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Wilhelm Storitz' Geheimnis

Wilhelm Storitz' Geheimnis

Titel: Wilhelm Storitz' Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hörte ich einen lauten Ausruf, einen Ausruf des Staunens und der Empörung.
    Hauptmann Haralan hatte auf einem an der einen Wand angebrachten Brette eine Schachtel entdeckt, von deren Inhalt er sich überzeugen wollte….
    Und was hatte er in dieser Schachtel gefunden?… Den Brautkranz, der während der Schreckensnacht aus dem Hause des Doktors entführt worden war….

X.
    Jeder Zweifel an der Täterschaft Wilhelm Storitz’ war nun ausgeschlossen! Ein unanfechtbarer Beweis befand sich in unseren Händen und wir waren nicht mehr auf den bloßen Verdacht beschränkt. Ob er oder ein anderer der Schuldige war, es war erwiesen, daß der seltsame Raub zu seinem Nutzen ausgeführt worden, obwohl uns die Möglichkeit der Ausführung noch vollständig unklar war.
    »Nun, zweifeln Sie immer noch, Vidal!« rief Hauptmann Haralan, dessen Stimme vor unterdrücktem Zorn erbebte.
    Herr Stepark schwieg. Es gab noch zu viel des Unaufgeklärten in diesem seltsamen Fall! Wenn auch Wilhelm Storitz Schuld erwiesen war, so wußte man immer noch nicht, durch welche Mittel er gehandelt hatte und es war nicht unwahrscheinlich, daß man es niemals erfahren, daß es für immer Geheimnis bleiben würde.
    Auch ich antwortete nicht, obwohl mich Hauptmann Haralan direkt angesprochen hatte. Welche Antwort hätte ich ihm wohl geben können?…
    »Dieser Elende, sagte er, hat uns insultiert, als er das ›Lied vom Hasse‹ gesungen hat, es war eine Beleidigung des ungarischen Patriotismus. Wir konnten ihn nicht sehen, aber wir haben ihn gehört!… Er war in unserer Mitte, wenn er auch unseren Blicken verborgen blieb!… Und von diesem Brautkranz, der durch die Berührung seiner Hand geschändet ist, soll nicht ein Blatt übrig bleiben!…«
    Er wollte ihn zerreißen, aber Herr Stepark hielt ihn zurück.
    »Sie dürfen nicht vergessen, daß dies ein Beweisstück ist, sagte er, das uns von großem Nutzen sein kann, wenn diese Entdeckung Folgen zeitigen wird, wie ich bestimmt glaube.«
    Hauptmann Haralan überließ ihm den Kranz und wir gingen die Treppe hinab und suchten noch einmal vergeblich alle Räume des Hauses ab.
    Die Hof-und Gittertüre wurden versperrt und versiegelt, darauf ließen wir das Haus in demselben Zustand der Verwahrlosung, in dem wir es gefunden. Trotzdem blieben auf Befehl ihres Chefs zwei Polizeileute zur Überwachung der Umgebung zurück.
    Nachdem wir uns von Herrn Stepark verabschiedet hatten – wir mußten ihm versprechen, über diese Haussuchung Stillschweigen zu bewahren – kehrten wir, immer dem Walle folgend, in das Haus des Doktors zurück.
    Mein Gefährte konnte sich nicht beruhigen und sein Zorn äußerte sich in abgebrochenen Reden und Bewegungen von größter Heftigkeit. Es wäre vergebliche Mühe gewesen, ihn besänftigen zu wollen. Ich hoffte im Stillen, daß Wilhelm Storitz die Stadt verlassen werde, sobald er erfahren, daß seine Wohnung durchsucht worden war und die Polizei den Beweis für die Rolle gefunden hatte, die er gespielt.
    Ich begnügte mich zu sagen:
    »Mein lieber Haralan, ich begreife Ihren gerechten Zorn, ich begreife vollkommen, daß Sie diese Beleidigungen nicht ungestraft lassen können. Aber vergessen Sie nicht das Versprechen des Schweigens, das wir Herrn Stepark gegeben.
    – Und mein Vater?… Und Ihr Bruder?… Werden sie nicht das Ergebnis der Haussuchung erfahren wollen?
    – Wahrscheinlich; aber wir werden ihnen ganz einfach sagen, daß wir Wilhelm Storitz nicht gefunden haben und daß er überhaupt nicht mehr in Ragz sein dürfte, was meine Überzeugung ist.
    – Sie werden nicht sagen, daß der Brautkranz bei ihm gefunden wurde?
    – Doch, ich halte es für besser, daß sie es wissen; aber Ihre Mutter und Schwester brauchen nichts davon zu erfahren. Warum sollen wir ihre Sorgen noch vermehren? An Ihrer Stelle wurde ich sagen, daß der Kranz im Garten Ihres Hauses wiedergefunden worden sei und wurde ihn Ihrer Schwester zurückgeben.«
    Trotz seines Widerstrebens mußte Hauptmann Haralan einsehen, daß ich recht hatte und wir beschlossen, daß ich Herrn Stepark aufsuchen und um den Kranz bitten sollte, der mir ja nicht verweigert werden konnte.
    Ich sehnte mich schon darnach, meinen Bruder wiederzusehen und ihm alles mitzuteilen; mehr noch sehnte ich mich aber darnach, seine Vermählung vollzogen zu wissen.
    Bei unserem Eintritt in das Haus führte uns der Diener in das Sprechzimmer des Doktors, wo dieser und Markus uns erwarteten. Ihre Ungeduld war aufs höchste gespannt und sie

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