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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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Haare gebraucht!«
    Tiny spuckt und hustet noch etwas und dann krächzt er: »Mein Hals. Total rau.« Und er und ich begreifen gleichzeitig: Die Stimme des Hauptdarstellers ist geliefert.
    Ich greife Tiny unter die eine Achsel und Nick greift unter die andere und zusammen ziehen wir ihn hoch und aus der Kabine raus. Mir schießt vor Anstrengung das Blut in den Kopf und ich versuche, möglichst nicht in die Kloschüssel mit ihrem unaussprechlichen Grauen zu schauen. »Was hast du denn gegessen?«
    »Ein Chicken burrito und ein Steak burrito vom Burrito Palace«, antwortet er. Seine Stimme klingt wie ein Reibeisen, deshalb probiert er aus, ob er noch singen kann. »Was gibt es Schöneres für einen schwu… – Scheiße Scheiße Scheiße Scheiße – meine Stimme ist total im Eimer. Scheiße.«
    Nick hält Tiny immer noch unter der einen Achsel und ich ihn unter der anderen und mit vereinten Kräften schleppen wir ihn auf die Bühne zurück und ich rufe: »Schnell, wir brauchen heißen Tee mit viel Honig und Pepto-Bismol. Hopp, hopp, Leute!«
    Jane rennt herbei. Sie trägt ein weißes Männer-T-Shirt mit V-Ausschnitt, auf das sie mit Filzschrift geschrieben hat: Ich bin für Phil Wrayson!
    »Ich kümmer mich drum«, sagt sie. »Brauchst du sonst noch was, Tiny?«
    Er hält eine Hand hoch, damit wir alle still sind, und stöhnt dann: »Was ist das denn?«
    »Was denn?«, frage ich.
    »Das Geräusch. In der Ferne. Ist das – ist das – verdammt noch mal, Grayson, hast du ›Over the Rainbow‹ auf deine CD gemixt?«
    »Ja«, sag ich. »Kommt gleich ein paarmal.«
    »TINY COOPER HASST ›OVER THE RAINBOW‹!« Seine Stimme krächzt nur noch, obwohl er brüllt. »Scheiße, meine Stimme ist total weg. Scheiße.«
    »Beruhig dich«, sag ich. »Das kriegen wir schon hin, Kumpel. Du darfst nur nicht mehr kotzen.«
    »In mir ist kein Burrito mehr, das ich rauskotzen kann«, antwortet er.
    »BERUHIG DICH«, sage ich noch mal mit Nachdruck. »Sag jetzt kein Wort mehr.«
    Er nickt. Und während alle herumrennen und ihren geschminkten Pfannkuchengesichtern Luft zufächeln und sich gegenseitig zuflüstern, wie großartig sie sein werden, bin ich ein paar Minuten allein mit Tiny. »Ich hab gar nicht gewusst, dass du auch Lampenfieber haben kannst. Hast du das auch vor einem Football-Spiel?« Er schüttelt den Kopf. »Okay, nick bitte nur, wenn es stimmt, was ich sage: Hast du Angst, dass das Stück vielleicht doch nicht so gut ist?« Er nickt. »Und dass dir die Stimme wegbleibt?« Nicken. »Sonst noch was? War’s das?« Er schüttelt den Kopf. »Glaubst du, dass die Leute auch danach noch Vorurteile gegenüber Schwulen haben?« Nein. »Hast du Angst, dass du auf der Bühne kotzen musst?« Nein. »Okay, Tiny, ich hab keine Ahnung, wovor du Angst hast, aber du bist größer und stärker als alles, was dir Angst macht. Du wirst da draußen eine Bombe sein. Der Applaus wird Stunden dauern. Länger als das Stück.«
    »Will«, flüstert er.
    »Du sollst deine Stimme schonen.«
    »Will«, krächzt er noch einmal.
    »Ja?«
    »Nein. Will. «
    »Ach so, du meinst den anderen Will«, sage ich, und er nickt nur und lächelt schief.
    »Ich kümmer mich drum und schau mal nach«, sage ich. Noch zwanzig Minuten, bis der Vorhang aufgeht. Der Zuschauerraum ist schon fast voll. Ich stehe am Rand der Bühne, lasse einen Moment den Blick schweifen und fühle mich ein kleines bisschen berühmt. Dann steige ich die Stufen hinunter und gehe langsam den rechten Gang entlang. Ich hätte auch gern, dass er hier ist. Ich wünsche mir, dass die beiden Freunde sein können und sich nicht nur wie versuchte Irrtümer fühlen.
    Zwar habe ich das Gefühl, den anderen Will Grayson zu kennen, aber ich weiß kaum mehr, wie er aussieht. Ich versuche, jedes Gesicht in jeder Reihe zu mustern. Tausend Menschen, die reden und lachen und sich auf ihren Sitzen räkeln. Tausend Menschen, die das Programmheft lesen, in dem Jane und mir, wie ich später erfahre, dafür gedankt wird, dass wir »so wunderbar sind«. Tausend Menschen, die darauf warten, Gary zu sehen, der zwei Stunden lang so tun wird, als sei er ich, und die keine Ahnung haben, was sie da eigentlich erwartet. Und ich weiß es genauso wenig. Seit ich das Stück vor vielen Monaten gelesen habe, hat Tiny daran alles Mögliche geändert, das hat er mir erzählt. Aber ich habe keine Ahnung, was.
    Alle diese Menschen, und ich versuche, jedem ins Gesicht
zu blicken. Ich entdecke Mr Fortson, unseren

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