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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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nicht. »Er wusste, dass
    er sterben würde. Er war sich absolut sicher, dass er sterben würde, und er wollte mir etwas sagen.«
    Die Schnur klatschte gegen den Metalltisch, als Lydia den Hörer auf die Schulter legte.
    »Michael hat mir erzählt, dass er Mary Alice umbrachte und du alles darüber wusstest. Er sagte, es wäre deine Idee gewesen, es mir in die Schuhe zu schieben. Er sagte, du hättest die Sache von Anfang an geplant.« Er zwinkerte ihr zu. »Geständnisse auf dem Sterbebett werden nicht als Hörensagen betrachtet, oder? Nicht, wenn der Betroffene sicher weiß, dass er sterben wird.«
    Sie umklammerte den Hörer mit ihrer knochigen Hand. »Kein Mensch wird dir glauben.«
    »Du weißt doch - diese Polizistin, die er entführt und beinahe zu Tode geprügelt hat und die er gerade vergewaltigen und töten wollte?« Er senkte die Stimme, als wollte er ihr etwas Vertrauliches mitteilen. »Ich glaube, sie hat es ihn auch sagen hören.«
    Der Tisch krachte an die Wand, als sie gegen ihn sackte. Zorn loderte aus ihren Augen.
    John fragte: »Was meinst du, auf wen der Staatsanwalt hören wird, wenn er die Entscheidung treffen muss, ob er gegen dich Anklage erheben soll wegen Behinderung der Justiz, Beförderung einer falschen Verurteilung und Verschwörung zur Verdeckung einer Straftat?«
    Ein Geräusch drang aus dem Hörer, eine Stimme vom Band, die ihr riet, doch bitte aufzulegen und neu zu wählen, wenn sie einen Anruf tätigen wolle.
    »Der Staatsanwalt wird zu uns kommen«, fuhr John fort. »Er wird mich fragen, und er wird Joyce fragen, ob wir Strafanzeige gegen dich erstatten wollen oder nicht.« Aus dem Hörer kam nun ein lautes Besetztzeichen, das durch den weiten Raum hallte. »Ich will dir sagen, was ich herausgefunden habe, Lydia: Michael war eine wilde Bestie, aber du hattest die Schlüssel zu seinem Käfig. Du warst diejenige, die wusste, wer er war, und die ihn trotzdem auf die Welt losließ.«
    »Nein...«
    »Mach nur«, forderte er sie auf. »Wähl die Nummer. Mach den Anruf.«
    Lydia starrte ihn wutentbrannt und mit vor Zorn feuchten Augen an. Er konnte fast sehen, wie sie überlegte, wie ihr juristisch geschulter Verstand alle Aspekte abwägte, alle Optionen durchging. Irgendwo in diesem sterilen
    weißen Gefängnis von einem Haus tickte eine Uhr. John zählte stumm mit und wartete.
    »Nun gut«, sagte sie schließlich. »Nun gut.«
    John wusste, was sie damit meinte, aber er wollte es von ihr hören, wollte derjenige sein, der sie zwang, es zu sagen. »Nun gut, was?«
    Ihre Hand zitterte so sehr, dass sie den Hörer kaum auf die Gabel legen konnte. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ihre Stimme klang erstickt. »Sag mir, was ich tun soll.«

Kapitel 40
    18. Februar 2006
    Will hörte Bruce Springsteens Devil&Dust, während er den Hund bürstete. Er wusste nicht so recht, warum seine Nachbarin auf das Bürsten bestanden hatte. Betty besaß ein kurzes Fell. Sie verlor auch kaum Haare. Will nahm an, dass der Grund für diese Pflicht irgendwie mit dem Wohlgefühl zu tun hatte, das diese Tätigkeit dem kleinen Hund bereitete; allerdings war ihm nie aufgefallen, dass die Nachbarin sonderlich am Wohlergehen des Tiers interessiert gewesen wäre.
    Er wollte Betty zwar keine Persönlichkeit zuschreiben, dass ihr das Bürsten aber gefiel, war nicht zu übersehen.
    Es klingelte an der Tür, und Will hielt inne. Es klingelte noch einmal, danach ertönte ein Stakkatoklopfen.
    Will seufzte. Er legte die Bürste beiseite und schob die Hemdsärmel herunter. Er nahm Betty auf den Arm und ging mit ihr zur Tür.
    »Warum hat das denn so lang gedauert?«
    »Hab mir schon gedacht, dass du es bist.«
    Angie schnitt eine Grimasse, was vermutlich ziemlich schmerzte, da ihr Gesicht noch nicht verheilt war. Pflaster klebten auf ihrer Stirn, und ihre Wange hatte sich von Schwarz zu Gelb verfärbt. Weitere Pflaster verdeckten die Nähte an ihren Fingern. Ein neonpinkfarbener Plastikschienenverband fixierte ihr rechtes Handgelenk; wo die gebrochenen Knochen verschraubt worden waren, ragten Metallstifte aus dem Plastik.
    Er schaute über ihre Schulter und sah ihr Auto am Straßenrand stehen. »Bist du mit dem Auto gefahren?«
    »Verhafte mich.«
    »Warum?«, fragte er. »Muss ich dich einsperren, damit du die Stadt nicht verlässt?« »Diesmal nicht.«
    »Du verlässt mich also nicht für John?«
    Sie lachte. »Der hat sich bereits sein halbes Leben von einem Arschloch vermasseln lassen. Ich dachte mir, ich lasse ihn

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