können. Sehr einfach.«
    Unthank widersprach. »Ganz so einfach ist es nicht. Dieses Teil, dieses Möbius-Zahnrad, ist einer der kompliziertesten, kniffligsten Gegenstände, die ich …«
    Wigman winkte ab. »Nehmen wir mal an, ich würde mich beteiligen. Unsere Anstrengungen verdoppeln. Würden Sie uns dann mehr Zeit geben?«
    Roger überlegte einen Moment. Schließlich sagte er: »Ich fürchte, mein Vertrauen in Ihren Mann ist schwer erschüttert. Die Anstrengungen zu verdoppeln wäre das Mindeste – könnte sich aber dennoch als unzureichend erweisen. Nein, ich werde mir einen anderen Hersteller suchen müssen, jemanden, der meinen Anforderungen gewachsen ist.«
    Wider Willen musste Joffrey lachen. »Mr. Swindon, nichts für ungut, aber es gibt keinen …« Er hielt inne, weil ihm etwas einfiel. »Außer. Außer …«
    »Außer?«, fragte Wigman.
    »Einen Moment«, sagte Unthank. »Bitte lassen Sie mich kurz ausreden. Ich war sehr, sehr nah dran, es zu schaffen. So nah, dass ich es schon schmecken konnte. Wenn ich nur ein klein wenig Hilfe bekäme, dann könnte ich das Teil ganz sicher bauen.« Er streckte die Hand aus und bat Roger um die Zeichnung. Etwas zögerlich kam der Mann seinem Wunsch nach, und Joffrey legte das Papier auf den Schreibtisch und strich es glatt. Er deutete auf zwei Namen, die auf den unteren Rand des Zettels geschrieben waren, und las sie laut vor. Er hatte viele Stunden damit verbracht, über diese beiden Namen nachzugrübeln, sich vorzustellen, wie diese Männer wohl ausgesehen hatten. Die Kunstfertigkeit, die man brauchte, um so ein Teil nicht nur zu bauen, sondern zu entwerfen, war einfach atemberaubend. »Esben Clampett. Carol Grod«, las er. »Die brauche ich.«
    »Und, wo sind die?«, fragte Wigman unwillig.
    »Verbannt«, antwortete Roger.
    »Warum um alles in der Welt denn das?«
    »Um exakt das hier zu verhindern – dass jemand ihre Arbeit von damals je wiederholen kann. Damit niemand, nicht einmal die Erbauer selbst, das ursprüngliche Stück übertreffen oder eine bessere Version davon erschaffen kann.« Roger wedelte abfällig mit der Hand. »Die Frau, die sie beauftragt hatte, war eine Wahnsinnige. Völlig irre.« Er sagte das, als wäre es eine hinreichende Erklärung.
    Wigman lachte halblaut. Solche Erfahrungen hatte er schon gemacht – nicht unbedingt die, Verbannte aufzustöbern, aber doch auf jeden Fall, sich Zugang zu Menschen zu verschaffen, die vor potenziellen Konkurrenten abgeschirmt worden waren. Genauer gesagt war es sogar eine von Wigmans Spezialitäten: seine Fähigkeit, Ingenieure und Chemiker zu überreden, die Firmen von Rivalen zu verlassen. Das nannte man Abwerben, und es war keine sehr ehrliche Art, Geschäfte zu machen, aber mit Ehrlichkeit kam man in seinem Beruf nicht weit. »Es gibt nichts, was ein paar Dollarscheine nicht regeln könnten«, sagte er. »Und sagen wir mal, wir würden nur einen finden. Würde das nicht auch ausreichen?«
    Unthank sah Roger flehend an.
    »Sie verstehen nicht«, erwiderte der. »Das ist keine gewöhnliche Verbannung. Diese Handwerker wurden an Orte gebracht, wo man sie nicht ohne beträchtlichen Aufwand erreichen kann. Und man müsste beide finden. Denn ihre Auftraggeberin hat sehr drastische Maßnahmen ergriffen, um dafür zu sorgen, dass einer allein das Stück nicht nachzubauen vermag.«
    »Drastische Maßnahmen?«
    »Einer wurde geblendet, dem anderen wurden die Hände abgehackt.«
    Unthank erbleichte. Plötzlich erschien ihm die Undurchdringliche Wildnis als ein sehr roher und unwirtlicher Ort, und zum ersten Mal begann er an seiner Monomanie, an seiner Besessenheit von der Undurchdringlichen Wildnis zu zweifeln.
    Wigman hingegen war nicht eingeschüchtert. Im Gegenteil. »Beeindruckend«, sagte er. »Diese Frau muss ich kennenlernen. Mir gefällt ihre Arbeitsweise.«
    »Ihre Essenz wurde von lebendigem Efeu verschlungen«, erklärte Roger. »Das wird also nicht möglich sein.«
    »Schade«, sagte Wigman. Dann: »Moment mal – was?«
    Roger winkte erneut ab. »All das tut nichts zur Sache, meine Herren.« Er sah Unthank an. »Wenn wir die beiden finden, glauben Sie, dass es Ihnen dann

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