Will Trent 02 - Entsetzen
Telefons der Alexanders überprüfen. Es muss doch Tanten oder Freunde der Familie geben, die sich ein wenig um Kayla gekümmert haben. Schicken Sie einen Uniformierten, der bei den Nachbarn an die Türen klopfen soll. Es ist bald Mittag. Die Leute dürften jetzt nach Hause kommen.«
Sie hatte sich die Brieftasche unter den Arm gesteckt und notierte sich seine Anweisung in ihr Spiralbuch. »Sonst noch was?«
Er schaute sich die Büchertasche an, die Papiere, die daraus hervorquollen. »Schicken Sie jemanden rauf, der diese Notizen hier so schnell wie möglich durchsehen kann. Sagen Sie Leo, er soll noch einmal mit der Schulrektorin reden. Ich will eine Liste mit allen Bekannten von Kayla und Emma. Wenn von den Lehrern noch welche in der Schule sind, soll er auch mit ihnen reden und herausfinden, wie die Mädchen so waren, mit wem sie zusammen waren. Ich nehme sie mir dann morgen noch einmal vor, nachdem sie über Nacht Zeit hatten, darüber nachzudenken. Die Mädchen waren Schulschwänzerinnen, also waren sie vielleicht auch mit Schülern von anderen Schulen zusammen.« Er hielt inne und konzentrierte sich wieder auf den toten Jungen unten. Herauszufinden, wer Adam war und was er in Atlanta machte, war die einzige greifbare Spur, der sie im Augenblick folgen konnten.
Er zog eine seiner Visitenkarten aus der Tasche und gab sie ihr. »Rufen Sie diesen Sheriff in Oregon noch einmal an und geben Sie ihm meine Handynummer. Sagen Sie ihm, er soll mich anrufen, sobald er etwas über Adam Humphreys Eltern weiß. Und Sie sollten sich jetzt vor allem darauf konzentrieren, herauszufinden, warum Adam in Atlanta war. Überprüfen Sie zuerst den Collegeaspekt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Er hätte einen Studentenausweis bei sich, wenn er in einem College wäre.«
»Wenn er aus Oregon extra hierhergekommen ist, dann wahrscheinlich wegen etwas ganz Speziellem: Jura, Medizin, Kunst. Fangen Sie mit den großen Schulen an, und nehmen Sie sich dann die Kleineren vor. Emory, Georgia State, Georgia Tech, SCAD, Kennesaw ... Da muss es doch online eine Liste geben.«
Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie wollen, dass ich jedes College und jede Uni in der Stadt anrufe und mich mit der Registratur verbinden lasse, die wahrscheinlich bereits geschlossen hat, und die Leute dann ohne richterlichen Beschluss frage, ob sie einen Adam Humphrey unter ihren Studenten haben?«
»Genau das will ich.«
Der finstere Blick, den sie ihm zuvor zugeworfen hatte, war harmlos verglichen mit ihrer Miene jetzt.
Will hatte genug von ihrer Haltung. »Detective Mitchell, Ihr Zorn ist lobenswert, aber die Tatsache, dass ich sechs Ihrer Kollegen verhaftet habe, weil sie mit Drogendealern Geschäfte machten, ist den Eltern, die heute ihre Kinder verloren haben, oder denen, die noch darauf warten, herauszufinden, ob ihre Tochter noch am Leben ist, so ziemlich egal, und da das Atlanta Police Department in diesem Fall von Anfang an Mist gebaut hat und da der einzige Grund, warum Sie an diesem Fall beteiligt sind, die Tatsache ist, dass ich Leute brauche, die meinen Kleinkram erledigen, erwarte ich, dass Sie meine Anweisungen befolgen, gleichgültig, wie banal oder lächerlich sie Ihnen auch erscheinen mögen.«
Sie presste die Lippen zusammen, und Wut brannte in ihren Augen, als sie das Foto wieder in die Brieftasche steckte. »Ich tüte das hier als Beweismittel ein und fange an, die Schulen anzurufen.«
»Vielen Dank.«
Sie wandte sich zum Gehen, hielt dann aber inne. »Und es waren sieben.«
»Was?«
»Die Polizisten. Es waren sieben, die Sie verhaftet haben, nicht sechs.«
»Da haben Sie natürlich recht.« Etwas anderes fiel Will nicht ein. Sie drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer.
Will atmete tief durch und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er Faith Mitchell bei diesem Fall abservierte. Andererseits war es auch nicht so, dass er das ganze restliche Police Department hinter sich hätte, er war also vermutlich nicht in der Position, wählerisch zu sein. Obwohl Faith ihn ebenso zu verachten schien wie alle anderen Polizisten, befolgte sie dennoch seine Befehle. Das immerhin sprach für sie.
Will stand mitten im Zimmer und überlegte sich, was er als Nächstes tun sollte. Er schaute auf den Teppich hinunter, auf die kreisrunden Muster, die ein wenig aussahen wie aus einem James-Bond-Film der Siebziger. Eigentlich sollte Emma Campano seine oberste Priorität sein, aber die Konfrontation mit Faith Mitchell nagte an ihm.
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