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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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jetzt nicht mehr hilflos am Boden.
    »Er ist geistig zurückgeblieben«, sagte Michael und unterteilte das Pulver in vier Linien. Er nahm einen zusammengerollten Dollarschein aus der Dose und zog sich eine davon in die Nase. Er machte »Ah« und sagte dann zu Angie: »Das ist vielleicht guter Stoff. Bist du sicher, dass du nichts willst?«
    Sie schüttelte erneut den Kopf.
    »Magst es nicht, wenn du keine Kontrolle mehr hast, was? Das hast du zumindest auf Kens Party gesagt, als ich dir den Drink gab.« Er kicherte.
    »Getrunken hast du ihn trotzdem, nicht? Hättest ihn ja wegstellen können, aber du hast ihn geschluckt wie ein Fisch.« Er hielt ihr den Spiegel hin und fragte: »Bist du sicher?«
    »Du hast mir die Nase gebrochen.«
    »Da entgeht dir was.« Er legte den Spiegel wieder auf den Tisch.
    »Lass mich einfach gehen.« Sie zitterte so heftig, dass sie kaum sprechen konnte. »Ich sag keinem Menschen was.«
    »Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass du hier rauskommst.«
    »Wo ist Jasmine?«
    »Das wirst du bald genug erfahren.« Er legte den Kopf wieder auf die Sofalehne und schaute sie an. »Willst du eigentlich gar nichts über John erfahren?«
    »Was ist mit ihm?«
    »Das halbe Gefängnis hat ihm den Arsch durchgepflügt. Ich wette er hat AIDS.«
    Angie atmete tief durch und musste husten vor Anstrengung.
    Ihr Handgelenk pochte bei jedem Herzschlag. Der Strick, der in der Wärme der Hütte wieder trocknete, spannte sich immer fester um ihre Haut.
    »Jetzt also zu Tim, okay?« Er atmete kurz aus. »Wir erhielten die Diagnose vor sechs Jahren.«
    Angie zerrte vorsichtig an der Fessel um ihre Handgelenke, um zu prüfen, ob sie nachgab. »War wohl ziemlich... schwer?«
    »Es geht doch immer ums Geld, oder?« Er deutete auf den Spiegel auf dem Tisch. »Damit habe ich das alles bezahlt. Die Mädchen kriegen von mir eine kleine Dröhnung, und ich kriege dafür die Kohle, die ich brauche, damit mein Junge lernt, sich seine verdammten Schuhe selber zuzubinden. Die staatliche Versicherung zahlt nicht die Hälfte von der Scheiße, die er braucht. Was soll ich denn tun, mein Kind in irgendeinem Pflegeheim verrotten lassen?«
    Angie gab keine Antwort. Sie ging konzentriert durch, was er gesagt hatte, versuchte sich klar zu werden, was es bedeutete. Hatte Michael den Mädchen Drogen verkauft, hatte er damit für ihre Dienste bezahlt, wenn ihm danach war? Er hatte mindestens zehn Jahre lang bei der Sitte gearbeitet. Sein Sohn konnte nicht älter als acht sein. Tim hatte nichts damit zu tun.
    »Dann hatte ich das ganze Geld und wusste nicht, wohin damit. Aufs Konto kann ich es nicht tun, weil Uncle Sam neugierig werden könnte. Kann es auch nicht zu Hause verstauen, weil Gina Fragen stellen würde.« Er deutete mit dem Finger auf Angie. »Dann dachte ich mir, warum eröffnest du nicht ein
    paar Konten für meinen guten alten Cousin Johnny? Seine Sozialversicherungsnummer kannte ich ja bereits von dem ganzen Gerichtsscheiß, den meine Mutter herumliegen hatte.«
    Cousin. Angie wusste nicht, ob Michael meinte, dass sie wirklich verwandt waren, oder ob er nur Slang benutzte.
    »Dass er rauskommt, darüber brauchte ich mir ja keine Gedanken zu machen.«
    Sie spürte, dass ihr die Augen zufielen, und sie kämpfte ums Wachbleiben.
    »Was sind deine Fragen, Angie?« Das Koks hatte ihn wacher, redseliger gemacht. »Komm schon, Kleine. Stell deine Fragen.«
    Angies Gedanken rasten. Doch es gelang ihr nur zu fragen: »Du kanntest Aleesha Monroe.«
    »Ja, schon seit unserer Jugend.«
    Angie wartete darauf, dass Michael auffiel, dass sie zuvor gelogen hatte, aber er war zu sehr mit seiner eigenen Geschichte beschäftigt, um die ihre auseinanderzunehmen.
    Er fuhr fort: »An meinem ersten Tag in Uniform wurde ich in die Homes gerufen - und blieb in dem verdammten Aufzug stecken. Die ganzen alten Hasen lachten sich einen Ast, als sie mich endlich befreit hatten, und Leesha stand ebenfalls dabei und lachte mit ihnen. Zumindest lachte sie, bis sie mich wiedererkannte.« Er wackelte drohend mit dem Finger. »Kein Mensch lacht über Michael Ormewood. Niemand lacht über ihn, und mit Sicherheit stößt ihn niemand weg.«
    Angie spürte Blut die Kehle hinunterrinnen, und bei dem Geschmack musste sie würgen.
    Michael sagte: »Sie war schon in der Highschool eine Hure, und fünfzehn Jahre später war sie immer noch eine. Für eine Dröhnung hätte sie einem Hund einen geblasen.« Er grinste wieder, dieses Grinsen, das bedeutete, dass er

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