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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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seine
    Sitteakten durchgingen, und jetzt wusste sie auch, warum. Angie blöd zu kommen war eine Sache - vielleicht hatte sie es ja verdient -, aber dass er Will aufgeregt hatte, war unverzeihlich. Anscheinend hatte Michael etwas gesagt, irgendeine Bemerkung gemacht, die Will verriet, dass er Angie gebumst hatte. Sie arbeitete den ganzen Tag mit Männern, verhaftete die Arschlöcher, und sie wusste, wie ihre kleinen Hirne funktionierten. Keine Sekunde verging, ohne dass sie an Sex dachten oder darüber redeten, und die Tatsache, dass Michael Angie gefickt hatte, war ein gutes Thema zum Tratschen. Wahrscheinlich hatte er es sogar diesem Arschloch Leo Donnelly erzählt. Inzwischen dürfte es die ganze Truppe wissen. Kein Wunder, das Will sich gedemütigt fühlte.
    O Gott, sie durfte den Mädchen nicht mehr so oft zuhören. Niemand hasste Männer so sehr wie Prostituierte. Stundenlang konnten sie darüber reden, was für erbärmlicher Abschaum die Männer waren, und dann mussten sie mit dem ersten Arschloch mitgehen, der mit einem Schein wedelte. Angie hatte schon genug Schwierigkeiten mit Männern, ohne dass sie über sie dachte wie eine Hure.
    Die Tür ging auf, und als sie den Kopf hob, sah sie ein paar Kerle hereinkommen. Sie vertiefte sich wieder in ihre Zeitschrift, ohne das Obstkuchenrezept wirklich zu lesen. Sie bekam Kopfschmerzen, wenn sie an Ormewood dachte, an die Enttäuschung in Wills Gesicht, wie er sie angeschaut hatte, als sie ihn letzte Nacht sanft zur Tür schob. Er musste innerlich gekocht haben, als Michael anfing, damit zu prahlen und ihm die intimsten Details seiner Eroberung zu erzählen.
    Angie blätterte um, noch ein Rezept. Wenn Michael vorhatte, den einzigen Menschen fertig zu machen, der Angie wirklich am Herzen lag, dann würde sie es ihm heimzahlen. Nichts machte einem Mann mehr zu schaffen als Probleme zu Hause.
    »Robin?«
    Angie blätterte zur nächsten Seite. Pullover für Mütter und Töchter. Wie scheißbewundernswert. »Robin? Bist du das?«
    Scheiße. Sie hob den Kopf. John Shelley stand vor ihr und neben ihm ein Schwarzer mit einem blutigen Verband an der Hand.
    Tank rief: »Eintragen bitte.«
    »Bin gleich zurück«, sagte John. Er führte den Schwarzen zur Theke. Offensichtlich wurde man bei starken Blutungen bevorzugt behandelt, denn Tank nahm den Kerl sofort mit.
    John starrte Angie an. »Was tust du denn hier?«
    »Routineuntersuchung«, antwortete sie und deutete auf ihre untere Hälfte. »Was hat der Kerl denn?«
    »Ray-Ray«, sagte John, und dass er der Arsch sei, der eine Nummer auf Kredit wollte. »Er hat sich die Hand an einem Stück Metall aufgeschnitten, das aus einem Auto herausragte. Art hat mich gebeten, ihn hierherzubringen.«
    »Aber er kommt wieder in Ordnung?«
    »Wenn Art ihn nicht vorher umbringt«, antwortete John. Er schien nicht so recht zu wissen, was er sagen sollte, schließlich stammelte er: »Siehst gut aus.«
    Sie sah aus wie eine Hure, aber ein Kompliment war ein Kompliment. »Ich dachte, du wolltest dich von mir fernhalten.«
    »Oh.« Er machte ein langes Gesicht, und für den Bruchteil einer Sekunde erinnerte er sie an Will - auch er konnte seine Gefühle nie vor ihr verstecken, manchmal trug er seine Scham und Enttäuschung wie eine Reklametafel vor sich her.
    »Komm mit«, sagte sie, nahm Johns Arm und führte ihn in den Korridor. Sie stellten sich direkt vor den Ausgang. Auf der anderen Seit sah Angie die Raucher.
    Sie fragte John: »Alles okay mit dir?«
    Jetzt lächelte er, beinahe hoffnungsvoll. »Ja. Und bei dir?«
    »Nein«, beharrte sie. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du in Schwierigkeiten.«
    Er nickte und schaute auf die Füße. Warum sahen Männer immer auf ihre Füße, wenn sie mit ihnen redete?
    »Schön, dich zu sehen«, sagte er. »Ich weiß, ich wollte mich von dir fernhalten, aber es ist wirklich schön, dich zu sehen.«
    »Du kennst mich kaum.«
    Er lächelte wieder. Gott, er hatte ein so süßes Lächeln. »Ich kenne die Geschichte mit Stewie.«
    Er kennt Lügen, dachte sie. Die erste von vielen, falls ihre eigene Vergangenheit ihr irgendwas sagte.
    »Du siehst echt gut aus.«
    »Hast du bereits gesagt.«
    John lachte. »Ich bin ja schon dabei, mir was anderes zu überlegen.« Er lachte noch einmal, nicht unbedingt verlegen, sondern eher so, als würde er sich wirklich freuen und ihre Gesellschaft genießen. Er starrte wieder auf seine
    Schuhe, und sie sah, dass er die hübschesten Wimpern hatte, die sie je an

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