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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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sie.
    »Prue!«
    »Das Außenweltmädchen!«
    Brendan stillte die allgemeine Neugier. »Meine lieben Räuberkollegen: Bitte heißt unsere Freundin und Verbündete Prue McKeel in unserem Lager willkommen. Wir wurden gebeten, ihr Asyl zu gewähren, da ihr Leben in großer Gefahr ist.«
    Es folgte zustimmendes Murmeln. Prue hörte jemanden etwas von einem zusätzlichen Esser raunen, aber derjenige wurde rasch zum Schweigen gebracht. Eine Stimme übertönte den Rest: »Was für eine Gefahr?«
    Brendan erzählte ihnen alles, was er erfahren hatte. In allen Einzelheiten berichtete er von ihrem hastigen Aufbruch aus Nordwald, dem Kampf auf der Straße der Außenwelt. Im Anschluss war es ganz still. Noch mehr Räuber waren eingetroffen, und Prue sah die schmutzigen Gesichter kleiner Kinder um die Beine ihrer Eltern spähen. Schließlich trat ein Räuber vor. Es war ein jüngerer Mann in einem zerlumpten Mantel mit Gürtel, den Prue nicht erkannte. Wahrscheinlich waren seit dem Krieg mit der Gouverneurswitwe eine Menge neue Rekruten benötigt worden.
    »Aber Brendan«, fragte er zögernd. »Was, wenn dieser Fuchs uns aufspürt?«
    Eine weitere Stimme schaltete sich ein, eine Frauenstimme. »Genau. Wir haben uns gerade erst hier eingerichtet. Müssen wir wieder umziehen?«
    »Er wird uns nicht finden«, sagte Brendan. »Keine Chance. Es ist das bestversteckte Lager, das wir seit einer Generation hatten. Das werden wir frühestens verlassen, wenn die hier geborenen Kinder schon alt sind. Aber wenn das alle beruhigt, stellen wir extra Wachen auf und verstärken die Sicherheitsvorkehrungen. Selbst wenn ein Kitsune hier reinkommt, wird er den Kampf nicht überleben. Klar?«
    Ein allseits gemurmeltes »Ja«.
    Der Räuberkönig fuhr fort. »Vielen von euch mag es vorkommen, als hätten wir einfach nur ein weiteres Maul zu stopfen. Die Sorge ist nachvollziehbar. Ich weiß, dass unsere Vorräte sehr knapp sind. Und ich weiß auch, dass die Räuberei nicht genug einbringt. Aber wir sind eine starke Gemeinschaft, und wir haben schon Schlimmeres überstanden. Mein Urgroßvater Ben hat die Räuberkriege überlebt, wo seine Leute nichts als Gras und Moos gegessen und trotzdem am Ende gesiegt haben. Wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Wir schaffen das.«
    Die Menge beriet sich, und nach einer Weile herrschte Einigkeit: Prue durfte bleiben. Froh lächelte sie in die Runde. »Vielen Dank«, krächzte sie heiser vor Erschöpfung. Es war ein sehr langer Tag gewesen. Curtis merkte es und stupste seine Freundin mit dem Ellbogen. »Komm mit«, sagte er. »Ich bringe dich ins Nachwuchsquartier.«
    Die beiden verabschiedeten sich und folgten einem Holzsteg, der sich an der Felswand entlang von der Gemeinschaftshöhle fortschlängelte. Curtis trug eine rote Laterne, die ihnen den Weg leuchtete. Prue musterte ihn, der trübe Schein des Dochts zeigte einen Curtis, den sie kaum zu erkennen glaubte. Sein Gesicht wirkte länger, älter. Im rechten Brillenglas war ein kleiner Sprung, genau neben der Nase, und es kam ihr so vor, als füllten seine Schultern die verschlissene Uniformjacke stärker aus, als sie in Erinnerung hatte. Auch seine Augen sahen älter aus, ruhiger.
    Er bemerkte, dass sie ihn ansah. »Was ist denn?« Er lächelte verlegen.
    »Ach, ich weiß auch nicht. Du siehst anders aus, finde ich.«
    »Na ja, ich bin ein Grünschnabelräuber, erste Klasse.«
    Prue lachte über die Bezeichnung. »Mannomann, Curtis, wer hätte geahnt, dass mal so was aus dir wird?«
    »Hier gehöre ich her, Prue. Das ist jetzt mein Leben.«
    Sie bogen auf eine Seilbrücke ab, die über die Schlucht führte.
    »Was ist mit deinen Eltern? Deinen Schwestern?«
    »Denen geht’s gut. Neulich habe ich einen ziehenden Kranich überreden können, mal vorbeizufliegen, nur um zu sehen, wie es ihnen geht. Er hat mir ausrichten lassen, dass sie gerade Koffer gepackt haben, offenbar für einen Urlaub oder so. Deshalb glaube ich, dass sie ganz gut ohne mich klarkommen.«
    Prue nickte etwas beruhigt. »Meinst du, dass du es ihnen je erzählen wirst?«
    »Weiß nicht. Vielleicht irgendwann mal. Es ist kompliziert. Ich möchte nicht, dass sie versuchen, mich hier zu finden. Sie würden sich ja in der Peripherie verirren.«
    »Wobei du ein Mischling bist«, gab Prue zu bedenken, als sie von der Seilbrücke trat und Curtis auf eine weitere Holztreppe folgte. »Bedeutet das nicht, dass deine Eltern auch die Grenze überqueren können?«
    »Wer weiß, woher dieser Teil

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