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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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haben euch beide ziemlich schnell aufgegeben. So viel zur Loyalität in der Familie, was?«
    »Du lügst«, erwiderte Curtis. Er und Prue hatten nun die hölzerne Plattform erreicht. Zwischen ihnen und der anderen Seite der Schlucht, wo die zusammengerollten Seile lagen, befand sich jetzt nur noch eine Seilbrücke. Hastig liefen sie über die wackeligen Sprossen. Der Wind pfiff durch die Klamm, und die Brücke schwankte und knarrte. Septimus sprang von Curtis ’ Schulter und krabbelte über eines der Befestigungsseile weiter. Er war beinahe drüben angelangt, als er einen Warnruf ausstieß: Eine Frau in einem grünen Trainingsanzug war die Felswand, an der die Seile hingen, hinuntergeklettert und kam jetzt von der anderen Seite der Brücke auf sie zu.
    »Ah, Callista«, sagte Darla, als sie die Frau bemerkte. »Freut mich sehr, dass du kommen konntest.«
    »Nicht bewegen!«, raunte Septimus den Kindern zu, als er zu ihnen zurückkehrte. »Wir sind umzingelt.«
    Die drei Attentäter verlangsamten ihren Schritt, zwei von der einen Seite, einer von der anderen. Sie gingen lautlos, bedächtig. In der Mitte der Brücke drängten Prue und Curtis sich Rücken an Rücken zusammen und starrten die Angreifer an.
    »Das war’s, Prue«, meinte Curtis.
    »Mhm.«
    »Tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe.«
    »Mir auch. Ich finde dich nicht egoistisch. Im Gegenteil, du bist wirklich ein toller Mensch.«
    »Ehrlich? Findest du?«, fragte Curtis.
    »Ja.«
    Die Kitsunes kamen näher.
    »Also, ich finde dich auch ziemlich toll«, sagte Curtis.
    »Danke.«
    Mittlerweile waren die Füchse in Sprungweite. Verzweifelt sah Prue sich um. An den Attentätern vorbeizukommen, war absolut unmöglich. Der einzige Weg war nach unten.
    Prue spähte über die Brückenkante hinab in die Dunkelheit der Schlucht, wo der unerbittliche Fels der Steilwand in einem Schleier vollkommener Schwärze verschwand. Plötzlich bemerkte sie, dass das Stützseil neben ihrer Hand fast gänzlich durchgescheuert war. Nur noch einige wenige Fasern hielten es zusammen. Sie schwang ihren Rucksack nach vorn und holte das Taschenmesser heraus. Dann klappte sie es auf und fuchtelte damit über dem Seil herum.
    »Einen Schritt weiter«, rief sie, »und ich schneide die Brücke durch.«
    »Was?«, sagte Curtis.
    »Was?«, sagte Septimus.
    Die Kitsune im Trainingsanzug, Callista, hielt in ihrem langsamen Schleichen inne. Skeptisch musterte sie Prue. »Das würdest du nicht machen«, sagte sie.
    »Genau«, stimmte Curtis mit bebender Stimme zu. »Das würdest du nicht, oder?«
    »Wetten?«, sagte Prue. Sie reckte den Kopf, um Darla sehen zu können, die auf dem vierten Brett der Brücke stehen geblieben war.
    »Du bluffst doch«, meinte Darla.
    »Nein, tu ich nicht.«
    »Bist du sicher, dass du nicht bluffst?«, fragte Septimus.
    Jetzt legte Prue die Klinge an das ausgefranste Seil. Darla beobachtete sie gespannt. Sie nickte Callista zu, und diese begann, sich zurückzuziehen.
    »Tu das Messer weg, Schätzchen«, sagte Darla. »Das ist doch alles albern. Ich mache dir einen Vorschlag: Ihr ergebt euch, und wir lassen euch vielleicht am Leben.«
    Prue schnaubte. »Das ist doch der größte Mist, den ich je gehört habe. Du hast Iphigenia getötet. Du böse, böse Frau. Fuchs. Was auch immer. Was soll dich davon abhalten, uns auch umzubringen?«
    »Tja, dann stecken wir wohl in einer Sackgasse, was?«, seufzte Darla. Sie setzte eine einzelne Pfote vor, näher an die Kinder heran. Prue sah, dass ihre Hinterbeine zu zittern begannen. Es war klar, dass sie kurz vor dem Sprung stand.
    »Festhalten, Jungs.« Prue holte tief Luft und schnitt das Seil durch.
    Jemand schrie. In dem Durcheinander konnte Prue nicht sagen, wer es war. Es klang wie eine Frau, allerdings hatte sie Curtis auch schon einmal so schreien gehört. Aber es spielte auch keine Rolle, denn die Welt unter ihren Füßen geriet ins Trudeln, als die Brücke auf einer Seite absackte und die Holzleisten mit einem schnellen, heftigen Ruck wegkippten. Jemand anderes brüllte »NEIN!«, als betrauerte er den Verlust eines Nahestehenden, als erlebte er gerade eine der schlimmsten traumatischen Erfahrungen seines Lebens. In diesem Sekundenbruchteil erkannte Prue, dass das Darla war, und sie empfand ein kurzes Aufflackern von Mitgefühl mit der Fuchs-Frau. Gleichzeitig schoss Prues Hand wie ferngesteuert hervor und packte eine der Seilstreben der Brücke, die gerade dabei war, ihre Brückenhaftigkeit zu verlieren wie eine

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