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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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hier, um sich auch mal die Hände schmutzig zu machen?«
    »Wie ich bereits gesagt habe - ich bin nur als Berater hier.«
    »Na, dann habe ich einen Rat für Sie, Mr. Berater«, sagte Michael und ballte die Fäuste so fest, dass die Nägel sich in die Handflächen gruben. »Verarschen Sie mich nicht.«
    Trent schien von dieser Warnung ganz und gar nicht beeindruckt, aber da Michael den Kopf in den Nacken legen musste, um sie auszusprechen, war das nicht verwunderlich.
    »Okay«, sagte Trent. Und als hätte das alle Probleme aus dem Weg geräumt, fragte er: »Hätten Sie was dagegen, noch einmal zu den Homes zu fahren? Ich möchte den Tatort wirklich gern sehen.«

Kapitel 5
    Alles, was Will Trent sagte und tat, ging Michael auf die Nerven, von dessen »Natürlich«, als er erklärte, er würde fahren, bis zu der Art, wie er stumm aus dem Fenster starrte, als sie auf der North Avenue zu den Homes unterwegs waren. Der GBI-Agent erinnerte ihn an diese Streberjungs in der Highschool, die immer mit Rechenschieber in der Brusttasche herumliefen und obskure Sprüche von Monty Python zitierten. Egal, wie oft er sich das Zeug auch anschaute, Michael kapierte Monty Python einfach nicht, genauso wenig wie er solche Streber wie Trent kapierte. Es gab einen Grund, warum solche Typen in der Schule immer Prügel bezogen. Es gab einen Grund, warum es Kerle waren wie Michael, die das Prügeln übernahmen.
    Michael atmete tief durch und hustete dann. Seine Lunge war noch immer sauer wegen der Zigarette. Er dachte an Tim, dass sein Sohn nicht normal war, dass das Misshandlungen durch andere Jungen provozierte. Schon jetzt gab es in Tims Schule eine Gruppe von Rowdys, die ihm übel mitspielten -
    ihm die Kappe stahlen oder beim Mittagessen sein Sandwich plattdrückten. Die Lehrer gaben sich Mühe, es zu unterbinden, aber sie konnten nicht immer überall sein, und einigen passte es ganz und gar nicht, dass Tim in ihre normale Schule integriert werden sollte. Vielleicht war Will Trent Michaels Nemesis. Er wurde getestet. Sei nett zu diesem Freak, dann bekommt Tim vielleicht die gleiche Chance.
    »Ach«, sagte Trent und zog einen Kassettenrecorder aus seiner Jackentasche. »Ich habe den Neunelfer-Anruf.« Er schaltete ihn ein, bevor Michael etwas erwidern konnte. Eine blecherne, schrille Stimme plärrte aus dem kleinen Lautsprecher: »Kommense zu Haus neun inne Homes. Da wird 'ne Frau übel vergewaltigt.«
    Michael trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad und wartete, dass die Ampel auf Grün sprang. »Spielen Sie's noch mal ab.«
    Trent tat es, und Michael spitzte die Ohren, versuchte Hintergrundgeräusche zu hören und Tonfall und Klangfarbe der Stimme zu deuten. Irgendetwas stimmte nicht, aber er wusste nicht so recht, was.
    »Vergewaltigt«, sagte Michael. »Nicht umgebracht.«
    »Die Anruferin klingt nicht verängstigt«, bemerkte Trent.
    »Nein«, erwiderte Michael und gab Gas, als die Ampel umsprang.
    »Ich denke mir«, sagte Trent, »wenn ich eine Frau wäre, hätte ich Angst, wenn ich sehen oder auch nur hören würde, dass eine andere Frau überfallen wird.«
    »Vielleicht auch nicht«, gab Michael zu bedenken. »Wenn man in den Homes lebt, hat man diese Art von Gewalt vielleicht schon öfter erlebt.«
    »Wenn das so ist«, erwiderte Trent, »warum würde ich dann überhaupt anrufen?« Er gab sich selbst die Antwort. »Vielleicht weil ich die Frau kenne?«
    »Wenn dem so wäre, würden Sie wahrscheinlich aufgeregter klingen.« Michael deutete auf den Recorder. Die Anruferin hatte ruhig geklungen, als würde sie den Wetterbericht oder das Ergebnis eines besonders langweiligen Spiels verlesen.
    »Es dauerte über dreißig Minuten, bis die Einheit eintraf.« Ohne jede Missbilligung in der Stimme fuhr Trent fort: »Grady hat die langsamste Reaktion in der ganzen Stadt.«
    »Das weiß jeder, der Nachrichten schaut.«
    »Oder in den Homes lebt.«
    »Wir haben jeden in diesem Gebäude überprüft, sind noch in derselben Nacht von Wohnung zu Wohnung gegangen. Da kam keiner zur Tür mit 'nem großen Schild um den Hals.«
    »Keine Sextäter in diesem Gebäude?«
    »Einer, aber der war den ganzen Tag auf dem Revier, weil er wegen eines anderen Falls verhört wurde.«
    Trent spulte die Kassette zurück, spielte sie noch einmal ab und ließ sie laufen, bis der Diensthabende in der Notfallzentrale sagte: Ma'am? Ma'am? Sind Sie noch dran?
    Trent steckte den Recorder wieder in die Tasche. »Das Opfer ist auch ein bisschen alt.«
    »Monroe?«,

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