Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
pummelige Junge. Ich habe buchstäblich Wochen an dieser … dieser Kupferkrone gearbeitet. Ich habe zig wissenschaftliche Bücher über die Eigenschaften von Kupfer und seine Wirkung auf magnetische Domänen, Sättigung und Ferromagnetismus gewälzt. Die ganze Arbeit – alles für die Katz!«
»Beruhige dich, Liebling«, sagte Desdemona.
»Und warum«, sagte er, während er von seinem Stuhl aufstand und zu dem Regal mit den weißen Kästchen ging, »warum ist nicht ein Einziger von ihnen wieder aufgetaucht? Ich meine, selbst wenn die jeweilige Salbe oder Paste oder Prothese nicht funktioniert hat, sollte man meinen, dass wenigstens einer von ihnen den Weg gefunden hätte. Was ist mit diesen alten Männern, den Überlebenden? Denen, die es rausgeschafft haben? Denen, die ich ausführlich befragt habe? Haben sie mich etwa alle angelogen?«
»Besser man sollte sich nicht so aufregen«, sagte Desdemona.
Unthank hob einen Finger. »So ist es. Das Ganze ist nur ein raffinierter Scherz. All die Männer in den Spelunken, die ich abgeklappert habe, die Leute in den Irrenhäusern, diejenigen, die von Kojoten in Militäruniformen aus dem neunzehnten Jahrhundert geschwafelt haben. Sie haben mich nur auf den Arm genommen. Und weißt du was? Ich bin drauf reingefallen. Ich bin verdammt noch mal drauf reingefallen , stimmt’s?« Er stapfte zum Schreibtisch und begann, wild in den Papierstapeln zu wühlen. »Ha, ha. Unthank ist der Angeschmierte. Der, von dem schon als Kind alle gesagt haben, dass er es sowieso zu nichts bringt. Und weißt du was? Ich habe es doch zu etwas gebracht. Ich bin ein Titan geworden. Ich habe es ihnen gezeigt, oder? Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten, was? Wie der Mann, der das gemacht hat.« Er suchte nun etwas Bestimmtes in den Papierstapeln, und als er es nicht finden konnte, unterbrach er seinen Redeschwall und schob die Hände in die Taschen. Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. »Wo ist sie?«
»Was denn, Liebling?«
»Die Karte. Die verdammte Karte, Desdemona. Die mir der alte Mann gegeben hat.«
Desdemona spürte Joffreys aufsteigende Wut und ging auf die Tür zu. »Ich weiß nicht, welche Karte meinst du.«
Unthank, der wieder in den Unterlagen wühlte, brüllte jetzt. »Die Karte! Die Karte! Die mit den … den Sachen drauf. Die jemand dem alten Mann gegeben hat, der sie dann mir gegeben hat. Die mit dem großen Baum und der Villa!«
»Ist nicht da?«
»Nein, sie ist nicht hier.« Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. »Die Kinder. Die den Transponder geklaut haben. Eines von ihnen muss …« Seine Stimme verlor sich in Gemurmel.
»Muss was?«, fragte Desdemona nach.
Unthank stieß mit dem Finger in Miss Mudraks Richtung. »Los, sieh in den Spinden der Mädchen nach. Sie müssen die Karte haben. Sie müssen sie gestohlen haben.«
»Gut, Liebling. Ich sehe nach. Aber musst du dich beruhigen. Du bist viel zu божевіл’ний .« Sie schnaubte laut und wandte sich zum Gehen. Doch bevor sie das Zimmer verließ, stieß sie hervor: »Und hör auf zu brüllen. Das tut ein Gentleman nicht.« Mit diesen Worten ließ sie Joffrey Unthank allein in seinem Büro zurück.
Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und legte den Kopf auf die kühle Schreibtischplatte. Sein verbliebenes Haar war während der Tirade in Unordnung geraten und stand vom Schädel ab wie die Federn eines Pfaus. Mit dem Ärmel wischte er einen Tropfen Rotz von seiner Nasenspitze. Eine ganze Weile saß er so da und quälte sich mit den Erinnerungen an seine langjährigen Experimente. Diese Gespenster der Vergangenheit marterten ihn so sehr, dass er kurz erwog aufzustehen, zu den Regalen zu stürmen und jede Ampulle und jeden Zaubertrank zu zerstören, und so seine Lebensaufgabe, einen Weg in die Undurchdringliche Wildnis zu finden, in einem einzigen ohrenbetäubenden Augenblick zu zertrümmern.
Das heißt: Er hätte es tatsächlich getan, wenn es nicht in diesem Moment an der Tür geklopft hätte.
»Was ist denn?«, fragte Unthank aufgebracht.
»Mr. Unthank«, erklang eine Stimme. Es war Miss Talbot. »Da möchte Sie jemand sprechen.«
Joffrey wischte sich erneut über die Nase und strich seinen zerknitterten Pullunder glatt. »Ich empfange im Augenblick keinen Besuch, Miss Talbot, vielen Dank.«
»Es ist ein Mann. Er sagt, es sei sehr wichtig.«
Unthank warf einen wütenden Blick zur Tür. »Ich sagte, Miss Talbot, ich empfange keinen Besuch .«
Nach einer langen Pause drang Miss Talbots
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