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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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ein Zischen aus dem Geäst über ihren Köpfen hörten.
    »Hey!« Es war Septimus. »Versteckt euch! Da kommt was!«
    Ohne ein Wort sprangen Prue und Curtis ins Gebüsch und duckten sich in den hohen Schwertfarn am Wegesrand. Vor ihnen öffnete sich der Pfad zu einer Wiese, und dorthin spähten die beiden Kinder jetzt. Ein wenig Schnee rieselte Prue in den Jackenkragen, als sie gegen die Farnwedel stieß, und sie zuckte bei der plötzlichen Kälte zusammen.
    Nun hörten sie ein Knacken im Unterholz auf der anderen Seite der Wiese. Für Prue klang es, als käme etwas auf vier Füßen, und sie senkte den Kopf noch tiefer. Sie stellte sich einen schwarzen Fuchs vor, der mit gefletschten Zähnen vor ihr auftauchte, und empfand ein ängstliches Stechen in der Brust.
    Aber nein: Es war eine Antilope. Und zwar eine sehr müde aussehende. Sie blieb am Rande der Lichtung stehen und schnüffelte am gefrorenen Boden. Als sie den Kopf drehte, bemerkte Prue, dass sie das sackleinene Gewand der Mystiker von Nordwald trug, und konnte sich nicht beherrschen: Sie sprang aus ihrem Versteck und erschreckte die Antilope fast zu Tode.
    »Hallo!«, rief sie. »Ich bin’s, Prue!«
    Die Antilope scheute und sprang zurück, bereit, blitzschnell zu fliehen. Als sie jedoch Prue erkannte, erhellte ein Ausdruck der Überraschung ihre Miene.
    »Das Mischlings-Mädchen! Wie froh ich bin, dich zu sehen!«
    Prue winkte Curtis aus den Farnen heraus. »Was machst du in Wildwald?«, fragte sie die Antilope.
    »Ich dachte schon, ich würde euch nie finden. In ganz Wildwald nicht, und ich war darauf eingestellt, überall zu suchen.«
    »Du bist unseretwegen gekommen?« Curtis wischte sich Schnee von der Hose.
    »Ja.« Jetzt wich die Verwunderung auf dem Gesicht des Tiers einer Niedergeschlagenheit. »Mein Name ist Timon. Die Älteste Mystikerin hat mich zu euch geschickt. Um euch zu warnen.«
    Prue erstarrte, eine stille Erkenntnis überfiel sie. Der Mystiker hätte gar nichts sagen müssen, sie verstand auch so, was er ihr mitteilen wollte. Es war, was sie erwartet hatte, was die Bäume ihr übermittelt hatten.
    »Iphigenia«, sagte sie.
    Die Antilope nickte traurig. Ihre Knie gaben nach, und sie legte sich auf den Boden. Kopfschüttelnd sagte sie: »Oje, oje.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Ach, Prue.« Timon war ganz in seinen Kummer versunken. »Ach, liebe Prue.«
    Prue warf Curtis einen schnellen Blick zu, ehe sie auf das Tier zuging, sich hinkniete und das bürstenähnliche Fell auf seinem Hals streichelte. »Beruhige dich«, sagte sie in dem Versuch, tröstlich zu klingen, wie ihre Eltern, wenn sie ihr liebevoll über den Rücken streichelten, weil sie wegen eines verlorenen Haustiers oder vergessenen Spielzeugs jammerte. »Ist schon gut. Schon gut.«



Mit einem Huf wischte sich die Antilope eine Träne von der Wange. »Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll, bis jetzt hatte ich mir nicht gestattet, überhaupt nachzudenken. Ich war so darauf konzentriert, dich zu finden, wie es mir die Älteste Mystikerin aufgetragen hatte. Und alles schien so hoffnungslos, aber wenigstens konnte ich mich dadurch von diesen schrecklichen, schrecklichen Ereignissen ablenken.«
    »Welchen Ereignissen?«, fragte Prue. Inzwischen stand auch Curtis neben ihr und sah sie forschend an. »Geht es Iphigenia gut?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte der Mystiker. »Als ich sie verließ, wurde sie noch verfolgt. Sie hat mich zu euch geschickt. Das war das Letzte, was sie zu mir sagte: › Finde die Mischlingskinder. Warne sie.‹ Aber weit war ich noch nicht gekommen, als ich eine böse Vorahnung von den Bäumen spürte. Ich fürchte, sie ist vielleicht nicht mehr.« Jetzt brach er in Schluchzen aus.
    Curtis trat wütend mit der Schuhspitze in den Boden. »Es war dieser Fuchs, stimmt’s? Diese Fuchs-Frau.«
    Timon nickte, um Beherrschung bemüht. »Sie ist eine gefährliche Widersacherin. Ihre Partner haben wir außer Gefecht gesetzt, aber sie selbst war zu stark und zu leichtfüßig.«
    »Wie viele waren es?«, wollte Prue wissen.
    »Drei: zwei Männer, eine Frau.«
    »Darla«, sagte Prue. »Darla Thennis.«
    »Du kennst sie?«, fragte Timon.
    »Ja, sie war meine Biolehrerin.«
    Verdutzt sah Timon sie an.
    »Aber sie hat überlebt?«, fragte jetzt Curtis.
    »Ja. Und es könnte noch mehr geben. Kitsunes sind nie in Rudeln von mehr als drei Mitgliedern unterwegs. Ihre Ausbildung dreht sich um das Konzept des strategischen Dreiecks. Sie wurde vielleicht ihrer jetzigen beiden

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