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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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irgendwas rauszukriegen.«
    »Ich habe es allen erzählt.«
    »Lüg mich nicht an«, warnte er sie. »Im Augenblick bin ich nett, aber wir beide wissen, wozu ich fähig bin.« »Will. Ich habe es Will erzählt.« Er hatte Angst vor Will. Das sah sie in seinem Blick. Er fragte: »Trent?« »Er ist mein Freund.«
    Michael starrte sie weiter an, fragte sich, ob sie die Wahrheit sagte. Dann schüttelte er den Kopf. »Aha.« Er glaubte ihr nicht.
    »Es stimmt«, beharrte sie. »Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben lang.«
    Er ließ seinen lüsternen Blick über ihren Körper wandern. Sie war von der Taille abwärts nackt, die Beine hatte sie leicht gespreizt, um sich abzustützen. Dann sagte er zu ihr: »Du solltest daran denken, dass es viele verschiedene Arten zu sterben gibt.«
    »Die Narbe auf Wills Gesicht«, sagte sie nun. »Sie läuft am Unterkiefer hinunter bis zum Hals.«
    Michael zuckte die Achseln. »Das kann doch jeder sehen.«
    »Seine Hand«, fuhr sie fort. »Er wurde mit einer Nagelpistole angeschossen. Ich brachte ihn damals ins Krankenhaus.«
    Zorn blitzte in seinen Augen auf. Er erhob sich langsam und ging auf sie zu. Angie versuchte, nach hinten zurückzuweichen, als er seine Hände links und rechts von ihr auf die Stuhllehnen legte. Seine Stimme hörte sich an wie ein tiefes Knurren, als er fragte: »Was hast du ihm erzählt?«
    Angst legte sich wie ein Strick um ihre Kehle. »Alles...« Sie hörte das Entsetzen in ihrer Stimme, wusste, dass auch er es hörte, aber ihr Mund wollte nicht aufhören, sich zu bewegen, die Wörter schienen einfach aus ihm herauszusprudeln. »John hat es mir erzählt... und ich habe... ich habe es Will erzählt...«
    Er umklammerte die Lehnen so fest, dass der ganze Stuhl zu vibrieren schien. »Was erzählt?« »Dass du Aleesha kanntest!«
    »Scheiße!« Michael stieß sich so heftig vom Stuhl ab, dass er umzukippen drohte. Angie strampelte in der Luft, um nicht zu fallen. »Gottverdammte Scheiße!« Er hob den Fuß, um den Couchtisch umzustoßen, aber im letzten Augenblick besann er sich. Langsam stellte er den Fuß wieder auf den Boden, aber er hielt die Fäuste noch immer geballt und zitterte vor Wut.
    Atemlos vor Angst starrte Angie seinen Rücken an. Der Boden knarzte, als sie ihr Gewicht verlagerte.
    Michael drehte sich um und schlug ihr mit dem Handrücken so fest ins Gesicht, dass sie auf den Boden krachte.
    Angie lag einfach nur da. Sie konnte sich nicht bewegen. Ihr Kopf dröhnte von dem Aufprall. »Steh auf.«
    Er musste ihr nicht drohen. Angie versuchte, sich aufzusetzen, konnte es aber nicht. Sie drückte das Gesicht an den Boden, schloss die Augen und wartete auf die Bestrafung.
    Aber es kam nichts.
    »Mein Dad verließ mich, als ich zehn war.«
    Angie öffnete die Augen. Anscheinend war sie kurz ohnmächtig gewesen, hatte etwas nicht mitbekommen. Michael stand am Spülbecken. Er holte eine Blechdose aus einem Schrank.
    »Weißt du, wie das ist?«
    Angie antwortete nicht. Sie verfolgte, wie er die Dose öffnete und hineinschaute.
    »John dachte immer, er hätte es schwer. Er wusste doch gar nicht, was schwer ist.« Michael schwenkte eine Tüte mit weißem Pulver in der Luft. Er war jetzt wieder dieser Kerl, dieser ganz normale Kerl, den er der Welt vorspielte, damit niemand erkannte, was für ein Monster er war.
    »Das ist guter Stoff. Willst du was?«, fragte er.
    Sie versuchte, den Kopf zu schütteln.
    »Diesen letzten Drink wolltest du damals auch nicht.« Er grinste, als wäre es lustig. »Erinnerst du dich, Angie - an Kens große Party? Ich hatte dir einen Drink besorgt.«
    Sie erinnerte sich nicht, nickte aber trotzdem.
    »Roofies, Baby.« Er setzte sich auf die Couch und stellte die Dose auf den Tisch zwischen ihnen. »Du hast eine Handvoll Roofies runtergekippt.«
    Rohypnol. Er hatte sie unter Drogen gesetzt.
    Michael lachte, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Er holte eine Rasierklinge und einen kleinen Spiegel aus der Dose und schüttete ein wenig von dem weißen Pulver auf das Glas. Angie beobachtete, wie er das Koks mit der Klinge bearbeitete. »Was ist bei dir eigentlich mit Kindern?«, fragte er sie, ohne sie anzu sehen. »Ich wette, du hattest inzwischen ungefähr sechzig Abtreibungen.« Geübt zerhackte er weiter das Koks. »Mein Sohn hat Probleme. Du weißt das.«
    Angie zwang ihren Körper, sich zu bewegen. Sie keuchte vor Schmerz, als sie es endlich geschafft hatte, sich aufzusetzen. Aber wenigstens hatte sie es geschafft. Wenigstens lag sie

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