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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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auf, und sie machte sich auf neue Schmerzen gefasst, aber er ging zum Kamin und legte die Hand auf den Sims. Angie erinnerte sich an den Abend vor drei Tagen, als Will bei ihr gewesen war. Er stand am Kamin, und sie hatte seinen Rücken betrachtet, seine kräftige Schulter, und nichts mehr gewollt, als die Arme um ihn zu legen. So etwas würde sie mit ihm nie mehr erleben. Er würde nie erfahren, was sie fühlte.
    Michael sagte: »Du weißt nicht, wie es ist, diesen Traum im Kopf zu haben, dass du ein perfektes Leben willst, eine perfekte Familie, und dann passiert dir so was wie Tim, und du kommst dir vor wie ein verdammter Versager.«
    Sie atmete so viel Luft ein wie möglich, um einen klaren Kopf zu behalten. »Wie fing eigentlich alles an?«
    »Du weißt doch über Mary Alice Bescheid.«
    »Die anderen.« Es musste noch andere geben.
    »Wie weit willst du zurückgehen? Fünfundachtzig? Fünfundneunzig? Letztes Jahr?« Wieder hatte er dieses Grinsen im Gesicht. »Mann, ich kann mich nicht mal mehr erinnern, in welchen Staaten sie alle waren. Dein Freund steht doch
    auf diese Profilingscheiße, oder? Ich schätze, er würde sagen, ich ließ es eskalieren, als Johnny rauskam. Zog die Handschuhe aus, weil ich wusste, wenn's erst mal richtig zur Sache geht, muss ich nur auf ihn deuten.«
    »Es waren doch noch Kinder.«
    »Glaub mir, sie waren alle viel erfahrener, als sie es sich anmerken ließen. Richtig reif für ihr Alter.« Er schüttelte den Kopf, als würde er über die Ironie nicht hinwegkommen. »Die wollen doch alle einen Mann nur heiß machen und dann abblitzen lassen.«
    Unvermittelt spürte Angie Scham in sich aufkommen. Wie viele Freunde ihrer Mutter hatten das Gleiche über Angie gesagt? Wie oft hatte sie von ihnen Stofftiere oder Restauranteinladungen oder hübsche Klamotten angenommen und sich dann sagen lassen müssen, dass sie mit ihrem Mund dafür bezahlen solle?
    Michael fuhr fort: »Die meisten von diesen Mädchen wurden schon so oft gevögelt, dass sie nur noch was spüren, wenn du dich richtig in sie reinrammst.« Er schaute sie wieder aufmerksam an. »Du warst genauso wie Mary Alice. Weißt du das? Du flirtest mit mir, lässt mich dich küssen und eine Weile sogar anfassen, und dann stößt du mich weg, als wäre ich dir nicht gut genug.« Er schnaubte verächtlich. »Du machst auf unschuldig, aber wenn ich dann in dir drin bin, fühlt es sich an, als hätte ich den Schwanz in einem verdammten Vakuum.«
    Angie starrte die Waffe auf der Couch an.
    »Huren sind gut für so was. Man kann alles mit ihnen machen, stimmt's? Deswegen bezahlt man sie ja.« Er hatte ihr den Rücken zugedreht und stemmte die Hände gegen den Kaminsims. Angie nahm den Blick nicht von der Glock und hoffte, die Waffe war nicht nur ein Trugbild, das ihr Hirn ihr vorgaukelte. »Wollte doch nichts anderes, als vor dem Superbowl mit Aleesha ein wenig Dampf ablassen. Und dann kommt sie mir plötzlich hochnäsig und scheucht mich aus der Wohnung und ins Treppenhaus, als wäre ich irgendein Penner. Für so eine Scheiße bezahle ich nicht. Immer und immer wieder hat sie mich geschubst, und dann musste ich ihr eine Lektion erteilen. Ein Michael Ormewood bezahlt nicht.«
    Angie drückte ihr Gesicht an den Boden und zwang sich durchzuhalten.
    »Ja, ich habe mich von ihr reizen lassen.« Sie hörte seine Schritte, spürte, dass er nur Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt stand. »Aber wer schert sich drum, wenn eine Nutte stirbt? Wer schert sich um dich?«
    Sie kniff die Augen zusammen. Sie hatte ihn in ihren Kopf gelassen, hatte ihm die Kontrolle überlassen, so wie er es wollte.
    Angie sagte: »John hätte nichts anderes tun müssen, als es ihnen zu sagen.« Sie ging das Risiko ein und fügte hinzu: »Du bist sein Cousin.«
    »Ach, Schätzchen.« Michael machte ts, ts. »Glaubst du wirklich, John hätte eine Chance gehabt, vor Gericht den Mund aufzumachen?« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe die ganze Zeit mit ihm gespielt, habe an seinen Fäden gezogen, wann immer ich wollte.« Er kicherte in sich hinein. »Sicher, ich hätte mir fast in die Hose gepisst, als ich meinen Werkzeugkasten aufmachte und sah, was er mir da hineingelegt hatte, aber das ist nichts im Vergleich zu dem Schock, den ich für ihn geplant hatte. Ich wollte mich mit diesem kleinen Mädchen so richtig amüsieren und dann John die ganze Geschichte vor die Tür legen - oder genauer, in dieses Rattenloch, in dem er wohnt.«
    »Es hätte nicht funktioniert«, sagte

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