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Wilhelm Storitz' Geheimnis

Wilhelm Storitz' Geheimnis

Titel: Wilhelm Storitz' Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verschiedenen Unterhaltungsabenden getroffen hatte und…
    – Und, fuhr ich fort, nachdem die Schwester dem Bruder an Liebenswürdigkeit in keiner Weise nachstand, sind Deine Besuche bei Dr. Roderich immer häufiger geworden….
    – Jawohl, Heinrich, seit drei Monaten ist auch nicht ein Abend vergangen, den ich nicht bei dieser lieben Familie verbracht hätte. Aber… vielleicht glaubst Du, ich übertreibe, wenn ich Dir von Myra erzähle?
    – Aber nein, gewiß nicht, mein Freund! Du übertreibst nicht. Ich bin überzeugt, daß es überhaupt unmöglich ist, zu übertreiben, wenn von ihr die Rede ist. Soll ich Dir ganz offen meine Meinung sagen! Ich finde, Du bist noch viel zu gemäßigt!
    – Lieber Heinrich, Du weißt nicht, wie ich sie liebe.
    – Ich sehe es! Jedenfalls bin ich sehr glücklich, daß Du Dir Deine Braut aus der ehrenwertesten aller Familien ausgesucht hast!
    – Und aus der geachtetsten! erwiderte Markus. Dr. Roderich ist ein sehr gesuchter Arzt und seine Kollegen schätzen ihn über alles. Außerdem ist er der beste Mensch und wohl wert, der Vater…
    – Einer solchen Tochter zu sein, ergänzte ich, ebenso ist Frau Roderich gleich würdig, deren Mutter zu sein.
    – O, das ist eine vortreffliche Frau! rief Markus. Sie wird auch verehrt von den ihrigen! Sie ist fromm, wohltätig, beschäftigt sich mit Werken der Nächstenliebe…
    – Und ist mit einem Wort eine Vollkommenheit! Das wird eine Schwiegermutter sein, wie man in ganz Frankreich keine zweite findet, nicht wahr, Markus?
     

    Mein Pinsel hastete über die Leinwand…. (S. 38.)
     
    – Scherze immerhin… Aber ich mache Dich aufmerksam, mein lieber Heinrich, daß wir hier nicht in Frankreich sind, sondern in Ungarn, im Lande der Magyaren, wo sich die Sitten mehr in ihrer ursprünglichen Reinheit bewahrt haben und von der althergebrachten Strenge beeinflußt werden; wo der Familiencharakter ein ganz patriarchalischer ist…
     

    Wir blieben während einiger Minuten auf der Brücke stehen… (S. 47.)
     
    – Nun denn, zukünftiger Patriarch – denn Du wirst es auch eines Tages werden –!…
    – Du lieber Himmel, Heinrich, das ist auch eine soziale Stellung, so gut wie jede andere!
    – Du hast recht, würdiger Nachfolger Methusalems, Noahs, Abrahams, Isaaks und Jakobs! – Aber eigentlich hat Deine Geschichte nichts Außergewöhnliches an sich. Du dankst dem Hauptmann Haralan die Einführung in die Familie, man hat Dich sehr herzlich aufgenommen, was mich nicht in Erstaunen setzt, denn ich kenne meinen lieben Bruder. Du hast Fräulein Myra nicht sehen können, ohne von ihren physischen und moralischen Eigenschaften und Vollkommenheiten bezaubert zu werden…
    – Du sprichst gut, Bruder!
    – Die moralischen Eigenschaften fesselten den Bräutigam, die physischen den Künstler und diese werden ebensowenig von Deiner Leinwand verschwinden, wie jene aus Deinem Herzen…. Nun, was sagst Du zu diesem herrlichen Satz?
    – Er ist geschmacklos, aber richtig!
    – Ebenso richtig ist auch Dein Urteil, und, um zum Schlusse zu kommen: ebensowenig wie Markus Vidal mit Fräulein Myra Roderich lange verkehren konnte. ohne dem Zauber ihrer Erscheinung zu erliegen, ebenso hat Fräulein Myra Roderich schon nach kurzer Bekanntschaft Markus Vidal in…
    – Das habe ich nicht gesagt, Heinrich!
    – Aber ich sage es, mein Lieber, und wäre es nur aus dem Grunde, der Wahrheit zum Siege zu verhelfen!… Und Herr und Frau Roderich, welche wohl merkten, was sich vor ihren Augen abspielte, haben Dir keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt. Und Markus hat ohne langes Besinnen dem Hauptmann Haralan sein Herz erschlossen und Hauptmann Haralan war nicht allzu erstaunt und unglücklich über die Wendung der Dinge; er hat mit seinen Eltern die Angelegenheit besprochen und diese haben die Meinung ihrer Tochter erforscht. Darauf hat Markus Vidal feierlich um die Hand seiner Angebeteten angehalten, die ihm bewilligt wurde, und nun endet Dein kleiner Roman wie jeder andere dieser Art….
    – Das heißt, Du nennst es das Ende, mein lieber Heinrich, unterbrach mich Markus; meiner Ansicht nach ist das Ende der Anfang.
    – Du hast ganz recht, Markus; es ist mit mir schon so weit gekommen, daß ich die Bedeutung der Worte nicht mehr richtig unterscheide…. Für welchen Tag ist die Hochzeit festgesetzt?
    – Wir erwarteten Deine Ankunft, um den Tag zu bestimmen.
    – Nun, ich bin ja hier! Also wann Ihr wollt! Vielleicht in sechs Wochen… sechs Monaten… sechs

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