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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Sie behaupteten, sie hätten den Bericht des Arztes über den Biss im Verlauf der Beweisoffenlegung vor dem Verfahren an Lydia übergeben, aber Emily konnte keinen Hinweis darauf finden. Das hätte ein Grund für eine Revision sein können.«
    Er blätterte in den Seiten, schaute sich die Daten an. »Mom hat noch daran gearbeitet, als sie schon krank war.«
    »Sie konnte nicht aufhören«, sagte Kathy. »Sie wollte Sie rausholen.«
    Er kam einfach nicht darüber hinweg, was für eine Menge Notizen sie sich gemacht hatte. Seite um Seite voller grässlicher Details, von denen seine Mutter nie etwas hätte auch nur hören sollen. Zum zweiten Mal an diesem Tag konnte er die Tränen vor der Geliebten seiner Schwester nicht zurückhalten. »Warum?«, fragte er. »Warum hat sie das getan? Die Berufungsmöglichkeiten waren doch schon ausgeschöpft.«
    »Es gab noch eine letzte kleine Chance«, antwortete Kathy. »Und die wollte sie nutzen.«
    »Sie war zu krank«, sagte er, blätterte zum Ende des Notizbuchs und sah, dass der letzte Eintrag aus der Woche stammte, bevor sie zum letzten Mal ins Krankenhaus kam. »Sie hätte das nicht tun dürfen. Sie hätte sich darauf konzentrieren müssen, wieder gesund zu werden.«
    »Emily wusste, dass sie nicht wieder gesund werden würde«, sagte Kathy. »Sie brachte ihre letzten Tage damit zu, genau das zu tun, was sie tun wollte.«
    Jetzt weinte er wirklich - dicke, fette Tränen -, während er daran dachte, dass seine Mutter Abend für Abend über all diesen Informationen gesessen und versucht hatte, irgendetwas zu finden, das ihm die Entlassung aus dem Gefängnis bringen konnte.
    »Sie hat mir nichts gesagt«, erklärte John. »Sie hat mir nie gesagt, dass sie das tut.«
    »Sie wollte nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst«, hörte er Joyces Stimme.
    Er wirbelte herum und fragte sich, wie lange seine Schwester schon hinter ihm stand.
    Joyce klang nicht wütend, als sie fragte: »Kathy, was machst du da?«
    »Ich mische mich ein«, antwortete die andere Frau und lächelte wie jemand, der weiß, dass er etwas Falsches getan hat, aber auch, dass man ihm verzeihen wird.
    Kathy sagte nun: »Ich lasse euch beide allein.« Sie drückte Joyces Hand, als sie an ihr vorbeiging, dann schloss sie die Tür hinter sich.
    John hielt noch immer das Notizbuch in der Hand, Emilys Lebenswerk. »Du hast ein schönes Büro«, meinte er. »Und Kathy...«
    »Wie wär's damit?«, fragte sie sarkastisch. »Eine redliche Lesbe im Shelley-Clan?« »Ich wette, Dad war stolz.«
    Sie schnaubte. »Ja. So glücklich, dass er sein Testament geändert hat.«
    John biss die Zähne zusammen. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Mama hat mir das Versprechen abgenommen, dass ich das da nicht wegwerfe«, sagte Joyce und deutete auf den Wandschrank. »Ich wollte es tun. Ich wollte das ganze Zeug auf den Hof kippen und ein großes Freudenfeuer damit veranstalten. Fast hätte ich es getan.« Sie lachte humorlos auf. »Ich hätte es tun sollen. Wenigstens hätte ich die Sachen irgendwo einlagern oder verbuddeln sollen.« Dann seufzte sie tief. »Aber ich habe es nicht getan.«
    »Warum nicht?«
    »Weil das alles hier sie ist. Diese ganzen Akten, diese blöden Notizbücher. Hast du gewusst, dass sie nie irgendwohin ging ohne so ein Ding?« Joyce fügte trocken hinzu: »Natürlich hast du das nicht gewusst. Sie nahm sie nie mit hinein, wenn sie dich besuchte, aber auf dem ganzen Hin- und Rückweg arbeitete sie an ihnen, dachte über sie nach. Manchmal rief sie mich mitten in
    der Nacht an und bat mich, mir irgendein obskures Gesetz genauer anzusehen, das sie entdeckt hatte und von dem sie glaubte, dass sich damit vielleicht ein neuer Prozess für dich herausschinden ließe.« Joyce warf noch einmal einen Blick auf die Akten und Notizbücher. »Es ist, als wären das alles winzige Stückchen ihres Herzens, ihrer Seele, und wenn ich das jetzt wegwerfe, werfe ich auch sie weg.«
    John strich mit der Hand über den Deckel des Notizbuchs. Seine Mutter hatte ihm ihr Leben gewidmet, hatte jeden Augenblick darauf verwendet, ihn aus dem Coastal zu holen.
    Und das alles wegen Michael Ormewood.
    Michael hätte, nachdem er mit Mary Alice fertig war, ebenso gut auch Emily umbringen können. Er hätte in Joyces Brust greifen und ihr das Leben herauspressen können. O Gott, John wollte ihn töten. Er wollte bis zur Besinnungslosigkeit auf ihn einprügeln, ihm dann die Hände um den Hals legen und ihm in die Augen schauen, während

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