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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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müssen wir alle die Revolutionsschärpe tragen und uns diese Nadeln anstecken.« Er zeigte wegwerfend mit einer Kralle auf die Brosche an seinem Revers. »Um uns alle an den Großen Fahrradputsch zu erinnern und was er den Menschen nicht alles gebracht hat. Aber das ist natürlich keine offizielle Verordnung oder so – nicht doch, niemand sagt dem anderen, was er zu tun hat, stimmt’s? Weil wir ja die Neue Gesellschaft haben, richtig? Wir sind jetzt alle frei.« Der Wolf lachte leise vor sich hin und salutierte feierlich, indem er den Arm quer über die Brust legte. »Aber wehe, man läuft ohne Anstecknadel rum, dann heißt es: Bürger Donalbain ist ein Svikist und ein Konterrevolutionär!
    Also verhalte ich mich unauffällig und tue, was man mir sagt, und trage die Schärpe und die Nadel und singe › Die Stürmung des Kerkers‹ und › Le Vélo Rouge ‹ mit den anderen, selbst wenn mir diese schmalzigen Lieder zum Hals raushängen. Und ich komme ja ganz gut klar, stimmt’s? Aber: Recht und Gesetz sind ein einziges Tohuwabohu, es sind Galgenvögel unterwegs, und die Straßen sind nachts nicht mehr so sicher.« Der Wolf hustete in die Pfote. Bittend sah er Iphigenia an. »Ihr hättet wohl nicht zufällig noch ein Glas von eurem guten Nordwalder Klatschmohnbier für mich? Das viele Reden macht ganz schön durstig.«
    Die Älteste Mystikerin nickte und rief einen der im Hintergrund wartenden Helfer. Man brachte dem Korporal einen großen Becher mit Schaumkrone, aus dem er gierig trank, bevor er fortfuhr.
    »Aber das ist ja nicht das Schlimmste daran. Bei Weitem nicht. Das Gefängnis also, wisst ihr, das aus dem Lied, das wir damals gestürmt haben, um all die zu Unrecht eingesperrten Vogelbürger zu befreien, ja? Tja, das ist schon wieder ziemlich voll geworden, wie gesagt. Aber das ist ja kein Problem, weil die ganzen Beschimpfungen und Intrigen so ein Ausmaß angenommen haben, dass die echten Kritiker, die echten Kollaborateure und Svikisten, also – die sind einfach: krrrrkkk .« Er machte ein heiseres Geräusch und zog die Pfote vor der Kehle her.
    »So ist es doch eine schöne saubere Sache, was? Aber das Schlimmste, ihr Götter, das Allerschlimmste ist die Synode.« Nach diesen Worten nahm der Wolf einen großen Schluck Bier, wie um seine Nerven zu beruhigen. »Der Kalifenrat, religiöse Fanatiker, die während der Herrschaft der Svik-Dynastie zugunsten einer weltlicheren Gesellschaft an den Rand gedrängt wurden, und jetzt mit aller Macht zurück sind.«
    Curtis schielte zu Iphigenia und bemerkte, dass sie besorgt das Gesicht verzog.
    Der Wolf sprach weiter. »Plötzlich sah man an jeder Straßenecke diese Kapuzenclowns, ihre Schüler. Die bimmeln mit ihren Glöckchen und lesen Schriften über Heiligtum und Erlösung vor, und wenn man nichts zu essen auf dem Tisch hat, tja, dann kommen einem diese Pamphlete mit ihren ganzen leuchtenden Versprechungen wahnsinnig verlockend vor. Also wächst die Versammlung am Morschen Baum, und dann marschiert die Synode selbst in ihren Kapuzen und dunklen Gewändern durch die Straßen von Südwald und schlägt ihre Gongs und schwenkt die Weihrauchfässer, und alle stehen da und starren und lauschen. Und ehe man sichs versieht – und das kann ich beschwören, ich hab’s mit eigenen Augen gesehen –, spazieren ein paar von den Kalifen sogar durch die Villa Pittock, schütteln den Politikern die Hände und halten hinter verschlossenen Türen Sitzungen mit den Kommissaren und Ratsherren und so weiter und so fort.«
    Curtis hörte ein Stöhnen und sah Brendan neben sich den Kopf in die Hände stützen.
    »Ihr Einfluss wächst«, sagte Iphigenia ernst. »Das wissen wir schon seit einiger Zeit. Der Ratsbaum hat uns darauf aufmerksam gemacht. Das Gift wirkt an der Wurzel der Pflanze, meine Freunde. Wenn es nicht herausgeschnitten wird, dann wird unsere gegenwärtige Lage nur noch weiter verschlimmert.«
    »Aber was ist mit Prue?«, wollte Curtis wissen. »Wer hat diesen Attentäter geschickt? Diese Kalifen?«
    Der Wolf trank in einem Zug den letzten Rest Klatschmohnbier aus und stellte den leeren Krug geräuschvoll auf der Feuerstelle ab. Er leckte sich den Schaum von den Lippen. »Gut möglich, gut möglich. Obwohl es genauso gut irgendeine Fraktion aus der Villa Pittock sein könnte, ein echter Alt-Svikist zum Beispiel. Die haben immer noch ein bisschen Macht, auch wenn sie gezwungen sind, im Geheimen zu operieren.«
    »Woher hast du dann diese Informationen?«, fragte

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