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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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»Zieh deine Arbeitssachen an«, zischte sie.
    »Was, das da?« Elsie deutete auf den Overall, den sie am Vorabend erhalten hatte. Er steckte immer noch in der Plastikhülle.
    Martha verdrehte die Augen. »Ja-ha.« Dann fügte sie hinzu: »Muss ich dir dabei das Händchen halten?«
    Ein älteres Mädchen, das auf dem Bett neben Martha saß und sorgfältig ein Paar schwarze Stahlkappenstiefel zuschnürte, mischte sich ein. »Bist ja unheimlich liebenswürdig zu den Neuen, was, Martha?«
    »Ich bin eben ein freundlicher Mensch«, erwiderte Martha spöttisch.
    »Sollen wir etwa auch arbeiten gehen?«, fragte Elsie.
    Das Mädchen mit den Stiefeln unterdrückte ein Lachen.
    Martha sagte: »Ja, natürlich sollt ihr arbeiten. Wir alle arbeiten.«
    Verdutzt sah Elsie sich im Zimmer um. »Aber ich hab noch nie so richtig gearbeitet, also, ich meine, ich helfe im Haushalt und so, das schon. Aber ich hatte noch nie einen Job.«
    »Tja, willkommen in der Arbeitswelt«, meinte Martha.
    Rachel, die zwar aufrecht stand, aber immer noch halb schlief, hatte das alles bisher wortlos aufgenommen. »Hey, Brilli«, sagte sie nun endlich.
    Martha zog eine Augenbraue hoch.
    »Ich weiß nicht, wer dir was erzählt hat, aber wir sind nur für zwei Wochen hier. Wir sind offiziell keine › Waisen‹.« An dieser Stelle malte sie mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. »Deshalb werden wir wohl kaum irgendwelche Arbeit machen, vielen Dank auch. Ganz besonders nicht in einer Fabrik.«
    »Das sagen sie alle.« Das war wieder das Mädchen neben Martha, das soeben den Schnürsenkel durch die letzte Öse gefädelt hatte.
    »Das sagt wer?«, fragte Rachel.
    »Die Frischlinge. Die Anfänger. Die Neuen. Immer heißt es: › Ich muss nicht arbeiten, meine Eltern können mich jeden Moment abholen kommen.‹ Oder: › Vielleicht werde ich heute adoptiert! Ich rödel doch in keiner Fabrik rum.‹ Immer dasselbe. Ihr knickt schon noch ein. Verlasst euch drauf, ihr knickt ein.« Die Stimme des Mädchens klang wie ausgehöhlt, wie ein abgestorbener Baumstamm.
    »Sonst was?«, fragte Rachel kämpferisch. »Was, wenn ich mich weigere? Es gibt Gesetze gegen so was.«
    Martha meldete sich zu Wort. »Sonst kriegst du einen Strafpunkt.«
    Rachel lachte. »O weh! Ein Strafpunkt?« Sie hielt sich den Handrücken an die Stirn und mimte Entsetzen. »Was mach ich dann bloß?«
    »Was ist ein Strafpunkt?«, flüsterte Elsie.
    Martha ignorierte die jüngere Schwester und konzentrierte ihre wachsende Verärgerung auf Rachel. »Wenn du davon genug gesammelt hast, bist du unadoptierbar.«
    »Un-was?« Rachel ließ die Hand sinken.
    »Unadoptierbar. Das heißt keine Adoption.«
    »Aber was soll das überhaupt heißen? Ich bin keine Waise! Ich stehe doch gar nicht zur Adoption!« Rachels höhnischer Tonfall wich echter Verunsicherung.
    »Jeder hier ist eine Waise«, sagte Martha. »Es kommt nie jemand, um uns hier rauszuholen. Aber wenn du unadoptierbar bist, wirst du ins Arbeitszimmer vom Leiter gerufen. Und dann sehen wir dich nie wieder.«
    »E-ehrlich?«, stammelte Elsie. »Nie wieder?«
    »Nie«, sagte Martha.
    Rachel schüttelte sich den Schlaf aus dem Kopf und blickte von einer zur anderen. »Ist doch lächerlich. Das können die nicht machen. Wir sind hier nur zwei Wochen untergebracht, dann kommen Mama und Papa uns abholen.«
    »Gestern hast du aber gesagt, dass sie das nicht machen«, wandte Elsie ein.
    Rachel warf ihrer Schwester einen bösen Blick zu. »Das war ein Witz. Natürlich kommen sie.«
    Nun machte Martha ihren grauen Overall zu, wischte sich etwas Schmieröl von den Gläsern ihrer Schutzbrille und zog sie sich über die Haare. »Hey, dann kann euch ja nichts passieren.« Sie klang gleichgültig. »Passt nur auf, dass ihr euch keine Strafpunkte einhandelt.«
    Allmählich steigerte sich Rachels Zorn, ihr Gesicht nahm die Farbe einer reifen Spätsommertomate an. Elsie hatte das schon erlebt – die Wangen ihrer Schwester hatten eine ähnliche Schattierung gehabt, nachdem ihre Mutter heimlich in ihr Zimmer gegangen war und all ihre schwarzen Lippenstifte in den Müll geworfen hatte. Vorsorglich drückte Elsie Tina an die Brust, wie um sie vor der unausweichlichen Explosion zu schützen.
    »Das … das können die … mit uns … nicht machen«, stieß Rachel hervor, jedes Wort noch lauter als das letzte, bis sie ihren Satz aus vollem Halse brüllend beendete: »Wir sind … Amerikaner!« Und mit dieser abschließenden Erklärung stürmte sie auf

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