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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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hätten das verhindern können«, entgegnete Will. »Sie hätten die ganze Sache schon vor vier Tagen stoppen können.« »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Michael war mit mir zusammen, als Cynthia Barrett starb.«
    John starrte auf die Karte, die er auf dem Schoß ausgebreitet hielt. »Ich habe gehört, sie ist über den Hof gelaufen und gestolpert. Ist mit dem Kopf auf einem Stein aufgeschlagen und daran gestorben.«
    »Und dann hat sie sich selber die Zunge rausgeschnitten?« John antwortete nicht.
    »Sie hätten zu dem Zeitpunkt was tun sollen.«
    »Was denn?«, fragte John. »Zu Ihnen gehen vielleicht? Sie glauben mir meine Geschichte ja jetzt noch nicht, Mann. Was soll ich denn tun? Einen Polizisten hinhängen? Wer glaubt denn einem Exknacki, der in einer Autowaschanlage arbeitet?«
    Will behielt die Hände fest am Lenkrad. John war schuld an dem, was jetzt mit Angie passierte. Wenn er nicht so arrogant und so dumm gewesen wäre, dann wäre sie jetzt in Sicherheit. »Sie haben ihn geködert. Sie wussten genau, was Sie taten.«
    Während er versuchte, sich zu verteidigen, faltete John die Karte an den Knickstellen zusammen, so dass ein kleiner Ausschnitt entstand. »Sie sagen mir, was ich hätte tun sollen, und ich gehe in meiner magischen Zeitmaschine zurück und tue es. Aber ich sage Ihnen was, gehen wir nicht nur vier Tage zurück, sondern zwanzig Jahre. Geben Sie mir meine Jugend zurück. Geben Sie mir meine Mutter und meine Großeltern und meine Familie zurück. Verdammt, wenn wir schon dabei sind, werfen Sie für mich auch noch eine Ehefrau und ein paar Kinder mit dazu.«
    »Sie lief in diesem Hinterhof vor irgendetwas davon.«
    John studierte noch immer die Karte, aber Will hörte Angst in seiner Stimme, als er sagte: »Meinen Sie, ich weiß das nicht?«
    Will schaute wieder auf die Straße und sah die Schilder vorbeihuschen, die Meilenanzeiger mit ihren fetten Ziffern auftauchen. Er hatte sich die Sache nicht gut überlegt, hatte nicht daran gedacht, dass er John vielleicht in Gefahr brachte.
    Will sagte: »Sie verstoßen gegen die Bewährungsauflagen, wenn Sie die Staatsgrenze überschreiten.«
    »Ich weiß.«
    »Sie könnten verhaftet werden. In Tennessee kann ich Ihnen nicht helfen.«
    »In Atlanta können Sie mir auch nicht helfen.«
    Will kaute auf seiner Unterlippe, starrte den schwarzen Asphalt an, die Autos auf der Straße. In den vergangenen zwei Jahren war er täglich zwischen Atlanta und den Bergen hin und her gependelt, deshalb wusste er genau, wo sich die Radarfallen befanden. Vor Ellijay wurde er langsamer und drückte erst wieder aufs Gas, als sie den Miciak Creek überquert hatten. Gemächlich fuhr er am neuen Wal-Mart und am alten vorbei, dann an mehreren Freiluft-Flohmärkten und an ein paar Schnapsläden. Im Ort Blue Ridge bog er links ab. Er raste eben den Coote Mason Highway entlang, als das Handy klingelte.
    Er klappte es an seinem Oberschenkel auf. »Amanda?«
    Ihre Stimme klang grimmig. »Wir haben Blut in der Garage gefunden. Zwei unterschiedliche Typen und jede Menge davon.
    »Angie?«
    »Sie ist nicht dort, Will.«
    Er öffnete den Mund, aber die Stimme versagte ihm.
    »Die Sache läuft jetzt folgendermaßen«, erklärte Amanda. »Ich habe Bob Burg beim Tee Bees angerufen.« Dem Tennessee Bureau of Investigation. »Er stellt im Augenblick ein Einsatzteam zusammen. Sie sind etwa vierzig Minuten von der Hütte entfernt.«
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    »Ich bin näher dran.«
    »Das dachte ich mir schon«, sagte sie. »Lassen Sie mich mit dem Pädophilen reden. Ich kann ihm sagen, wie ihr zur Elton Road kommt.«

Kapitel 38
    Angie wäre fast ohnmächtig geworden, als sie den Arm von dem in die unterste Stufe einbetonierten Glassplitter zog -weniger vor Schmerz, als des
    merkwürdigen Gefühls wegen, als das Glas aus ihrem Fleisch glitt. Viel Blut floss nicht, und verglichen mit dem Pochen in ihrem Handgelenk war der Schmerz erträglich. Sie hatte Glück gehabt. Es war vermutlich das gebrochene rechte Handgelenk, und wie durch ein Wunder war sie am Fuß der Treppe mit der rechten Schulter aufgekommen. Wie Will war sie Linkshänderin.
    »Jasmine«, flüsterte sie, und ihre Stimme hallte durch den pechschwarzen Keller. »Jasmine?« Keine Antwort.
    Angie drückte die gesunde Schulter an die Wand und stand auf. Einen Augenblick hielt sie inne, um Atem zu schöpfen, dann schob sie ihre nackten Füße behutsam über den Lehmboden, auf der Suche nach dem Mädchen.
    »Jasmine«, wiederholte sie, als ihre

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