Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
sie nach der Versammlung im Esszimmer alle zusammen sorgfältig ausgearbeitet hatten.
»Alle verbunden?«, rief Rachel von vorn.
Jeder Unadoptierbare, auch Carol, antwortete. »Jawoll!« – »Mhm.« – »Bin dabei!«
»Also gut«, brüllte Rachel. »Dann los.«
Und so schob sich die Kinderschlange fort von ihrem einsamen Heim inmitten der Peripherie, dem Heim, das sie so viele Tage und Nächte miteinander geteilt hatten. Tage und Nächte, die in der Außenwelt viele Jahre ausgemacht hätten, hier aber, in dieser Zwischenwelt, ein einziger, sich immer und immer wiederholender Tag gewesen waren. Jeder drehte sich noch ein letztes Mal zu der traurigen kleinen Lichtung und dem baufälligen Häuschen um, das sich in die Senke schmiegte. Eine Rauchfahne stieg aus dem Kamin, wie eine Hand, die ihnen zum Abschied winkte.
Im Gehen dachte Elsie über alles nach, was in den vergangenen Tagen passiert war. Die Entdeckung ihrer Verbindung zur Undurchdringlichen Wildnis war zwar merkwürdig, aber doch nicht so eine große Überraschung gewesen, wie man erwartet hätte. Es war, als hätte sie schon immer gewusst, dass sie etwas Ungewöhnliches, Besonderes in sich trug. Darüber hinaus wurde das Gefühl, dass diese Gabe etwas mit dem Verschwinden ihres Bruders zu tun hatte, von Stunde zu Stunde stärker. Tief im Innern hatte sie von Anfang an etwas seltsam Vertrautes, eine Ahnung gespürt, als er nicht nach Hause gekommen war, und sie konnte das nicht länger als Halluzinationen abtun.
Rachel sträubte sich gegen jede Erwähnung ihrer unbegreiflichen Veranlagung. Sie empfand sie offenbar als peinlich. Am Abend vorher, als die letzten Vorbereitungen getroffen wurden, hatte Rachel ihre Schwester jedes Mal abgewürgt, wenn sie darauf zu sprechen kommen wollte. »Das ist nichts«, hatte sie gesagt. »Wir sollten uns lieber darauf konzentrieren, hier rauszukommen.«
Eines allerdings war bei den gesamten Planungen der Kinder nicht berücksichtigt worden: Ihre Ohrringe hatten sie völlig vergessen, die gelben Etiketten, die jedes von ihnen trug. Inzwischen hatten sie sich so daran gewöhnt, dass niemand auf die Idee kam, zu überlegen, wozu sie eigentlich gut waren. Als sie jedoch die Richtung zur östlichen Grenze der Peripheriefalle eingeschlagen hatten, war es zu spät.
»Wer sind Sie?«, herrschte Wigman den Fremden an, als er sich schließlich von seinem Schock erholte hatte. Es kam selten vor, dass Brad Wigman sich in einem Raum befand, in dem er nicht absolut jeden von Bedeutung kannte – und das, wo doch der Mann, der aus dem Schrank gestiegen war, mit einer Kultiviertheit gekleidet war, von der Wigman nur träumen konnte.
»Mein Name ist Roger Swindon. Ich bin nicht aus der Außenwelt.«
»Was machen Sie hier?« Da erinnerte Wigman sich daran, wer er war, und wandte sich an Unthank. »Was macht der hier?«
»Tja, das ist eine etwas längere Geschichte«, setzte Joffrey an, doch Roger schnitt ihm das Wort ab.
»Wie bereits gesagt, habe ihn damit beauftragt, ein Zahnrad zu bauen. Eines, das – wenn es erst fertiggestellt ist – großen Einfluss auf die Lage in meinem Heimatland haben wird. Ich habe ihm einen Anteil am Gewinn versprochen. Aber er ist gescheitert.«
»Gescheitert?«
»Ich hatte ihm fünf Tage eingeräumt, um dieses Stück zu bauen, genau jenes, das Sie auf der Zeichnung gesehen haben. Gerade eben hat er mir mitgeteilt, dass er nicht imstande ist, es herzustellen.« Der seltsame Mann stellte sich selbstsicher zwischen Unthank und Wigman und hob den Bauplan vom Fußboden auf. Er schüttelte ihn aus und faltete ihn entlang der eingegrabenen Kanten zusammen. »Leider bin ich nun gezwungen, meinen Auftrag an einen anderen Fabrikanten zu vergeben. Man hatte mir versichert, Mr. Unthank sei der Beste, aber das war bedauerlicherweise ein Irrtum.«
Wigman sah Unthank, der den Kopf etwas einzog, böse an. »Stimmt das?«
Joffrey nickte.
»Warum haben Sie mir davon nichts erzählt, Maschinenteile?«
»Na ja, Sie waren so, wie soll ich sagen, so verstimmt über mein … mein Interesse an der Undurchdringlichen Wildnis. Deshalb hielt ich es für das Beste, es im Geheimen zu tun. Ich wollte Ihnen hinterher davon erzählen, ganz ehrlich.« Unthank log den Cheftitanen an. In gewisser Weise fühlte sich das gut an.
»Joffrey, Joffrey«, schalt Wigman. »Solche Sachen müssen Sie mir doch sagen. Ich könnte Ihnen helfen, Mann.«
Joffrey erhob Einspruch, stammelte, dass er dem Cheftitanen aber doch sehr wohl
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