Will Trent 01 - Verstummt
läuft je so wie geplant, und als Woody mit einer Nutte hinter den Gebäudekomplex fuhr, stieg John aus und folgte ihnen zu Fuß.
Jetzt brach John der kalte Schweiß aus, als er daran dachte, was als Nächstes passiert war, was er gesehen hatte. Er konnte sie noch immer hören, diese schrillen Schreie, diesen elementaren Kampf ums Überleben.
John stieg aus und nickte dem Kerl im Kabellaster zu. Beiläufig. Cool. Also würde er hierhergehören.
Er schob die Hände in die Taschen, ging an Woodys von Bäumen gesäumter Straße entlang und versuchte dabei so auszusehen wie ein ganz normaler Mann bei einem Spaziergang, auch wenn ihm die Hände in den Taschen Unbehagen bereiteten, weil es im Gefängnis nicht erlaubt war, die Hände in die Hosentaschen zu stecken.
Die Frau, von der John annahm, dass sie die Großmutter war, brachte den Jungen jeden Montagmorgen in die Schule. Danach ging sie einkaufen, traf sich manchmal mit Freundinnen auf einen Kaffee. Mindestens eine Stunde blieb sie außer Haus, und mehr brauchte John auch nicht.
Er nahm dieselbe Straße wie beim letzten Mal, die Straße, die hinter den Häusern entlangführte. Er schlenderte pfeifend und mit hoch erhobenem Kopf dahin, als hätte er keine Sorgen. Er lief an den Hinterhöfen vorbei und behielt dabei die Häuser immer im Blick, auch wenn er davon ausging, dass in einem Arbeiterviertel wie diesem die Leute entweder in der Arbeit oder zu beschäftigt waren, um aus den Küchenfenstern zu sehen.
Der Maschendrahtzaun war noch immer kaputt. John stieg darüber, und während er direkt auf die Hintertür zuhielt, zog er sich ein Paar Latexhandschuhe an, die er im Verkaufskiosk geklaut hatte. Woody besaß keinen Hund, aber an der Hintertür befand sich unten eine Hundeklappe. John passte zwar nicht hindurch, aber er streckte den Arm hinein und tastete blindlings nach dem Schloss. Seine Finger berührten den Knauf, und er drehte, bis er den Riegel schnappen hörte.
Er stand wieder auf, schaute sich um, ob er vielleicht beobachtet würde, und öffnete dann die Tür. Angespannt wartete er, ob ein Alarm losging. Er war kein erfahrener Einbrecher, aber er vermutete, dass Woody zu arrogant war, um Geld für eine Alarmanlage auszugeben.
Mann, immerhin war er ein Bulle.
John ging an der Küche vorbei und direkt ins Wohnzimmer. Er steuerte auf den Schreibtisch in der Ecke zu, ohne den Großbildfernseher und all die digitalen Geräte zu beachten, die überall im Haus herumstanden und förmlich herausschrien, dass Woody gut verdiente, dass er sich teure Schuhe oder ein gutes Essen leisten konnte, wann immer er wollte. Verdammt, er konnte sich ein ganze Menge leisten, was? Nicht zuletzt zwei Identitäten. Was hatte er sonst noch vor?
Woody war zu gerissen, um Belastendes an offensichtlichen Stellen herumliegen zu lassen. Sein Scheckbuch für das Gemeinschaftskonto, das er mit seiner Frau hatte, lag deutlich sichtbar auf dem Schreibtisch, daneben die Rechnungen in einem ordentlichen Stapel in einem Eingangskorb. Die beiden hatten eine Menge Schulden, aber sie verdienten auch, was John wie ein Vermögen vorkam. Pro Monat Tausende von Dollars an Eingängen und Ausgängen, ein brandneues Auto für die Frau, eine teure Schule für den Jungen. Das alles überstieg Johns Vorstellungsvermögen.
In der Garage fand sich fast jedes Werkzeug, das man sich vorstellen konnte, wobei Woody allerdings, wie John beobachtet hatte, die meiste Zeit auf der Couch verbrachte. Hin und wieder kam ein Jugendlicher, um den Rasen zu mähen. Wozu Woody deshalb einen riesigen Aufsitzmäher mit einem verdammten Getränkehalter brauchte, war John ein Rätsel. Was ihn am meisten ärgerte, war der Billardtisch mitten in der Garage. Der Gedanke, dass Woody sich mit seinem Jungen hier aufhielt, dass er vielleicht mit Nachbarn oder Kollegen hier Bier trank und Pool spielte, machte ihn wütender als alles andere, was er bis jetzt gesehen hatte.
John durchsuchte die Schubladen der Werkbank und achtete darauf, nichts durcheinanderzubringen. Unter dem Einsatz im Werkzeugkasten fand er einen Stapel Pornomagazine, alle mit Titeln wie »Kaum legal« oder »Spritzen, spritzen, spritzen«. Auf der Suche nach Hinweisen blätterte er sie eins nach dem anderen durch und versuchte dabei, nicht die jungen Mädchen anzustarren - einige von ihnen noch Kinder -, die sich mit weit gespreizten Beinen darboten. Vielleicht war im Gefängnis bei John innerlich etwas abgeschaltet worden, aber alles, woran er denken
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