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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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dabei erwischt werden, wie sie mit einem Zirkusbären sprach. Erstens würden sie dann sehr wahrscheinlich aus dem Zelt geworfen, und zweitens liefen sie auch noch Gefahr, in die Irrenanstalt gesteckt zu werden.
    Curtis stupste ihr den Ellbogen zwischen die Rippen und zeigte in den Käfig. Dort, in der Finsternis, fingen zwei kleine Augen das Licht der Scheinwerfer auf. Sie leuchteten gelb und waren genau auf die zwei Kinder gerichtet. Als der Bär die Pfoten bewegte, glitzerten die beiden goldenen Haken.
    Prue warf Curtis einen kurzen Blick zu, dann wandte sie sich an die Gestalt hinter den Gitterstäben. »Wir wissen, wer du bist. Wir wissen, dass du einer der beiden bist, die im Auftrag der Gouverneurin ihren Sohn Alexei nachgebaut haben. Und wir wissen auch, dass du in den Unterwald verbannt wurdest. Es ist wahnsinnig wichtig, dass du mit uns kommst.«
    Der Bär schwieg. Sein schwarzes Fell verschmolz mit der Dunkelheit um ihn herum. Es war, als schwebten die glänzenden Augen und funkelnden Haken in der Luft.
    Jetzt meldete sich auch Curtis zu Wort. »Machen wir es kurz, Esben: Du musst mitkommen. Wir können dich zurück nach Südwald bringen. Die Gouverneurin ist längst weg, wir waren dabei, als sie …« Er zögerte, zu sagen, dass sie gestorben war, denn ganz so war es ja nicht gewesen. »Als sie verschwunden ist«, entschied er sich schließlich, den Satz zu beenden.
    Immer noch kein Wort von dem Bären.
    »Warum sprichst du nicht mit uns?« Prue fühlte sich allmählich verzweifelt. Einige der Kisten und Käfige hinter ihnen wurden bereits auf Lastwagen verladen. In der Ferne hörte man, wie eine Lokomotive gestartet wurde. »Wir wissen, dass du sprechen kannst. Wir wissen, dass du aus dem Wald stammst.«
    Curtis probierte es mit Schmeicheleien. »Toller Auftritt übrigens. Echt beeindruckend. Ich finde, du machst wirklich das Beste aus deiner, also, du weißt schon …« Erneut stockte er und suchte nach dem richtigen Wort. »Behinderung.«
    Die leuchtenden Augen richteten sich auf Curtis, und er glaubte, darin einen wachsenden Zorn zu erkennen. Der Atem des Bären ging schneller. Curtis schielte zu Prue, die ihm einen missbilligenden Blick zuwarf.
    Sie räusperte sich. »Wir brauchen dich. Du musst uns nach Südwald begleiten.«
    Jetzt stieß der Bär ein Knurren aus, das tief aus seinen Eingeweiden zu kommen schien. Seine Weigerung, zu sprechen, verstörte Curtis, und einen Moment lang überlegte er, ob sie vielleicht doch den falschen erwischt hatten, ob die beiden Haken an den Pfoten reiner Zufall waren. Am Ende redeten sie wirklich mit einem stinknormalen Bären.
    Doch Prue fuhr unbeirrt fort: »Bitte. Wir haben gehört, wie schrecklich du behandelt wurdest. Glaub uns, wir wissen, was für eine furchtbare Frau die Gouverneurin war. Aber sie war verrückt. Sie dachte, sie tut das Beste für das Land. Und vielleicht hatte sie sogar recht. Ich komme aus der Außenwelt, aber ich bin ein Mischling. Der Ratsbaum von Nordwald hat mit mir gesprochen und mir gesagt, dass ich dich und den anderen Erbauer finden muss, um den Wald zu retten. Wir brauchen deine Hilfe. Unbedingt.«
    »Du musst Alexei wiederbeleben, den mechanischen Jungen«, warf Curtis ein. Sein Tonfall war drängend, denn bei all den herumlaufenden Zirkusarbeitern mussten sie zwangsläufig bald entdeckt werden.
    Da warf sich der Bär plötzlich in einem heftigen Ausbruch von Wildheit gegen die Käfigstäbe. Er stieß ein gewaltiges Gebrüll aus, das Curtis die Haare auf dem Kopf flach blies und Prue einen Schrei entlockte. Beide fielen rückwärts in den Dreck, die Gesichter feucht von Bärenspucke. Auf der Stelle gerieten die Arbeiter in hellen Aufruhr und kamen hastig angerannt.
    In dem Moment tat Curtis etwas Impulsives. Während der Bär sich ins Dunkel zurückzog und die Rufe der Zirkusmitarbeiter durch die Luft schallten, griff er nach dem Orden an seiner Brust. Es war der, den die Maulwürfe ihm verliehen hatten, mit dem Mann, der den Daumen hochhielt. Der, auf dem ZEKE stand. Er zog ihn von der Jacke ab, stand auf, steckte ihn zwischen den Stäben hindurch und schob ihn dem Bär entgegen. Kaum hatte er das getan, waren auch schon die Zirkusleute bei ihnen.

    »Was macht ihr denn hier?«, schrie einer.
    »Wer hat euch reingelassen?«, brüllte der Nächste.
    Die Stimme des Mannes, der Septimus ’ Trick zum Opfer gefallen war, übertönte alle anderen. »Das sind doch schon wieder diese Kinder! Die müssen sich heimlich

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