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Wildwood

Wildwood

Titel: Wildwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Meloy
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Septimus nach dem Wärter, der auf dem Höhlenboden geräuschvoll ein Nickerchen hielt. »Die Schwester von diesem kleinen Jungen! Sie ist hier!«
    »Prue«, rief Curtis und schlug sich rasch mit der Hand auf den Mund. Dann raunte er: »Du meinst Prue?«
    Der Wärter wälzte sich im Schlaf herum. Er hatte sich um einen Stalagmiten gerollt, die Schnauze in einem Haufen alter Lumpen vergraben.
    »Ja!«, wisperte Septimus. »Ich hab sie gesehen, im Thronsaal!«
    »Was hat sie gemacht? Wurde sie gefangen genommen?«
    »Weiß ich nicht. Aber was auch immer da los ist, es muss ernst sein. Die Gouverneurin hält ihr eine ganz schöne Predigt.«
    »Sie ist mit mir zusammen hierhergekommen«, ertönte eine Stimme unter ihnen. Es war Brendan. Er gab sich keine Mühe, leise zu sprechen. »Wir haben sie gleich hinter dem Alten Wald gefunden. Sie war abgeschossen worden, als sie auf einem Adler flog, und die Kojoten waren ihr auf den Fersen. Das haben wir aber erst gemerkt, als wir zurück im Lager waren, und zu dem Zeitpunkt hatten uns die Köter praktisch schon aufgespürt. Ich hab versucht, sie wegzubringen, aber auf der Hohen Brücke wurden wir geschnappt.«
    Sowohl Septimus als auch Curtis starrten den Sprecher an.
    »Du bist Curtis, richtig?«, fuhr Brendan fort und spähte durch seine Gitterstäbe nach oben. Curtis nickte. »Hab mir doch gleich gedacht, dass die Hexe lügt«, murmelte Brendan mehr zu sich selbst. Dann sprach er wieder lauter: »Das Mädchen sucht nach dir. Hat sich Sorgen gemacht. Sagte, ihr wärt getrennt worden.«
    »Und sie wurde gefangen?«, fragte Curtis. »Na super. Jetzt sind wir beide hier eingesperrt.«
    Brendan schüttelte den Kopf. »Nein, ich hab das Gefühl, die Hexe hat andere Pläne. Mich hat sie ohne Umwege herschaffen lassen, aber Prue wurde zu ihr gebracht. Es ist seltsam, aber ich hatte ganz deutlich den Eindruck, dass die Gouverneurswitwe Angst vor diesem Mädchen hat. In jedem Fall glaube ich nicht, dass sie ihr verraten wird, dass du hier drin bist.«
    »Natürlich nicht!«, keuchte Curtis. »Wenn Prue nur wüsste, was sie vorhat …« Er stockte und warf einen Seitenblick auf die Ratte. »Du, Septimus: Wie hast du sie eigentlich entdeckt?«
    Septimus inspizierte lässig seine Krallen. »Ach, ich hab da so meine Methoden. Es gibt hier ein ganzes Netzwerk von Gängen, die für niemanden außer mir groß genug sind.«
    »Kannst du noch mal zurückgehen und rausfinden, was sie machen?«
    Septimus sprang auf und salutierte. »Auskundschaften? Aber mit Vergnügen.« Und damit huschte er am Seil hinauf und verschwand.

    »Sie versprechen es also«, sagte Prue. »Sie versprechen, ihn zu finden. Aber woher soll ich wissen, ob ich Ihnen vertrauen kann?«
    »Liebes Mädchen«, sagte die Gouverneurin. »Es liegt wenig Vorteil für mich darin, dich anzulügen.«
    Prue musterte die Frau eingehend. »Und Sie bringen ihn sofort zu mir nach Hause. Einfach so?«
    »Allerdings.«
    Prue wurde leicht schwindelig. Sie machte eine kurze Pause, um ihre Worte abzuwägen. Was sollte sie sagen? »Brauchen Sie meine Adresse?«, fragte sie schließlich schwach. Die Aussicht, nach Hause zurückzukehren, wurde von Minute zu Minute reizvoller.
    Alexandra lächelte. »Ja, die müsstest du einem meiner Diener geben, bevor du aufbrichst.«
    »Und Sie lassen mich gehen, einfach so?«
    »Zu deiner eigenen Sicherheit würde ich darauf bestehen, dass du bis zur Waldgrenze von einem kleinen Trupp Soldaten begleitet wirst – nichts Ernstes, nur um sicherzugehen, dass dir unterwegs nichts geschieht. Das hier ist, wie du zweifelsohne weißt, eine sehr gefährliche Gegend.« An dieser Stelle ließ sie zur Veranschaulichung die Finger kreisen. »Für deinen Freund Curtis haben wir dasselbe getan. Er war sehr dankbar.«
    »Und Sie schwören«, wiederholte Prue, »beim Grab Ihres Sohnes. Meinen Bruder zu finden.«

    Alexandra warf ihr einen vorsichtigen Blick zu. »Ja«, sagte sie dann.
    »Ich weiß von Ihrem Sohn«, sagte Prue. »Ich weiß, was passiert ist.«
    Die Gouverneurin hob die Augenbrauen. »Dann weißt du ja, welches Unrecht mir angetan wurde. Wie diese Wahnsinnigen in Südwald mich verstießen und eine Marionettenregierung einsetzten. Du kommst gerade von dort; erzähl, wie ist es in meiner alten Heimat?«
    Prue schüttelte den Kopf. »Schrecklich. Sie verhaften alle Vögel und stecken sie ins Gefängnis. Ohne Grund. Obwohl …« Sie musste an die Worte der Gouverneurin denken. »Das weiß ich jetzt gar nicht mehr so

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