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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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wütenden Brief an seinen Senator schrieb. Richard, der für seinen Sohn eine faire Behandlung verlangte.
    John lachte über diese törichten Jungenträume, als er seine Karte in die Stechuhr steckte und auf das laute Knacken wartete, mit dem seine Schicht an diesem Tag zu Ende ging. Das Wetter war seit einigen Wochen gut, und die Leute, die jetzt ihre Großeinkäufe für Thanksgiving machten, ließen auch ihre Autos waschen. Bis gestern hatte John keine Zeit gehabt, zu Bens Mutter zu fahren und den Wagen zu holen. Zu der Zeit, als Mary Alice starb, hatte er an seiner Fahrerlaubnis auf Probe gearbeitet, aber das war schon ziemlich lange her, und bei dem Gedanken, sich hinter ein Steuer zu setzen, brach ihm der Angstschweiß aus. Wenn er in einem Auto erwischt wurde, würde Martha Lam ihn wieder ins Gefängnis stecken. Natürlich konnte es durchaus sein, dass er wieder dort landete, auch wenn er das Auto nicht benutzte.
    Am Telefon war Bens Mutter offen und freundlich gewesen und »sehr erfreut, mit einem Freund von Ben« zu reden. Auf seine Frage hin bestätigte sie ihm, dass die Versicherung für das Auto bezahlt sei. Mrs. Carver hatte ihm darüber hinaus mitgeteilt, dass Mr. Popson sie am Sonntag zu einer Kirchenveranstaltung in Warm Springs mitnehme, ihn aber auch gebeten, das Auto mit einem vollen Tank zurückzubringen. John war mit allem einverstanden gewesen, aber dann hatte sie ihn noch einmal fünfzehn Minuten am Telefon
    festgehalten, um über ihre Ischiasbeschwerden zu reden. Beide Großelternpaare Johns waren während seiner Zeit im Gefängnis gestorben, und keiner von ihnen hatte sich je die Mühe gemacht, ihn zu besuchen. Er hatte Mrs. Carvers Kümmernissen sehr aufmerksam gelauscht und die richtigen Laute an den richtigen Stellen gemacht, bis der Pädophile von gegenüber ihn böse angestarrt und das Telefon für sich verlangt hatte.
    John hatte den dunkelblauen Ford Fairlane wie versprochen im Carport abgestellt gefunden. Der Schlüssel klemmte zusammen mit dem Fahrzeugschein und der Versicherungskarte hinter der Sonnenblende. Am wichtigsten war John in diesem Augenblick, dass der Motor gleich beim ersten Versuch ansprang. Er legte den Gang ein, rollte auf die Straße und übte, mit unsicherem Fuß zwischen Gas und Bremse wechselnd, auf der Wohnstraße vor Mrs. Carvers Haus das Aufundabfahren. Zum Glück hatte der Wagen kein manuelles Schaltgetriebe, sonst hätte er ihn einfach im Carport stehen lassen. Fast den ganzen Nachmittag hatte John damit zugebracht, sich an den Fairlane zu gewöhnen, und als er schließlich auf die zweispurige Schnellstraße fuhr, taten ihm die Hände weh, so krampfhaft hatte er das Lenkrad festgehalten.
    Du kannst es, sagte er sich immer wieder mit zusammengebissenen Zähnen, als er auf der 1-20 nach Atlanta zurückfuhr. Er musste nur dafür sorgen, dass er so wirkte, als wüsste er, was er tat. Nicht zu langsam, nicht zu schnell, mit gesundem Selbstvertrauen, den Arm aus dem Fenster gestreckt. Die Polizei achtete immer nur auf eins: ob man einen schuldbewussten Eindruck machte. Dann sprang ihr kleiner Bullenradar an, und dann spürten sie die Unsicherheit, die man ausstrahlte.
    John hatte sich gesagt, er müsse einfach noch ein bisschen üben, als er am Abend zuvor gegen Mitternacht in den Fairlane gestiegen war. Doch diese Ausrede nahm er sich selbst nicht mehr ab, als er dann gegenüber dem Schnapsladen an der Cheshire Road im Auto saß. Er wartete dreißig Minuten, aber allem Anschein nach arbeitete Robin nicht. Auf der Rückfahrt dachte er, wenn er einen Verfolger gehabt hätte, wäre der ihm in dieser Zeit sicher aufgefallen.
    Da auch Benzin ein Luxus war, den er sich nicht leisten konnte, verließ John die Waschanlage zu Fuß, ging die Piedmont entlang und überquerte die Kreuzung zur Cheshire Bridge. Zuerst tat er so, als würde er nur einen Spaziergang machen, aber dann gestand er sich ein, dass Selbsttäuschung genauso blöd war wie das, was er am späteren Abend plante. Ben hatte sich
    endlich gemeldet. John hatte in dieser Woche zwei Postkarten bekommen - die einzige Post, die er in dieser Pension je erhielt.
    Die erste war in Alabama abgestempelt; auf dem Textfeld stand nichts als eine Ziffernfolge: 185430032. Die zweite Karte kam aus Florida, und auf ihr stand: Unterwegs nach Piney Grove. Wir sehen uns, wenn wir zurück sind!
    John hasste Rätsel, aber er war schlau genug, noch einmal in die Bücherei zu gehen und sich mit dem Stadtplan zu befassen. Nachdem er

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