Will Trent 02 - Entsetzen
Gummihandschuhe. Und wie Will hatte sie eine offene Brieftasche und einen Führerschein in der Hand. Dieser gehörte dem Toten von unten. »Er hat einen Führerschein aus dem Oregon State. In keinem Staat ist ein Auto auf ihn zugelassen. Die Rektorin der Schule der beiden Mädchen hat noch nie von ihm gehört, und er war auch nie Schüler dort.« Sie gab Will die Plastikkarte. Will kniff die Augen zusammen, um die winzigen Buchstaben lesen zu können. »Einer der Jungs im Revier versucht, über den dortigen Sheriff etwas zu erreichen. Die Adresse macht es ziemlich schwierig.«
Will klopfte auf seine Taschen, suchte nach seiner Brille. »Warum das?«
Ihr Ton war fast so herablassend wie Amandas. »Landstraße!«
»Tut mir leid, aber ich habe meine Brille im Büro vergessen.« Eine Landstraße mit nur einer Briefkastennummer korrespondierte nicht unbedingt mit einer konkreten Adresse. Wenn die Humphreys in der Stadt nicht gut bekannt waren, bedeutete das zusätzliche Arbeit, bis die Eltern des toten Jungen informiert werden konnten. Will sank in die Hocke und betrachtete das Führerscheinfoto von Adam Humphrey. Er war, auf eine etwas farblose Art, ein gut aussehender Junge. Sein Mund war zu einem Grinsen verzogen, und auf dem Foto waren seine Haare länger, aber es war eindeutig, dass es sich bei dem Toten unten um Adam Humphrey handelte. »Er ist älter, als ich dachte.«
»Neunzehn ist noch immer jung.«
»Was macht er in Atlanta?« Will beantwortete sich die Frage selbst. »College.«
Faith durchsuchte die Brieftasche und sagte laut, was sie fand. »Sechs Dollar, ein Foto eines älteren Paars - wahrscheinlich die Großeltern. Moment mal.« Die Handschuhe waren zu lang für ihre Finger, was ihr die Suche erschwerte. Will wartete geduldig, bis sie ein Foto herauszog. »Ist das Emma?«
Er verglich das Foto mit den Führerscheinen, die er in den beiden Handtaschen gefunden hatte. Auf dem Foto aus der Brieftasche sah Emma glücklicher aus, ihr Mund war zu einem Lachen geöffnet. »Das ist sie.«
Faith schaute beide an und nickte dann zustimmend. »Sie sieht jünger aus als siebzehn.«
Will sagte: »Adam stand auf Emma, nicht auf Kayla. Warum ist dann Kayla tot?«
Sie steckte das Foto wieder in die Brieftasche und verstaute sie in einer Beweismitteltüte. »Vielleicht ist sie dem Mörder in die Quere gekommen.«
Will nickte, doch angesichts der Brutalität, mit der das Mädchen vergewaltigt und getötet worden war, vermutete er, dass mehr dahintersteckte. »Wir werden mehr wissen, wenn Pete die Autopsie gemacht hat. Wollen die Eltern ihre Leiche sehen?«
»Die Eltern wissen es noch nicht.« Will öffnete den Mund, um sie barsch zu fragen, warum nicht, doch sie schnitt ihm das Wort ab. »Die Schulrektorin hat Leo gesagt, dass die Eltern zu einem dreiwöchigen Urlaub in Neuseeland und Australien sind. Für Notfälle haben sie die Telefonnummern ihrer Hotels hinterlassen. Leo rief den Manager des Mercure Dunedin an. Er versprach, die Eltern zu informieren und sie um einen Rückruf zu bitten, sobald sie von ihrem Ausflug zurück sind, wann immer das sein mag. Die Zeitverschiebung liegt bei achtzehn Stunden, für sie ist es also bereits morgen früh.« Dann fügte Faith noch hinzu: »Ich habe einen Streifenwagen zu ihrem Haus an der Paces Ferry geschickt. Niemand zu Hause.«
»Sie konnten doch unmöglich ihre Tochter drei Wochen allein lassen.«
»Sie war siebzehn Jahre alt. Alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.« Sie errötete, als ihr klarwurde, dass das genaue Gegenteil zutraf.
»Haben Sie von Abigail Campano irgendwas erfahren?«
»Das war ein Gespräch unter anderen Voraussetzungen. Wir dachten beide, ihre Tochter sei tot.«
Will erinnerte sich. »Sie war diejenige, die ihnen sagte, dass Kayla wahrscheinlich in der Schule sein würde.«
»Genau. Sie sagte sogar: >Wenigstens Kayla ist in Sicherheit<«
»Hat Leo die Rektorin nach dem Schulschwänzen der Mädchen gefragt?«
»Sie bestätigte, dass es da Probleme gibt. Die Schüler dürfen während der Mittagspause den Campus nicht verlassen, aber einige schleichen sich davon und kommen zurück, kurz bevor die Glocke läutet. Im System der Überwachungskameras gibt es ein Loch hinter dem Hauptgebäude, und die Kinder nutzen das aus.«
»Schicken Sie ein paar zusätzliche Streifenwagen zu der Schule. Bis wir wissen, dass es keine Verbindung gibt, will ich, dass wir den Rest der Schüler im Auge behalten. Außerdem sollten wir die Verbindungsdaten des
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