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WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition)

Titel: WILDWORLD - Die Nacht der Wintersonnenwende: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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drehte sie sich wieder zu ihrem Bruder um.
    » Charles … was wäre, wenn wir sie doch dazu bringen könnten, uns zu glauben? Was, wenn wir doch einen Beweis hätten?«
    » Was, wenn Schweine fliegen könnten?«
    » Was, wenn« – Alys nahm eine uralte Schreibfeder vom Sekretär und zwirbelte sie zwischen den Fingern – » wir einen Brief von Morgana hätten?«
    Das Letzte, was Alys sagte, bevor sie zum Polizeirevier aufbrach, war: » Ich fände es wirklich prima, wenn du dir das Gesicht waschen würdest, Claudia. Und Charles, ich glaube, dass dieser alles andere als druckreife Spruch auf deinem T-Shirt nicht gerade hilfreich sein wird.«
    Sobald sie sich entschieden hatten, war alles ganz einfach gewesen. Alys war keine Künstlerin wie Charles, aber sie hatte ein Talent, um das sie alle ihre Freunde beneideten, vor allem jene, die regelmäßig unentschuldigt in der Schule fehlten. Sie konnte jede Handschrift nachmachen.
    Dieses Talent eignete sich hervorragend für Streiche aller Art. So stellten Alys’ Lehrer zu ihrem Erstaunen fest, dass sie mittelmäßige Hausaufgaben mit langen Lobeshymnen honoriert hatten. Und Alys’ Freundinnen erhielten Liebesbriefe von Jungen, die sich gar nicht daran erinnern konnten, sie verfasst zu haben. Da Alys nun einmal Alys war, hatte sie ihr Talent bis jetzt für nichts Ernsthafteres als ein paar Streiche genutzt. Aber jetzt …
    Zwar besaßen sie kein Schriftstück mit Morganas Handschrift. Aber Alys hatte im vergangenen Sommer einen Kalligrafiekurs absolviert und darin den Gebrauch einer altmodischen Feder und eines Tintenfasses erlernt, und so sah ihr Brief am Ende gewiss nicht wie etwas aus, das ein Teenager geschrieben hatte.
    Die Aufschrift auf dem Kuvert besagte, dass der Brief von Morgana Shee verfasst worden war und im Falle ihres Todes oder ihres Verschwindens geöffnet werden sollte – im Sekretär hatten sie auch noch Wachs und ein Siegel gefunden, was das Ganze noch echter aussehen ließ. Der Inhalt des Briefes war klar und eindeutig und erzählte die Geschichte genau so, wie die Füchsin sie ihnen berichtet hatte. Er endete mit der flehentlichen Bitte um Hilfe. Als Alys den Brief vollendet hatte, legte sie ihn halb versteckt unter die Abdeckung des Sekretärs, denn sie dachte, es wäre besser, die Polizei würde den Brief selbst finden, wenn sie das Haus durchsuchte. So war es zumindest im Film.
    Sobald Alys sich auf den Weg gemacht hatte, zog Charles sein T-Shirt aus und drehte es auf links, sodass man den Spruch nicht mehr sehen konnte, und dann zerrte er Claudia mit Gewalt zur Küchenspüle, um ihr das Gesicht zu waschen.
    » Hm, du siehst immer noch ziemlich fertig aus«, stellte er anschließend fest. Claudias braunes Haar war noch zerzauster als gewöhnlich und ihre Augen und die Nase waren rot und geschwollen. Allerdings fiel es ihm nicht schwer, sie zu überreden, sich in der Küche versteckt zu halten, wenn die Polizei kam.
    Es schien endlos lang zu dauern, bis sie endlich einen Wagen in der Einfahrt hörten. Charles wollte gerade die Tür öffnen, als sie bereits aufgestoßen wurde, und dann machte er zwei Polizisten Platz. Alys war bleich, aber sie nickte ihm triumphierend zu.
    » Sehen Sie«, sagte sie zu den Polizisten, » genau so haben wir das Haus vorgefunden. Es sieht schlimm aus, nicht wahr?«
    » Hmmm-mmh«, erwiderte der größere Polizist, während er die Verwüstung im Raum betrachtete. Dann sah er Charles an. » Also, was wisst ihr darüber?«
    » Ich schätze, Alys hat Ihnen bereits alles gesagt«, antwortete Charles unbehaglich. Der kleinere Polizist sah sich flüchtig um, bevor er auf die Küche zuging. Charles verrenkte sich den Hals und folgte ihm mit den Augen.
    » Zerbrich dir mal seinetwegen nicht den Kopf. Erzähl mir einfach in deinen eigenen Worten, was passiert ist«, sagte der hochgewachsene Polizist, woraufhin Charles sich prompt in der Geschichte über die Füchsin verhedderte. » Ich weiß, es klingt verrückt, unmöglich, aber ich schwöre, es ist die Wahrheit«, beendete er seinen Bericht.
    » Hmmm-mmh«, machte der Polizist wieder.
    Alys stand am Sekretär, wo nur eine Ecke des Briefes unter der Abdeckung hervorlugte. » Meinen Sie«, begann sie, » dass Sie – nun, das Haus durchsuchen sollten oder so was?«
    Genau in diesem Moment tauchte der kleinere Polizist wieder aus der Küche auf – mit Claudia im Schlepptau. » Hier ist noch eine.«
    Die beiden Beamten steckten über Claudia hinweg die Köpfe zusammen und

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