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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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ungeratene Kinder – und damit auch die gesamte Belegschaft – zu hintergehen, indem sie sich in mein Büro schlich und dieses wertvolle Gerät entwendete. Ich frage euch, Kinder, welche Familie würde ein Mädchen adoptieren wollen, das so etwas tut?«
    »Ich stehe gar nicht zur Adoption«, entgegnete Rachel plötzlich. Sie hatte den Kopf gehoben.
    »Tja, jetzt auf jeden Fall nicht mehr«, sagte Unthank. »Ich würde sogar sagen, dass du ziemlich … unadoptierbar bist.« Er lachte kurz über seinen eigenen Witz. Desdemona verzog den Mund zu einem dünnen Lächeln.
    Rachels Haare fielen wieder vor ihr Gesicht, und ihre Schultern sackten herab.
    »NEIN!«, rief Elsie, Tränen in den Augen.
    Joffrey ignorierte diesen Ausbruch und nahm sich stattdessen noch einmal Martha vor, die unverändert stocksteif dastand. »Was dich betrifft, Song, deine Unaufrichtigkeit ist höchst betrüblich. Ich werde dir einen extra Strafpunkt wegen Lügens geben müssen. Das macht drei Strafpunkte in drei Minuten.« Dann verkündete er ausdruckslos: »Unadoptierbar«, während Miss Mudrak etwas auf ihren Zettel kritzelte.
    Martha war leichenblass geworden, was einen starken Kontrast zu den schwarzen Ölflecken auf ihren Wangen bildete. Ein Junge neben ihr raunte wütend: »Er hat dich reingelegt!« Desdemona sah ihn böse an.
    Nun bedeutete Unthank Rachel und Martha, in die Raummitte zu kommen. Missmutig stellten sie sich neben ihn und Desdemona. Er legte die Arme um die Schultern der beiden Mädchen und sah die restlichen Kinder an.
    »Wir bei Maschinenteile Unthank«, erklärte er laut, »glauben an Arbeitersolidarität, an Solidarität bei der Herstellung der besten Maschinenteile, die wir nur herstellen können. Wenn diese Grundwerte von Übeltätern, Lügnern und Dieben untergraben werden, dann ist es unerlässlich, zum Wohle der Firma der Gerechtigkeit Genüge zu tun.«
    Die beiden Mädchen rechts und links von ihm hatten völlig unterschiedliche Haltungen eingenommen: Während Martha den Kopf hochreckte und eine entsetzte Miene auf dem Gesicht trug, sah Rachel auf den Boden, und ihre Haare schirmten die Augen ab wie ein Vorhang.
    »Ich vertraue fest darauf«, fuhr Unthank fort, »dass dieser bedauerliche Vorfall unsere Produktivität nur noch steigern wird. Je mehr Strafpunkte verteilt werden, je mehr Unadoptierbare wir haben, desto größer wird unsere Disziplin. Ich wünsche noch einen guten Tag.«
    Und damit führte er Martha und Rachel aus dem Raum.
    Hastig wandte Elsie sich zu ihrer Maschine um und zog am Hebel, und eine Mutter wurde ausgespuckt. Sofort betätigte sie ein zweites Mal den Hebel, die Zähne der Maschine senkten sich herab und zerquetschten die nagelneue Mutter mit einem lauten KLONK!
    Unthank blieb an der Treppe stehen und drehte sich um. »Was war das?« Sein Blick blieb an Elsie hängen. »Was hast du getan?«
    »Hoppla«, sagte Elsie. Erneut zog sie am Hebel. Eine neue Mutter landete im Fach, und wieder wurde sie zerstört.
    Unthanks Gesicht wurde dunkelrot. Er ließ Martha und Rachel stehen und stapfte auf Elsie zu. »Das sind zwei Strafpunkte, kleines Mädchen«, sagte er.
    Elsies streckte die Hand nach dem Hebel aus, aber Rachel hob den Kopf. »Nicht, Elsie!«
    »Tut mir leid, Schwesterherz«, sagte Elsie. »Ich kann dich nicht allein gehen lassen.« Dann zog sie zwei Mal am Hebel. Innerhalb von Sekunden wurde eine weitere hochlegierte rhombenoszillierte Schraubenmutter erzeugt und zermalmt.
    »DREI STRAFPUNKTE!«, brüllte Unthank, Spucke spritzte aus seinem Mund. »UNADOPTIERBAR!« Mit schnellen Schritten war er bei Elsie, packte sie grob an der Schulter und schob sie zur Treppe hinter Martha und Rachel. Er sah sich zu den anderen um. »Noch jemand? Will mich noch jemand herausfordern?«
    Alles schwieg.
    Daraufhin strich Unthank sich den Pullunder glatt, der durch die ganze Aktivität ziemlich in Unordnung geraten war, und schob sich ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. »Also gut«, sagte er, jetzt ohne seine anfängliche Gelassenheit. »Zurück an die Arbeit.«
    Seine Geduld war am Ende. Er wies Martha, Rachel und Elsie nicht an, in den Schlafsaal zu gehen, sich zu säubern und ihre persönlichen Habseligkeiten zu holen. Sondern er schubste sie unsanft die Treppe hinauf und brachte sie unverzüglich in sein Büro.

ZEHN
    Die strauchelnde Antilope ·
    Eine lange Reise
    W enn überhaupt erregte die Frau Mitgefühl bei den Reisenden, die ihr auf der Straße begegneten. Sie ging leicht als einfache

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