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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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Schimpftirade hauptsächlich richtete, drückte sich im Gras herum und jaulte nörgelig vor sich hin.
    »Dieser Zug ist nicht einsatzfähig«, fuhr der Große unterdessen fort, »wenn er nicht einmal eine einfache Aufklärungsübung bewältigen kann.« Er sah sich unter dem Rest der Gruppe um.
    »Sind das … Soldaten?«, flüsterte Curtis Prue zu.
    Sie nickte langsam, immer noch unter Schock.

    »Und seht euch nur eure verdreckten Uniformen an«, schrie der große Kojote, den Prue für eine Art Befehlshaber hielt. Seine eigene Uniform war nur unwesentlich sauberer als die seiner Soldaten, aber auf seinen Schultern prangten Epauletten. Er trug eine Art großen Federhut, den Prue aus einer Dokumentation über Napoleon zu erkennen glaubte, die ihr Geschichtslehrer ihnen gezeigt hatte. Der Befehlshaber sprach weiter. »In diesem Zustand sollte ich euch der Gouverneurswitwe vorführen, mal sehen, was sie mit euch machen würde.« Er schnappte nach einem anderen Kojoten, der hinter ihm auf dem Boden kauerte. »Sie würde euch aus Wildwald rausschmeißen, das würde sie, und dann würden wir ja sehen, wie es euch ohne euer Rudel ergeht.« Er straffte die Schultern, schob den Schwertknauf an seiner Seite zurecht und fuhr fort: »Ich hätte gute Lust, es selbst zu tun, aber ich will mir die Hinterpfoten nicht schmutzig machen, indem ich euch mit einem Fußtritt ins Unterholz befördere.«
    Der Kojote, den der Befehlshaber vorher angebrüllt hatte, stieß endlich ein paar Worte zwischen seinem kleinlauten Winseln hervor: »Ja, Herr Kommandant. Danke, Herr Kommandant.«
    »Und wo war eure verdammte Wachmannschaft?«, bellte der große Kojote weiter, während er auf und ab tigerte. »Ich konnte hier anmarschieren, ohne dass auch nur eine einzige Seele mit der Wimper gezuckt hat. Ihr blamiert das ganze Korps, ihr befleckt das Erbe jedes Kojotensoldaten, der vor euch da war.«

    »Ja, Herr Kommandant«, war die Antwort des kauernden Kojoten.
    Der Befehlshaber schnüffelte in die Luft und sagte: »Es wird bald dunkel. Bringen wir die Übung zu Ende und machen uns dann auf den Weg zurück ins Lager. Du und du!« Damit deutete er auf zwei Soldaten, die neben dem Lagerfeuer in Habtachtstellung standen. »Ihr geht Brennholz sammeln. Ich werde dieses Feuer in Gang bringen, und wenn ich einen von euch als Zunder hineinwerfen muss!«
    Auf diesen Befehl hin brach allgemeine Betriebsamkeit aus. Curtis und Prue drückten sich unter den Wedeln einiger besonders großer Farne flach auf den Boden und rührten sich nicht. Einige Kojoten schwärmten aus der Gruppe aus, um Brennholz zu suchen, andere blieben in Formation auf der Wiese stehen und ließen sich weiter von ihrem Kommandanten ausschimpfen.
    »Was machen wir, wenn sie uns entdecken?«, zischelte Curtis, als ein paar der Tiere näher in ihre Richtung kamen.
    »Sei einfach still«, flüsterte Prue. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Zwei der Kojoten liefen zu einem Gebüsch genau unterhalb von Curtis’ und Prues Versteck und begannen, trockene Äste und Zweige auf ihre dürren Arme zu häufen. Sie blafften einander an, und Prue stockte der Atem, während sie ihrem Gezänk lauschte.
    »Du bist schuld, dass wir in diesem Schlamassel stecken, Dmitri«,
sagte der eine zum anderen. »Normalerweise ist mein Trupp nie so unfähig. Das ist ja peinlich.«
    Der andere, der sich gerade bückte, entgegnete: »Ach, halt den Mund, Vlad. Du warst es doch, der darauf bestanden hat, dass jeder überall ›sein Revier markiert‹. Ich hab noch nie so viel Pisse an einem Fleck gesehen. Kein Wunder, dass das blöde Feuer nicht brennen wollte.«
    Vlad wedelte mit einem Birkenzweig vor Dmitris Gesicht herum, die Augen zornig geweitet. »Das – das sind die verfluchten Vorschriften! Wirf mal einen Blick in dein Feldhandbuch. Oder kannst du überhaupt lesen?«
    Dmitri ließ sein Brennholz fallen und fletschte die Zähne. Inzwischen waren die Kojoten so nah, dass Prue ein schauriges Gebiss von spitzen gelben Zähnen unter hellrotem Zahnfleisch aufblitzen sah. »Ich geb dir gleich Vorschriften!«, schrie Dmitri. Beide rührten sich nicht, bis Vlad wieder sprach.
    »Was soll das denn heißen?«, fragte er.
    Dmitri bellte scharf und sprang seinem Kameraden mit blitzenden Zähnen an die Kehle.
    Durch das Moos hindurch schob Curtis seine Hand zur Seite, bis er Prues erreichte, und quetschte ihre Finger. Sie erwiderte seinen Druck, wagte aber nicht, die Augen von den kämpfenden Kojoten abzuwenden. Die beiden

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