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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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Hand in die kleine Öffnung und gab Unthank die Mutter. Er hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger. »Sehr gut. Das hier ist eine hochlegierte rhombenoszillierte Schraubenmutter. So eine steckt in jedem automatischen Daiquirimixer. Nun haben aber alle vom Hersteller durchgeführten Verbesserungen an bisherigen Typen dieser Maschine meines Erachtens nicht ausgereicht. Daher habe ich selbst ein wenig gebastelt. Das Gerät sozusagen aufgemotzt. Selbstredend ist dadurch der Garantieanspruch erloschen.«
    Der Apparat machte ein lautes Geräusch, als etwas, das wie ein Metallgebiss aussah, auf die Stelle herabstampfte, wo gerade die Mutter gelegen hatte. Joffrey lächelte. Elsie starrte ihn an.
    Er räusperte sich und fuhr fort: »Die Sache ist die, um die Leistung dieser Maschine zu maximieren, musste ich mich von einigen der … wie soll ich es ausdrücken … vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen trennen. Anstatt dass also die neue Mutter einfach auf dieses Tellerchen ausgespuckt wird, muss jemand mit sehr kleinen Händen das Stück manuell entnehmen. Wie du gerade.«
    »Aha«, sagte Elsie. »Verstehe, glaube ich.«
    »Eines solltest du allerdings wissen.« Er machte eine Pause und sah sie mit ausdrucksloser Miene an. »Wie war noch dein Name?«
    »Elsie.«
    »Hübscher Name. Also, Elsie, Liebes, sollten deine kostbaren Fingerchen gerade in der Maschine stecken, wenn sie die Mutternausgabe neu einstellt, würde die gesamte Maschinenteilgemeinde eines der fabelhaftesten Handpaare der vergangenen drei Jahre beraubt.«
    »Wie bitte?« Elsie strengte sich an, die Bedeutung des letzten Satzes zu ergründen.
    »Jedenfalls der letzten zwei Jahre mindestens. Unter den Top Ten. Wunderschöne, winzige Hände.«
    »Sie hackt mir die Hand ab?«, keuchte Elsie.
    Erneut räusperte Joffrey sich. »Genau.« Und lächelte. »ABER: Du hast locker fünf, sechs Sekunden, um reinzufassen und die Mutter rauszuholen. Ein Mädchen von deinem Talent sollte es in zwei, höchstens drei schaffen.«
    Elsie malte sich immer noch die Folgen einer Verzögerung aus. In diesem Moment wurde ihr schmerzlich bewusst, wie froh sie darüber war, zwei Hände zu besitzen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie schon, wie sie versuchte, sich mit einem Haken anstelle einer Hand ein Marmeladebrot zu streichen. Selbst in ihrer Vorstellung war das keine leichte Aufgabe.
    Joffrey schnippte mit den Fingern. »Nicht träumen, meine liebe Elsie. Was du ebenfalls wissen solltest, ist, dass diese Muttern extrem wertvoll sind. Sehr, sehr wertvoll. Falls also eine zerstört werden sollte – und verlass dich darauf, die Maschine wird sie zerstören, wenn sie stecken bleibt und nicht rechtzeitig entnommen wird –, und falls wir, die Fabrik, das Waisenhaus, die Gesellschaft, dadurch in einer Welt leben müssen, in der es eine hochlegierte rhombenoszillierte Schraubenmutter weniger gibt und infolgedessen einen zufriedenen Daiquiriautomatenbesitzer weniger, dann ist das schlimm. Sehr, sehr schlimm. Hast du das verstanden?«
    »Ja, Mr. Unthank«, sagte Elsie.
    »Und ich sage das nur ungern, aber solltest du zulassen, dass eine zerstört wird, weil du sie nicht rechtzeitig mit diesen Weltklasse-Maschinenteil-Händen entnimmst, dann bin ich – ohne eigene Schuld – gezwungen, dir einen Strafpunkt zu geben.«
    Elsie empfand einen ängstlichen Stich in der Brust. »Ja, Mr. Unthank.«
    »Und du weißt ja, was passiert, wenn man drei Strafpunkte hat, oder?«
    »Man ist una-unadoptierbar?«
    »Ganz genau.« Joffrey freute sich. »Du lernst schnell, Elsie. Ich glaube, du bist ein sehr kluges Mädchen. Und sehr kluge Mädchen haben oft eine sehr lange und glückliche Laufbahn in Maschinenteilen.«
    »Danke, Mr. Unthank.«
    »Tja, dann überlasse ich dir dieses Schätzchen mal. Nicht vergessen: Erst den Knopf, dann warten, Hebel, Klirren: starten. Klar?« Er wiederholte den Reim noch einmal und betonte dabei den Rhythmus: »Erst den Knopf, dann warten, Hebel, Klirren: starten.« Während er sich umdrehte und wegging, sang er weiterhin das Mantra vor sich hin und wedelte dabei mit dem Zeigefinger, als würde er ein Orchester dirigieren. Als er in der Raummitte ankam, begutachtete er die Produktion um sich herum. Die Maschinen arbeiteten alle auf vollen Touren und erzeugten dabei eine Sinfonie von Scheppern, Klappern und Stöhnen. Die Kinder waren emsig beschäftigt, manche bedienten Maschinen wie die von Elsie, während andere, darunter auch Rachel, die winzigen Schrauben, Muttern und

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