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Will Gallows – Jagd nach dem Schlangenbauchtroll: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Will Gallows – Jagd nach dem Schlangenbauchtroll: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Will Gallows – Jagd nach dem Schlangenbauchtroll: Fischer. Nur für Jungs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Keilty
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auch zu, dass wir niemandem vor der Nase herumtanzen.«
    »Sitzt du deshalb hier unten?«
    »Schätze mal, schon. Aber in Deadrock spuke ich auch gerne mal herum … kleiner Scherz, haha.« Er kicherte.
    Ich musste lächeln. Vermutlich war Henk das ungespenstischste Gespenst aller Zeiten. Moonshine stupste mich mit der Nase an. Sie wollte, dass wir weitergingen, aber ich war neugierig. Darum fragte ich Henk: »Und welches ist dein Grab?«
    »Komm mit, ich zeig’s dir.« Er grinste. »Immer den Spinnweben nach – ich liege im ältesten Teil des Friedhofs.«
    Ich folgte Henk in eine besonders düstere Ecke, und er zeigte auf einen kleinen Grabstein. Ich hielt die Fackel an die Inschrift.

    »Was heißt denn das?«
    »Ist schon über hundert Jahre her.« Er fuhr sich mit dem Finger quer über die Kehle. »Den Tag werd ich nie vergessen, versteht sich.«
    Ich schluckte. »Bestimmt.«
    »Will gar nicht behaupten, dass ein Gauner wie ich ein besseres Ende verdient hätte. Aber es war schon ein bisschen plötzlich.« Henk grinste, doch dann wurde er wieder ernst. »Früher war das Kartenspielen verboten. Konnte passieren, dass der Sheriff dich eingebuchtet hat, obwohl du bloß eine Münze in die Luft geworfen hast. Natürlich wurde trotzdem überall gespielt, aber eben nur, wenn die Himmelskavallerie es nicht sehen konnte. Schlangenpoker war nur was für den Untergrund. Hat nicht lange gedauert, da wusste ich, wo um hohe Einsätze gespielt wurde, nämlich in einem alten Zug, immer im letzten Wagen. Das war der Oretown-Flitzer .«
    Ich war sprachlos. Den hatte ich auch schon gesehen, zusammen mit Pa, als er mich einmal ins Museum von Oretown mitgenommen hatte.
    Henk fuhr fort: »Wir waren so an die zehn Männer und ein paar Kobolde. So oft es ging, haben wir uns getroffen und den ganzen Tag gespielt, während der Zug immer wieder den Kaktusfelsen rauf- und wieder runtergefahren ist – so lange, bis wir alles verloren oder zu viel Boggart’s Breath getrunken hatten. Alles war bestens, aber dann, eines Tages, habe ich alter Dummkopf nichts Besseres zu tun, als mich mit einem Schrank von Kerl anzulegen, weil er nämlich geschummelt hat. Sekunden später war der Tisch umgekippt, und wir haben uns mit den Fäusten bearbeitet und auf dem Boden gewälzt. Aber dann …«
    Ein fernes Pfeifen drang durch den Tunnel. Doch ich war völlig gebannt von der Geschichte. »Was dann?«
    »Dann wurde es übel. Der Schrank von Kerl hat sich auf mich gestürzt, mit einem Gesicht … ich habe noch nie so ein wütendes Gesicht gesehen. Mir war klar, dass das kein Spaß mehr war. Also habe ich mit einem Stuhl nach ihm geworfen und bin aus dem Wagen gerannt. Da war eine Leiter, also bin ich rauf auf das Waggondach. Aber der Schrank ist mir natürlich hinterhergeklettert.«
    Henk schwebte plötzlich fort, aus den Katakomben hinaus in Richtung Tunnel. Ich hörte das entfernte Stampfen des Klippenflitzers.
    »Der Schrank und ich stolpern also über das Waggondach. Ich ziehe meinen Revolver, und wir stehen uns gegenüber, zum Duell bereit. Der Wind hat geheult, genau wie jetzt, bloß, dass ich ihn im Nacken spüren konnte. Es war, als hätten wir eine halbe Ewigkeit so dagestanden – die Sinne vom Whiskey benebelt und ohne dass einer von uns auch nur den kleinen Finger gerührt hätte. Dann plötzlich verändert sich was im Gesicht des Schranks. Er entspannt sich ein bisschen, als hätte er beschlossen, dass er eigentlich doch nicht hier oben auf dem windigen Dach herumstehen will. Aber ich war zu stur. Hab ihn nicht aus den Augen gelassen.
    Dann ruft er plötzlich ›Tunnel!‹, und ich denke Auf so einen alten Trick falle ich doch nicht rein – wenn ich mich jetzt umdrehe, jagt er mir eine Ladung Blei in die Eingeweide – niemals! Ich starre ihm also weiterhin in die Augen, so lange, bis der Schrecken in diesen Augen mir verrät, dass es doch kein Trick ist.«

    Noch während Henk sprach, tauchte plötzlich der Klippenflitzer aus der Dunkelheit auf. Henk stand jetzt mitten auf den Schienen. Ich wollte ihn warnen, doch dann fiel mir ein, dass der Zug ihm ja gar nichts anhaben konnte. Mit offenem Mund sah ich, wie Henks gespenstisch schimmernde Umrisse vom kalten Stahl des Zuges verschluckt wurden.
    Erst als der Klippenflitzer vorbeigerast war, kam Henk wieder auf mich zugeschwebt. Er hatte den Kopf unter den Arm geklemmt, die Augen geschlossen und sagte mit bedeutungsvoller Stimme: »Der Tunnel schlägt mir also den Kopf ab, und das war’s.

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