Will Trent 02 - Entsetzen
fuhr ich in das Parkhaus, so wie ich sollte.«
»Wie Bernard Ihnen gesagt hat?«
Er schaute wieder auf den Tisch, und Faith fragte sich, welche Macht Evan Bernard über den jungen Mann hatte. Allem Anschein nach bevorzugte Bernard Mädchen. Gab es noch eine andere Seite seiner Perversion, die sie erst noch herausfinden mussten?
Will fragte: »Wohin haben Sie sie gebracht, Warren. Wohin haben Sie Emma gebracht?«
»An einen sicheren Ort«, sagte er. »Wo wir zusammen sein konnten.«
»Sie lieben sie nicht, Warren. Menschen, die man liebt, entführt man nicht, sie kommen freiwillig und suchen einen aus. Nicht andersherum.«
»So war es nicht. Sie hat gesagt, sie liebt mich.«
»Nachdem Sie sie verschleppt hatten?«
»Ja.« Er hatte ein Grinsen auf dem Gesicht, als würde ihn dies noch immer überraschen und erstaunen. »Sie hat sich wirklich in mich verliebt.«
»Glauben Sie das wirklich?«, fragte Will. »Glauben Sie wirklich, Sie gehören in ihre Welt?«
»Sie liebt mich. Sie hat es mir gesagt.«
Will beugte sich zu ihm. »Typen wie Sie und ich, wir wissen nicht, was es heißt, in einer Familie zu leben. Wir sehen nicht, wie tief diese Verbindung ist, wir spüren nie, wie sehr Eltern ihre Kinder lieben. Sie haben diese Verbindung zerrissen, Warren. Sie haben Emma ihren Eltern weggenommen, so wie Sie den Ihren weggenommen wurden.«
Warren schüttelte den Kopf, doch eher aus Trauer als aus Überzeugung.
»Wie war das für Sie, in Emmas Zimmer zu sein, das gute Leben zu sehen, das sie hatte, während Sie gar nichts hatten.« Seine Stimme klang leise, vertraulich. »Es fühlte sich falsch an, nicht? Ich war dort, Mann. Ich habe es auch gespürt. Wir gehören nicht zu normalen Leuten wie diesen. Sie können unsere Albträume nicht ertragen. Sie können nicht verstehen, warum wir Weihnachten und Geburtstage und Sommerferien hassen, weil jeder Feiertag und jeder Urlaub uns an die Zeiten erinnert, die wir allein verbracht haben.«
»Nein.« Warren schüttelte vehement den Kopf. »Ich bin jetzt nicht allein. Ich habe sie.«
»Was stellen Sie sich für sich selbst vor, Warren? Irgendeine häusliche Szene, in der Sie von der Arbeit nach Hause kommen und Emma Ihnen ein Abendessen kocht? Sie küsst Sie auf die Stirn, und Sie trinken ein Glas Wein und reden über Ihren Tag? Und danach wäscht sie vielleicht das Geschirr, und Sie trocknen ab?«
Warren zuckte die Achseln, aber Faith spürte, dass das genau das Leben war, das der Mann sich vorstellte.
»Ich habe die Fotos gesehen, die gemacht wurden, als Sie unten festgenommen wurden. Ich weiß, wie Brandnarben von Zigaretten aussehen.«
Er flüsterte leise: »Leck mich.«
»Haben Sie Emma Ihre Narben gezeigt? Wurde ihr schlecht, genauso wie Ihnen schlecht wird, wenn Sie sie sehen?«
»So ist es nicht.«
»Sie musste die Narben berühren, Warren. Ich weiß, dass Sie sich ausgezogen haben. Ich weiß, dass Sie ihre Haut an Ihrer spüren wollten.«
»Nein.«
»Ich weiß nicht, was schlimmer ist, der Schmerz oder der Gestank. Zuerst fühlt es sich wie kleine Nadelstiche an - unzählige auf einmal, die brennen und pieksen. Und dann steigt einem der Geruch in die Nase. Es ist wie beim Grillen, nicht? Im Sommer riecht man es in der ganzen Stadt, dieses rohe Fleisch, das in den Flammen brennt.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, wir lieben uns.«
Wills Ton war jetzt fast spielerisch, als würde er einen Witz einleiten. »Streichen Sie in der Dusche manchmal über Ihre Haut, Warren? Sie seifen sich ein, und Ihre Hand gleitet über die Rippen, und Sie spüren die kleinen Löcher, die man Ihnen ins Fleisch gebrannt hat?«
»Das passiert nicht.«
»Wenn sie nass sind, sind sie wie kleine Saugnäpfe, nicht? Man steckt den Finger hinein, und plötzlich fühlt man sich wieder gefangen.«
Er schüttelte den Kopf.
»Haben Sie gebettelt, dass es vorbeigeht, haben Sie geschrien wie ein Mädchen, weil es sehr wehtat? Sie haben ihnen gesagt, Sie machen alles, richtig? Alles, nur damit der Schmerz aufhört.«
»Niemand hat mir so wehgetan.«
Wills Ton wurde härter, die Wörter kamen schneller. »Sie spüren diese Narben, und das macht Sie sehr wütend. Sie wollen es an jemandem auslassen - vielleicht an Emma mit ihrem perfekten Leben und ihrem reichen Daddy und ihrer wunderschönen Mutter, die sich von einem Arzt sedieren lassen muss, weil sie den Gedanken nicht erträgt, ohne ihr kostbares, kleines Mädchen zu sein.«
»Hören Sie auf.«
Will schlug mit der Hand auf den
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