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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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lachte. »Vergiss es, die werden schon lange vorher tot sein. Du hast doch die Witwe gehört – Brendan hat sie im Stich gelassen. Sobald die Hunde aufgetaucht sind, hat er sich aus dem Staub gemacht. Wenn sie es bis jetzt noch nicht gefunden haben, dann plaudert er garantiert gerade in dieser Sekunde alles aus. Der wird nicht gefoltert, Freunde, der sitzt fröhlich mit der Hexe zusammen, trinkt ein Glas Wacholderschnaps und lacht sich kaputt, was für ein Haufen Trottel wir sind.«
    Wütend sprang Cormac auf und tobte: »Das nimmst du zurück, du Dreckskerl, du Sohn eines Stinktiers. Brendan hat uns nicht verraten, verlass dich drauf – er hat mehr Mut in seinem kleinen Fingernagel, als du jemals bewiesen hast!«
    Seamus brüllte zurück: »Das werden wir ja noch sehen, Cormac Grady. Du machst dir doch was vor. Ich hab schon länger den Verdacht, dass er langsam vor die Hunde geht. Er hat seinen Biss verloren, so sieht ’s doch aus.«

    »Pass auf, was du sagst, Verräter!«, schrie Cormac.
    »Cormac«, sagte Angus, »spar dir den Atem. Wer weiß schon, was wirklich passiert ist? Im Endeffekt ist es auch egal, solange wir hier festsitzen.«
    »Du!«, ereiferte sich Cormac. »Ausgerechnet du! Du würdest am liebsten schon das Handtuch werfen, nur weil deine Alte daheim gern mal anderen schöne Augen macht und wahrscheinlich gerade irgendeinem Räuber das Zelt wärmt.«
    Das brachte Angus auf die Palme. »Lass meine Frau aus dem Spiel! Und nein, sie macht niemandem schöne Augen. Sie ist so ehrlich wie …«
    »HALTET DEN MUND!«, brüllte Curtis. »Bitte, könnt ihr nicht ein Mal aufhören zu streiten.«
    »Danke«, schnaubte Dmitri.
    Die Männer verstummten. Eine gedrückte Stimmung senkte sich über die Höhle. Eine der Fackeln an der Wand flackerte und verlosch.
    Da bemerkte Curtis ein Klimpern; es kam von oben aus dem Wurzelballen. Er entdeckte Septimus, der auf einer gewundenen Ranke saß und sich unbekümmert mit einem glänzenden Metallstück in den Zähnen herumstocherte. Etwas an diesem schimmernden Ding machte Curtis neugierig, und er stand auf, um es sich genauer anzusehen. Und tatsächlich, es war nicht nur ein einzelnes Metallstück, sondern ein ganzes Bündel von Metall stücken .

    »He, Septimus«, rief Curtis.
    Die Ratte hielt inne und spuckte einen Essensrest aus.
    »Was gibt ’s?«
    »Worauf kaust du da rum?«
    Septimus zog die Augenbrauen hoch und sah Curtis schräg von der Seite an, als hätte er sich diese Frage noch nie gestellt. »Worauf ich rumkaue? Du meinst diese alten Dinger?«
    Er hielt einen Schlüsselbund hoch.
    »Wo hast du die gefunden?«, fragte Curtis aufgeregt. Die Schlüssel sahen denen des Wärters zum Verwechseln ähnlich.
    Septimus hielt den Bund auf Armeslänge und betrachtete ihn, als sähe er ihn zum ersten Mal. »Gottchen«, sagte er, »das weiß ich gar nicht mehr.« Er überlegte, mit seinem winzigen Zeigefinger am Kinn. »Jetzt, wo du’s erwähnst, ich glaube, den hab ich dem Wärter abgenommen. Vor Ewigkeiten schon. Er hatte zwei davon, weißt du, und ich dachte mir, er würde ihn bestimmt nicht vermissen.« Er nickte und sah Curtis an. »Die fühlen sich echt gut an meinen Zähnen an.«
    Curtis stieß ein triumphierendes Jauchzen aus, das er zu unterdrücken versuchte, und sah sich um. »Gib sie her, Septimus!«, flüsterte er. Pflichtschuldig ließ die Ratte sie in seinen Käfig fallen.
    »Was sollen die uns schon nützen«, sagte Seamus von oben. Er beobachtete die Vorgänge aufmerksam. »Wir kommen raus, stürzen ab und brechen uns den Hals.«

    Curtis winkte ungeduldig ab. »Warte doch mal«, sagte er. »Ich denke nach.«
    Er musterte die lange, dürre Leiter, die an der Höhlenwand lehnte. Sie war zu weit weg, um hinüberzuspringen, selbst aus einem schwingenden Käfig. Sorgfältig schätzte Curtis die Entfernung ab. Aber auch von Angus’ Käfig aus, welcher der Leiter am nächsten hing, war der Abstand noch zu weit, selbst für den kühnsten Springer. Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe, das Seil zu verlängern, den Schaukelradius zu erweitern …
    Da hatte er eine Idee. »Hey, alle mal herhören«, zischte er. »Ich glaub, ich kann uns hier rausholen!«
    Sofort vergaßen die Räuber ihre vorangegangenen Streitigkeiten und waren ganz Ohr.

    Tropfnass stieß Prues Vater zu der Familienzusammenführung. Er war draußen im Regen gewesen, und seine gelbe Jacke klebte an seiner Haut. In der Hand hielt er einen Stapel aufgeweichter Zettel, die er selbst auf

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