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Wilhelm Storitz' Geheimnis

Wilhelm Storitz' Geheimnis

Titel: Wilhelm Storitz' Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Zombor, das jedoch vom linken Flußufer aus ziemlich weit landeinwärts liegt, so daß es unmöglich zu erblicken war. Es ist dies eine sehr bedeutende Stadt und liegt, gleich Szegedin, auf jener riesigen Halbinsel, die durch die beiden Flußläufe der Donau und Theiß, eines ihrer wasserreichsten Nebenflüsse, gebildet wird.
    Am folgenden Morgen war das Ziel der »Dorothea«, die immer parallel zu den Schlangenwindungen des Ufers lief, die an der rechten Seite liegende Stadt Vukovár.
    Wir fuhren jetzt der Grenze Slawoniens entlang, wo der Strom seine nord-südliche Richtung ändert, um sich nach Osten zu wenden. Hier liegt auch das Territorium der Grenzer-Regimenter. In absehbaren Zwischenräumen erblickte man, hinter der Böschung halb verborgen, zahlreiche Wachposten, welche immer durch hin und her eilende Schildwachen, die sich sonst in Holzhütten oder hinter aus Zweigen errichteten Schutzwänden aufhielten, mit einander im Zusammenhang standen.
    Dieses Gebiet ist militärisch verwaltet. Alle Bewohner, unter dem Namen »Grenzer« bekannt, sind Soldaten. Die Provinzen, die Kreise, die Pfarrdistrikte, alles verschwindet, um den Regimentern, den Kompagnien dieser ganz eigenartigen Armee Platz zu machen. Unter der Benennung »Militärgrenze« versteht man alles Land von der Küste des Adriatischen Meeres bis zu den Transsylvanischen Alpen; es bedeckt einen Flächenraum von sechshundertundzehn Quadratmeilen; die Bevölkerung zählt mehr als elfhunderttausend Seelen und ist einer strengen Disziplin unterworfen. Diese Einrichtung wurde nicht erst unter der jetzigen Regentin Maria Theresia ins Leben gerufen, sondern entstammt einer früheren Zeit und sie erfüllt ihren Zweck, nicht bloß als Schutzwall gegen die Türken, sondern auch als Sanitätskordon gegen die Pest Und eines ist so schlimm wie das andere.
    Als wir Vukovár verlassen hatten, erblickte ich den Preußen nicht mehr an Bord. Wahrscheinlich war diese Stadt seine Bestimmungsstation gewesen. Um so besser! Ich war auf diese Weise von seiner unliebsamen Gegenwart befreit und ersparte mir jede Auseinandersetzung mit ihm.
    Außerdem nahmen jetzt ganz andere Gedanken mein ganzes Sein in Anspruch. In wenigen Stunden mußte das Schiff Ragz erreicht haben.
    Welche Freude, den Bruder wiederzusehen, von welchem ich seit mehr als einem Jahre getrennt war, ihn in meine Arme schließen zu können, seine neue Familie kennen zu lernen! Und wieviel des Interessanten hatten wir uns zu erzählen!
    Gegen fünf Uhr nachmittags tauchten am linken Ufer, hinter den Weiden der Uferböschung und den im Hintergrunde emporragenden Pappelbäumen mehrere Kirchen auf; einige waren mit Kuppeln geschmückt, andere von hohen Türmen überragt, die sich scharf vom Himmel abhoben, auf dem eilende Wolken hinsegelten.
    Das waren die Vorläufer einer großen Stadt, das war Ragz! Bei der nächsten Krümmung des Stromes konnte man sie ganz überblicken; sie lag malerisch am Fuße hoher Hügel ausgebreitet, deren einer von einem ehrwürdigen, mittelalterlichen Schlosse, der traditionellen Akropolis der alten ungarischen Städte, gekrönt wurde.
    Ein frischer Wind hatte sich in die Segel gelegt und trieb die »Dorothea« rasch dem Ziele entgegen. Sie legte an. In demselben Augenblicke ereignete sich der zweite Zwischenfall meiner Reise. Verdient er überhaupt erwähnt zu werden?… Man urteile selbst!
    Ich stand an der Schanzverkleidung der Backbordseite und suchte mit meinen Augen den Kai ab, während sich die meisten Reisenden dem Ausgang zudrängten. Um das andere Ende der Landungsbrücke waren mehrere Gruppen von Personen versammelt, unter denen sich wahrscheinlich auch Markus aufhielt.
    Während ich ihn aus der Menge herauszufinden trachtete, hörte ich dicht neben mir die laut und deutlich in deutscher Sprache hervorgestoßenen, unerwarteten Worte:
    »Wenn Markus Vidal Myra Roderich heiratet, dann wehe ihr und wehe ihm!«
     

    Ich wandte mich rasch um… (S. 29.)
     
    Ich fuhr herum…. Niemand!… Ich stand ganz allein! Aber es hatte doch soeben jemand neben mir gesprochen! Man hatte mir ganz gewiß jene Worte zugerufen und ich gehe noch weiter und behaupte, daß die Stimme mir nicht unbekannt war!
    Aber trotzdem war niemand in meiner Nähe zu sehen; ich wiederhole – niemand!… Es mußte ein Irrtum meinerseits gewesen sein, als ich die drohenden Worte zu hören glaubte!… Eine Art Halluzination, nichts weiter…. Meine Nerven schienen sich in einem gefährlichen Zustand zu befinden,

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