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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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noch auf die Couch legen und vor dem Fernseher einschlafen. Doch die Strafregisterauszüge hielten ihn davon ab. Ein Mann, der lesen konnte, hätte diese Arbeit wahrscheinlich schon vor Stunden abgeschlossen. Ein Polizist mit
    Pflichtbewusstsein hätte sie beim Mittagessen überflogen, in dem Wissen, dass das vielleicht nur Zeitverschwendung war, zu guter Polizeiarbeit aber auch gehörte, jeder Spur nachzugehen.
    Will konnte die Arbeit nicht einfach nach der Hälfte liegen lassen.
    Er zog sein Jackett aus und hängte es über die Lehne seines Drehstuhls. Lange würde die Sache sicher nicht in Anspruch nehmen, höchstens drei Stunden. Will wollte auf keinen Fall am nächsten Tag zur Arbeit gehen, ohne die Sache erledigt zu haben. Er hätte früher nach Hause fahren und sich hier die Berichte vornehmen sollen. Gewisse Dinge konnte er in der Arbeit einfach nicht tun, ohne sich zu verraten.
    Der Klammerentferner steckte in seiner Manteltasche. Er holte ihn und legte ihn neben den Unterlagenstapel. Dann zog er zwei Lineale aus der Schreibtischschublade und drehte seine Leselampe so, dass die Birne die Wand anstrahlte und nicht mehr als einen schmalen Lichtkegel auf die Schreibunterlage warf.
    »Na dann, mein Hübscher«, murmelte Will, als er das Foto in der Ecke des ersten Profils betrachtete. Der Kerl hatte ungefähr drei Zähne und fettiges, schütteres Haar, wie man es nur in den weniger vornehmen Trailerparks fand.
    Will entfernte das Foto und legte es beiseite. Dann trennte er mit den beiden Linealen die erste Zeile. Mit den Spitzen seiner beiden Zeigefinger begrenzte er einzelne Wörter, so dass er sie eins nach dem anderen entziffern konnte. Er neigte dazu, rückwärts zu lesen, und das Abtrennen einzelner Wörter hielt ihn davon ab, woandershin zu schauen. Seltsamerweise waren für ihn lange Wörter am einfachsten. Wenn Will etwa ein Wort wie »ein« sah, machte er daraus »nie«, so dass der Satz am Ende oft keinen Sinn mehr ergab.
    Er nahm sich die drei Wörter oben auf der Seite vor und las den Namen laut, damit er ihn besser verstehen konnte. »Carter, Isaiah Henry.« So schnell und einfach ging das allerdings nicht. Zuerst las er Cash. Isaiah war einfach. Henry dagegen nicht.
    Mann, war er blöd.
    Will starrte den dunklen Computermonitor vor sich an und blinzelte, um wieder klar zu sehen. Um etwas Zeit zu schinden, schaltete er den Computer an, während sein Kopf ihm die üblichen Vorhaltungen machte, ihm sagte, dass er wahrscheinlich zurückgeblieben sei und vielleicht mit seinem Hirn etwas nicht stimme, das herauszufinden sich noch niemand die Mühe gemacht habe. Er war weiß Gott so oft auf den Kopf
    geschlagen worden, dass da drin durchaus eine Schraube locker sein konnte. Letztendlich hatte keine der möglichen Ursachen seines Problems irgendeine Bedeutung, und keine änderte auch irgendetwas an der Tatsache, dass es Kinder in der dritten Klasse gab, die besser lesen konnten als Will. Und er meinte damit die dummen in den hinteren Bänken.
    Der Computer fuhr hoch, und der Ventilator des Kühlers surrte wie der Propeller eines Modellflugzeugs. Will startete das E-Mail-Programm und starrte einige Minuten die Eingangsmaske an, bevor er das Angebot einer Garantieverlängerung für ein Gerät, das er nicht einmal besaß, löschte. Sonst gab es nichts mehr, das ihn hätte ablenken können.
    Er wandte sich wieder dem Stapel mit den Delinquenten zu und versuchte, ein Spiel daraus zu machen. Das nächste Foto zeigte einen Kerl Mitte sechzig. Seine weißen Haare waren ordentlich gescheitelt, und die dunkelblauen Augen machten sein Gesicht interessant. Setz ihm einen Hut auf, und er könnte ein Vertreter, drücke ihm eine Bibel in die Hand, und er könnte dein Gemeindepfarrer sein.
    Langsam schob Will die Lineale die Seite entlang und las Zeile für Zeile. Der Mann, von Beruf Futtermittelverkäufer, war ein Vergewaltiger, dem es Spaß machte, seine Opfer zu quälen. Er war zu zwölf Jahren verurteilt, aber nach sieben wegen guter Führung wieder entlassen worden. Was genau gute Führung bei einem Mann bedeutete, der einer zweiundzwanzigjährigen Collegestudentin die Fingernägel gezogen hatte, konnte Will nicht sagen.
    Dann entfernte er das nächste Foto und legte die Lineale auf das nächste Blatt. Stundenlang saß Will da und las all die grausigen Details über Sexualstraftäter, die eine gewisse Zeit abgesessen hatten und dann wegen guter Führung auf Bewährung freigekommen waren. Keiner von ihnen hatte seine

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