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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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bin ich ihm zuvor schon mal begegnet, aber ich habe darüber nichts in den Akten, und erinnern kann ich mich absolut nicht an ihn. Vielleicht sollten wir ihn uns noch einmal vorknöpfen? Ihn aufs Revier schleppen und schauen, was er weiß?«
    Will fragte sich, ob er wusste, dass der Lude tot war.
    »Und?«, fuhr Michael fort. »Wie läuft's? Was Neues bei Aleesha?«
    »Nichts Weltbewegendes«, antwortete Will. »Erzählen Sie mir von Jasmine?«
    »Ist das eins der Mädchen?«
    »Dasjenige, das Ihnen das Gesicht zerkratzt hat.«
    »Ach, die.« Michaels Lachens klang gezwungen. »Ja. Kleine Teufelin.«
    »Hat sie Ihnen noch irgendwas gesagt, bevor sie die Treppe rauflief?«
    »Nichts, was ich vor meiner Frau wiederholen will.« »Ihre Frau ist bei Ihnen?«
    Wieder lachte er gekünstelt. »Wo sollte Sie sonst sein?«
    Ein längeres Schweigen entstand. Vor weniger als einer Minute hatte Michael erzählt, seine Familie sei bei seiner Schwiegermutter. Warum log er?
    »Wie auch immer«, sagte Michael. »Diese Kleine - wie hieß sie gleich wieder? Sie hat überhaupt nichts gesagt. Meinen Sie, sie hat was gesehen an dem Abend, als Aleesha umgebracht wurde?«
    »Ich weiß es nicht.« War er verlegen? Log er deshalb?
    »Ich würde sie aufs Revier holen, wenn Sie sie befragen wollen, Mann. Ich will Ihnen ja nicht sagen, wie Sie Ihre Arbeit machen müssen oder so, aber Sie wollen doch nicht, dass so eine schwarze Göre Sie anzeigt. Ich hatte Glück, dass ich mit einem Klaps davongekommen bin.«
    »Ich werde daran denken.« Will fragte sich, ob Michael bereits wusste, dass Jasmine verschwunden war. Wenn er bei einer Sache log, hatte er sicher kein Problem, auch bei einer anderen zu lügen. »Ich habe mir nur gedacht, Michael, schon komisch, dass Aleesha so viel älter war als die anderen Opfer.« »Wie meinen Sie das?«
    »Sie war eine erwachsene Frau. Die anderen Mädchen waren Teenager. Und dann die Zunge. Ihrer Nachbarin wurde sie herausgeschnitten, den anderen Mädchen jedoch abgebissen.«
    »Ja«, entgegnete Michael bedächtig. »Wenn ich's mir recht überlege, ist das schon irgendwie merkwürdig.«
    Will schaute auf den Computermonitor, wo Julie Cooper noch immer ihre Aussage machte. Gleich würde sie die Detectives bitten, die Kamera kurz auszuschalten, damit sie sich sammeln konnte. Wie überstand ein junges Mädchen so etwas? Wie schaffte sie es, zur Schule zu gehen und ihre Hausaufgaben zu machen wie jeder andere Teenager, während die Erinnerung an ihre schrecklichen Erlebnisse immer in ihrem Kopf lauerte?
    Michael meinte nun: »Vielleicht ist er zu Nutten gegangen, um zwischen den Mädchen ein wenig Dampf abzulassen.« Er hielt kurz inne. »Ich weiß noch, als ich bei der Sitte war, haben die Mädchen sich bei ihren Kunden oft in Schwierigkeiten gebracht. Manchmal waren sie schon mitten drin, und dann wollten sie mit dem Preis hochgehen. Oder sie erklärten sich bereit zu bestimmten Sachen, Stellungen und so, nur um den Kerl auf ihr Zimmer zu bekommen, und dann änderten sie plötzlich die Regeln, meinten, sie würden es nicht tun, oder sie verlangten mehr Geld.«
    Will hatte daran noch gar nicht gedacht, musste aber zugeben, dass dieser Blickwinkel nicht von der Hand zu weisen war. Er erklärte allerdings den Fall Cynthia Barrett nicht.
    Er fragte: »Sind Sie sicher, dass Sie nicht irgendjemand verärgert haben, Michael? So verärgert vielleicht, dass derjenige eine Nachahmergeschichte mit Cynthia macht, um Ihnen die Sache quasi vor die Füße zu werfen?«
    Michael lachte. »Meinen Sie das ernst?«
    »Das müssen Sie mir sagen.«
    »Das ist doch verrückt, Mann.« »Wieso?«
    »Derjenige müsste eine ganze Menge über den Fall wissen«, gab Michael zu bedenken. »Die Geschichte mit Monroes Zunge wurde nicht an die Presse weitergegeben. Die Einzigen, die davon wussten, waren Polizisten.« Michael legte offensichtlich die Hand über den Hörer, aber Will hörte ihn sagen: »Ja, Baby, ich bin gleich bei dir.« Dann erklärte er Will: »Hören Sie, Gina braucht Hilfe mit Tim. Kann ich Sie in zehn Minuten wieder anrufen?«
    »Nein«, sagte Will. »Das war's schon.«
    »Rufen Sie an, wenn Sie was brauchen.«
    Will legte auf. Er lehnte sich zurück und schaute aus dem Fenster. Es war schon eine Weile dunkel, und die Straßenlaternen warfen einen unnatürlichen Schein auf das verlassene Eisenbahngelände neben dem Gebäude. Will hatte sich an den deprimierenden Anblick inzwischen gewöhnt.
    Der Computer tutete wie eine

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