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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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stehen, ließ aber seine Hand nicht los. »Hey, ich hab dich gefragt, ob du genug für ein Zimmer hast.« Sie deutete auf die Bäume. »Ich mach's nicht gern hier draußen wie irgendein Tier.«
    Er musste sich räuspern, bevor er etwas erwidern konnte. Sein Herz hämmerte so heftig, dass sich sein T-Shirt bewegte. »Ja.«
    Sie rührte sich nicht. »Du schwitzt ja.«
    »'tschuldigung«, sagte er, zog seine Hand zurück und wischte sie sich an seiner Jeans ab. Er brachte ein dümmliches, verlegenes Lächeln zustande. »Tut mir leid«, sagte er noch einmal.
    Sie starrte ihn wieder mit diesem harten Blick an, versuchte herauszufinden, was er eigentlich wollte. Ihre Hand steckte in ihrer Handtasche. »Alles okay mit dir?«
    John schaute sich um und dachte, egal, was sie in ihrer Handtasche versteckte, es war ein echter Fehler, dass sie mit fremden Männern in den Wald ging. »Es ist hier nicht sicher«, sagte er. »Ich könnte ja sonst wer sein.«
    »Du hast so was noch nie gemacht.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Er dachte an Randall, den Jungen in dem Laden, an die Art, wie sein Adamsapfel hüpfte, als John sich ihn vornahm. Jetzt spürte er, wie sich ihm selbst die Kehle zuschnürte und ihm das Reden schwerfiel.
    »Hey«, sagte sie und strich ihm über den Arm. »Na komm, großer Junge. Ist schon okay.«
    John fiel auf, dass ihre Stimme sich verändert hatte. Er wusste nicht, warum, aber plötzlich redete sie mit ihm, als wäre er ein menschliches Wesen und nicht etwas, das sie sich von der Schuhsohle kratzen musste.
    »Ich wollte das alles gar nicht«, sagte er und erkannte, dass auch er plötzlich anders klang. Sanft. Richtig sanft, als würde er ihr vertrauen, ihr etwas anvertrauen. Ohne Vorwarnung kamen aus seinem Mund die Worte: »O Gott, du bist so hübsch«, als wäre er irgendein erbärmlicher Spinner. Er versuchte, den Eindruck zu korrigieren, indem er hinzufügte: »Ich weiß, das klingt blöd, aber du bist es wirklich.« Er betrachtete ihr Gesicht,
    suchte nach etwas, das er ihr sonst noch sagen konnte, irgendeinen Beweis, dass er kein Spinner war, dem sie eine Ladung Pfefferspray ins Gesicht sprühen musste.
    Ihr Mund wirkte weich, ein Mund, den man ewig küssen konnte.
    Nein, über ihren Mund durfte er nicht reden. Das war zu sexuell. Ihre Nase?
    Nein, das war dumm. Niemand redete über hübsche Nasen. Man atmete durch sie, manchmal liefen sie, und man schnäuzte sie. Man hatte sie einfach im Gesicht.
    »Alles okay?«, fragte sie wieder.
    »Deine Augen«, platzte es aus ihm heraus, und er kam sich dabei mehr denn je wie ein Idiot vor. Er hatte es so laut gesagt, dass sie zusammenzuckte. »Ich meine«, fuhr er leiser fort, »es tut mir leid. Ich habe nur eben gedacht, dass deine Augen...« Mann, sie trug so viel Make-up, dass man es gar nicht beurteilen konnte. »Ich denke, du hast schöne Augen.«
    Sie starrte ihn an und fragte sich wahrscheinlich, wie schnell sie die Dose aus der Tasche ziehen konnte, um ihn kampfunfähig zu machen. Vielleicht überlegte sie auch, ob sie sich sein Geld schnappen solle, wenn er zu Boden ging. »Weißt du«, sagte sie schließlich, »du musst mir nicht den Hof machen. Bezahl mich einfach.«
    Er steckte die Hand in die Tasche.
    »Nicht jetzt, Baby«, sagte sie, plötzlich nervös. Er machte irgendetwas falsch. Es gab eine korrekte Art, so was zu tun, aber John kannte sie nicht.
    »'tschuldigung«, sagte er.
    »Du bezahlst mich im Zimmer«, erklärte sie und winkte ihm. »Es ist gleich da drüben.«
    Er blieb stehen, seine Füße wollten sich nicht bewegen. Mein Gott, er kam sich wieder vor wie ein pickliger Junge, der nicht wusste, wie er es mit einem Mädchen anstellen sollte.
    Allmählich klang sie verärgert. »Jetzt komm, großer Junge. Zeit ist Geld.«
    »Lass uns hierbleiben«, sagte er, und als sie protestieren wollte, schnitt er ihr einfach das Wort ab. »Nein, nicht das. Lass uns einfach hier stehen bleiben und reden.«
    »Du willst reden? Geh zu einem Seelenklempner.«
    »Ich bezahl dich.«
    »Macht dich das an?«, fragte sie. »Ich fange an zu reden, und du holst dir einen runter? Auf keinen Fall.«
    Sie ging bereits wieder in Richtung Straße.
    Er zog hastig das Geld aus der Tasche. Ein paar Scheine flogen ihm aus der Hand, und er bückte sich, um sie einzusammeln. Als er den Kopf hob, war sie bereits ein Stückchen entfernt.
    Er rief: »Fünfzig Dollar!«, und sie blieb stehen.
    Sie drehte sich langsam um. Er konnte nicht sagen, ob sein

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