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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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über Sie sagen?« Er hielt inne, obwohl er offensichtlich keine Antwort erwartete. Will steckte das Formular wieder in die Mappe, und der Ton des Verhörs änderte sich plötzlich, als er sagte: »Na ja, ich schätze, es ist egal, ob Sie das sehen, weil hier ganz deutlich steht, dass Sie es nicht lesen können.«
    Schmerz flackerte in den Augen Warrens, als hätte man ihn verraten.
    Will stichelte weiter, allerdings mit sanfter Stimme, als könne er zugleich den guten und den bösen Bullen spielen. »Ist das der Grund dafür, dass Sie die Schule mit sechzehn Jahren verlassen haben?«
    Warren schüttelte den Kopf.
    »Ich schätze, die Schule war kein großer Spaß, weil man Sie zu den dummen Kindern gesteckt hat.« Faith zuliebe erklärte Will: »Mit fünfzehn wurde Warren in die Förderklasse versetzt, obwohl sein IQ bei einem Test im Normalbereich lag.«
    Warrens Augen glänzten feucht, er senkte den Kopf.
    Will sagte: »Ist irgendwie traurig, wenn der kurze Bus vor dem Waisenhaus hält.«
    Warren räusperte sich und sagte dann gepresst: »Sie werden sie nie finden.«
    »Und Sie werden sie nie wiedersehen.«
    »Ich habe sie hier oben«, entgegnete er und drückte sich den Zeigefinger an die Schläfe. »Ich habe sie die ganze Zeit bei mir.«
    »Ich weiß, dass sie lebt«, sagte Will und klang dabei so überzeugt, dass Faith ihm beinahe glaubte. »Sie würden sie nie umbringen, Warren. Sie ist etwas Besonderes für Sie.«
    »Sie liebt mich.«
    »Sie hat Angst vor Ihnen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie versteht, warum ich es tun musste. Ich musste sie retten.«
    »Was versteht sie?«
    »Dass ich sie beschütze.«
    »Vor Bernard?«
    Er schüttelte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe, er wollte den Lehrer nicht verraten.
    Will öffnete eine rote Mappe, nahm wieder ein Blatt Papier heraus und schob es Warren zu. »>Meiner Ansicht nach hat Warren Grier eine nicht diagnostizierte Lese- und Schreibschwäche. Dies, in Kombination mit seinem durchschnittlichen IQ und seinem antisozialen Verhalten ...<«
    Warren flüsterte: »Sie wird sterben, und Sie ganz allein werden daran schuld sein.«
    »Ich bin nicht derjenige, der sie ihrer Familie weggenommen hat. Ich bin nicht derjenige, der ihre beste Freundin umgebracht hat.«
    »Kayla war nicht ihre Freundin«, sagte Warren. »Emma hasste sie, konnte sie nicht ausstehen.«
    »Warum?«
    »Kayla hat sich die ganze Zeit über sie lustig gemacht«, sagte Warren. »Sie meinte, sie sei blöd, weil sie nach der Schule noch spezielle Hilfe brauchte.«
    »War Kayla auch zu Ihnen gemein?«
    Er zuckte die Achseln, aber die Antwort auf diese Frage lag im Augenblick tot in der Leichenhalle.
    »Erzählen Sie mir, was an diesem Tag passiert ist, Warren. Hat Kayla Sie ins Haus gelassen?«
    »Sie sollte mich nur ins Haus lassen und dann still sein, aber sie wollte einfach keine Ruhe geben. Sie war sauer wegen Adam, dass er oben Sex mit Emma hatte. Die ganze Zeit quasselte sie nur darüber, wie dumm Emma ist und dass sie es nicht verdient, einen Freund zu haben. Sie sagte, Emma ist genauso dumm wie ich.«
    »Fing Kayla an zu schreien?«
    »Als ich sie schlug.« Doch Warren präzisierte sofort: »Aber nicht fest. Nur um sie zum Schweigen zu bringen.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Sie rannte die Treppe hoch und schrie immer weiter. Ich sagte ihr, sie soll aufhören, aber sie wollte einfach nicht. Eigentlich sollte sie mir mit Adam helfen. Ich sollte ihr nur das Messer an den Hals halten, damit er nicht auf dumme Gedanken kam, aber sie drehte einfach durch. Ich musste sie schlagen.«
    »Haben Sie Kayla mit dem Messer gestochen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Ich spürte nur, wie jemand mich an der Hand packte. Es war Adam. Ich wollte ihm nicht wehtun. Ich stand einfach auf, und das Messer steckte in seiner Brust. Ich wollte ihm nicht wehtun. Ich wollte ihm helfen. Ich wollte ihn nur warnen, er sollte weggehen.«
    »Wo war Emma, als das alles passierte?«
    »Ich hörte sie weinen. Sie war im Wandschrank in einem der Zimmer. Sie hatte ...« Seine Stimme brach. »Das Zimmer war so hübsch, wissen Sie? Da waren ein großer Fernseher, ein offener Kamin, und die vielen Kleider und Schuhe und alles. Sie hatte alles.«
    »Haben Sie sie geschlagen?«
    »Ich würde ihr nie etwas tun.«
    »Aber sie war bewusstlos, als Sie sie die Treppe hinuntertrugen.«
    »Wir gingen nach draußen. Ich weiß nicht, was mit ihr los war. Ich trug sie. Ich legte sie in den Kofferraum, und dann

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