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Will Trent 01 - Verstummt

Will Trent 01 - Verstummt

Titel: Will Trent 01 - Verstummt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Gott, jetzt, da sie ihm zuhörte, wusste er nicht, was er sagen sollte. »Ich habe viel an dich gedacht«, fuhr er fort. »Nicht in sexueller Hinsicht.« Anscheinend sagte seine Miene etwas anderes, denn sie verdrehte die Augen. »Okay, vielleicht schon Sex«, gab er zu.
    »Wenn du nicht mal wieder für deine Hirnwichsereien löhnst, muss ich jetzt zu meinem Standplatz zurück.«
    »Es ist nicht das«, sagte er. »Bitte.«
    Wieder setzte sie sich in Bewegung. John überholte sie und ging dann rückwärts vor ihr her, weil er wusste, dass sie nicht mehr stehen bleiben würde.
    »Ich bin da in eine Sache verwickelt«, sagte er. »Na, das schockiert mich aber.«
    »Ich war im Gefängnis.«
    »Soll ich jetzt überrascht sein?«
    »Bitte«, sagte John. Er blieb stehen, und sie ebenfalls. »Ich will mit dieser Sache nichts zu tun haben, aber es ist einfach so. Ich muss etwas dagegen tun. Ich will nicht wieder ins Gefängnis.«
    »Erpresst dich jemand?«
    Er überlegte. »Vielleicht«, antwortete er. »Ich weiß es nicht.« »Geh zu den Bullen.«
    Er wusste, dass sie das nicht ernst meinte. »Ich wollte dich nur noch einmal treffen und dich wissen lassen, dass wir uns nicht mehr sehen können.« Er hielt inne, überlegte kurz, wie er ihr am besten klarmachen konnte, was er meinte. »Ich will nicht, dass du auch in diese Sache hineingezogen wirst, das ist es, was ich sagen will. Dieser Kerl, der ist böse. Er ist wirklich böse, und ich will nicht, dass dir was passiert.«
    »Du machst mir Angst«, sagte sie, ihr gelangweilter Tonfall jedoch bewies das Gegenteil. »Wer versucht, mir was anzutun?«
    »Niemand«, erwiderte John. »Er weiß nicht einmal, dass du existierst.« Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und stieß einen Laut aus, der fast wie ein Ächzen klang. »Das hat für dich überhaupt keine Bedeutung«, sagte er. »Tut mir leid, dass ich dich damit belästigt habe. Ich wollte dich einfach nur noch ein letztes Mal sehen.«
    »Warum?«
    »Wegen dem, was du mir über deinen ersten Kuss erzählt hast. Ich...« Er versuchte ein Lächeln. »In der Schule war ich ein echter Loser. Die Mädchen wollten mit mir nie was zu tun haben.«
    »Da hab ich 'ne Neuigkeit für dich, Junior. Das wollen sie noch immer nicht.« Ihre Worte waren scharf, aber am Tonfall merkte er, dass sie ihn aufzog.
    Er sagte: »Ich kam sehr früh ins Gefängnis. Ich war zwanzig Jahre lang drin.«
    »Soll ich jetzt Mitleid mit dir haben?«
    Er schüttelte den Kopf. Schon seit langer Zeit erwartete er von den Menschen kein Mitleid mehr. »Ich wollte dir danken, dass du mir die Geschichte über diesen Stewie und das alles erzählt hast. Ich habe oft daran gedacht, und es ist eine wirklich schöne Geschichte.«
    Sie nagte an ihrer Unterlippe, und ihr Blick suchte den seinen. »Okay. Jetzt hast du's mir gesagt.«
    »Und ich...« Er brach ab. In der Arbeit hatte er das hundertmal geprobt, aber jetzt fiel es ihm einfach nicht mehr ein.
    »Was?«, fragte sie. »Wülste mich ficken?«
    »Ja.« Er konnte nicht lügen. »Ja, das will ich wirklich.«
    »Mann, Scheiße, du hättest mir einiges an Zeit sparen können, wenn du das gleich gesagt hättest.« Während sie wieder losmarschierte, meinte sie: »Ein Zehner fürs Zimmer und dreißig für Halb-halb. Kein Griechisch, keine Schläge, sonst reiß ich dir deinen verdammten Schwanz ab.«
    Sie war bereits zehn Meter entfernt, als sie feststellte, dass er ihr nicht folgte. »Was, zum Teufel, ist denn los mit dir?«
    »Danke«, wiederholte er. »Leb wohl.«

Kapitel 16
    Schau mich an«, hatte seine Mutter gesagt, die über den Tisch gebeugt im Besuchersaal saß. Es war ihr erster Besuch seit seiner Überstellung ins Coastal, und keiner von beiden sagte etwas über Zebra, das Krankenhaus und die Tatsache, dass er auf einem aufblasbaren Kissen sitzen musste, um überhaupt mit ihr reden zu können.
    »Du wirst hier drinnen nicht verrotten«, sagte sie zu ihm. »Du wirst etwas mit deinem Leben anfangen.«
    Er saß da und weinte, dicke Tränen liefen ihm über die Wangen, und seine Brust bebte, weil er versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken.
    »Du bist kein kleiner Junge mehr, John. Du bist ein starker Mann. Du wirst das überleben. Irgendwann kommst du hier wieder raus.«
    Emily hoffte damals noch auf die Revision. Sie glaubte an das Rechtssystem, war überzeugt, dass die Gründerväter diese Art von Behandlung nicht für einen sechzehnjährigen Jungen vorgesehen hatten.
    »Ich habe dir die da

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