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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ist dein Bruder?«, fragte Michael. Sie zögerte kurz, nickte dann.
    »Ihm wird kein Haar gekrümmt, wenn wir beide erst einmal herausgefunden haben, wer auf euch aufpasst und warum ihr nicht in der Schule seid.« Er legte dem Mädchen die Hand auf die Schulter und dirigierte sie auf das Gebäude zu. »Du solltest nicht so durch die Gegend rennen und herumschreien.«
    Wieder murmelte sie etwas, das Will nicht verstand. Michael lachte und sagte dann: »Wir kümmern uns schon drum.«
    Will sah sie im Gebäude verschwinden und wandte sich dann dem Jungen zu. »Cedric?«, fragte er. »So heißt du doch, oder?«
    Der Junge nickte.
    »Komm mit.« Er streckte die Hand aus, aber der Junge runzelte bloß missmutig die Stirn. »Ich bin kein Kind mehr, Bulle.«
    Will seufzte. Er lehnte sich an die Briefkästen, um die Sache ein wenig einfacher zu machen. »Ich muss dir nur ein paar Fragen stellen.«
    Cedric wiederholte den Spruch seiner Schwester. »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.« Dann schob er die Unterlippe übertrieben weit vor und verschränkte die dürren Arme vor der Brust, als wäre er ein gefährlicher Gangster. Will hätte gelacht, wenn er nicht gewusst hätte, dass der Junge wahrscheinlich leichter Zugang zu Waffen hatte als die meisten Polizisten.
    »Hey.« Will probierte es mit einer anderen Taktik. »Was hat die Null zur Acht gesagt?«
    Cedric zuckte die Achseln, aber man merkte, dass er neugierig war.
    »>Klasse Taille.«<
    Cedrics Mund verzog sich zu einem Grinsen, doch dann nahm er sich zusammen. »Das war lahm, Mann.«
    »Ich weiß«, gab Will zu. »Versuche ja nur, dich so weit zu bringen, dass du mit mir redest.«
    »Gibt nix zu reden.«
    »Hast du Aleesha gekannt?«
    Wieder hob er seine knochigen Schultern, aber er war ein Kind und hatte noch nicht gelernt, wie man seine Gefühle versteckte.
    »Aleesha war eine Freundin von dir?«, fragte Will. »Hat sich vielleicht um dich gekümmert?«
    Wieder zuckten die Schultern in die Höhe.
    »Ich habe mich nach ihr erkundigt, weißt du. Habe einige Freunde nach ihr gefragt. Scheint eine richtig nette Lady gewesen zu sein.«
    Cedric stieß mit der Schuhspitze gegen den Beton. »Vielleicht.«
    »Hat sie sich um dich gekümmert?«
    »Meine Oma hat mir gesagt, ich soll mich von ihr fernhalten wegen dem, was Leesha gemacht hat.«
    »Ja«, sagte Will. »Ich schätze, einen guten Job hatte Aleesha nicht. Aber sie war nett zu dir, oder?«
    Diesmal nickte er.
    »Es ist schwer, eine Freundin zu verlieren.«
    »Mein Cousin Ali ist letztes Jahr gestorben. Wurde in seinem Bett erschossen.«
    Will kniete sich vor den Jungen. »Hast du an diesem Abend etwas gesehen, Cedric?«
    Seine Augen waren voller Tränen, die er aber mit aller Macht zurückhielt.
    »Du kannst es mir sagen, Cedric. Ich werde dir nichts tun und niemandem was verraten. Ich will doch nur herausfinden, wer Aleesha umgebracht hat, weil sie eine gute Lady war. Du weißt, dass sie eine gute Lady war. Sie hat sich um dich gekümmert, und jetzt ist es Zeit, dass du auch was für sie tust.« »Ich kann Ihnen nichts sagen.«
    Will zergliederte den Satz. »Kannst du nicht, oder willst du nicht?« Dann fiel ihm etwas ein. »Hat dich jemand bedroht? Baby G vielleicht?«
    Cedric schüttelte den Kopf.
    »Ich will doch nur herausfinden, wer deiner Freundin das angetan hat«, sagte Will. »Du kannst mir vertrauen.«
    Der Blick des Jungen wurde hart, das Gangstergesicht kehrte zurück. »Vertrauen ist ein Wort, das ich nicht kenne.«
    Will war nicht in den Homes aufgewachsen, aber als Junge hatte er vielen Erwachsenen vertraut, die ihm nicht helfen wollten - oder konnten. Wer gut war und wer schlecht, war nicht so leicht festzustellen. Eine glänzende Marke wies da nicht unbedingt den rechten Weg.
    »Siehst du das?«, fragte Will und legte den Finger an die Gesichtshälfte, an der die Narbe sich bis zum Hals hinunterschlängelte. »Die habe ich bekommen, weil ich jemanden verpetzt habe. Ich war damals nicht viel älter als du.«
    Cedric legte den Kopf schief, betrachtete die Narbe. »Hat es wehgetan?«
    »Zuerst schon«, gab Will zu. »Aber dann habe ich nichts mehr gespürt, und als ich wieder aufwachte, lag ich im Krankenhaus.« »Waren Sie krank?« »Ich habe viel Blut verloren.« »Wären Sie fast daran gestorben?«
    Damals hatte Will sterben wollen, aber er hatte die Geschichte erzählt, um den Jungen aus der Reserve zu locken, nicht um seine dunkelsten Geheimnisse preiszugeben. »Die Ärzte haben sich um mich

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