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Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
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HUHA-Vertrauenslehrer, mit seinem Lebensgefährten. Ich entdecke unsere beiden stellvertretenden Direktoren. Und als ich dann zu den Reihen in der Mitte komme, weiter nach Gesichtern suchend, die irgendwie nach Will Grayson aussehen, entdecke ich zwei mir vertraute Gesichter, die mir von den Sitzen neben dem Gang zulächeln. Meine Eltern.
    »Was macht ihr denn hier?«
    Mein Vater zuckt mit den Schultern. »Wird dich wohl nicht überraschen, wenn ich jetzt sage, dass es nicht meine Idee war.«
    Mom stößt ihn mit dem Ellenbogen an. »Tiny hat mir auf Facebook eine sehr nette Nachricht geschrieben und uns persönlich eingeladen. Das fand ich einfach so reizend von ihm.«
    »Du bist auf Facebook mit Tiny befreundet?«
    »Ja. Er hat mir einen Freundschaftsantrag gemacht«, sagt Mom und ich muss über ihr vergebliches Bemühen, bei Facebook sprachlich mitzukommen, lächeln.
    »Schön, dass ihr da seid. Ich muss jetzt wieder backstage, aber, ähm, wir sehen uns später.«
    »Grüß Jane von uns«, sagt Mom mit einem komplizenhaften Lächeln.
    »Wird gemacht.«
    Ich geh die restlichen Reihen hoch und dann auf der linken Seite zurück. Kein Will Grayson. Als ich wieder hinter der Bühne bin, kommt mir Jane mit einer riesengroßen Flasche Pepto-Bismol entgegen.
    Sie dreht sie auf den Kopf und sagt: »Er hat alles ausgetrunken.«
    Da springt Tiny hinter einer Kulisse hervor und singt: »Und jetzt fühl ich mich SUUUPER!« Zumindest im Moment hat er seine Stimme wieder.
    »Volle Bude«, sag ich. Er kommt auf mich zu und schaut mich fragend an. »Ungefähr zwölfhundert Leute.«
    »Du hast ihn nicht gesehen«, sagt er und wiegt dann den Kopf. »Okay. Ja. Okay. Dann ist das so. Danke, dass du mich vorhin dazu gebracht hast, das Maul zu halten.«
    »Und dass ich ungefähr zehntausend Hektoliter Kotze von dir runtergespült habe.«
    »Na klar, dafür auch.« Er holt einmal tief Luft und plustert seine Backen auf, so dass sein Gesicht eine beinahe vollkommene Kreisform annimmt. »Ich glaub, es ist an der Zeit.«
    Tiny versammelt alle Mitwirkenden um sich. Er kniet in der Mitte eines dicken Haufens von Leuten, in dem alle sich berühren, weil es ein Naturgesetz ist, dass Theaterleute rührselig sind. Die Darsteller stehen direkt um Tiny herum, alle – Jungs und Mädchen – in Trikots der White Sox. Außen herum dann der Chor, im Moment ganz in Schwarz gekleidet. Tiny sagt: »Ich will euch allen noch mal danke sagen und ihr seid alle großartig und es geht ums Fallen und Wiederaufstehen in der Liebe und im Leben. Und es tut mir leid, dass ich vorhin kotzen musste. Ich hab auf einmal Angst gekriegt, dass ich mit so vielen großartigen Leuten, wie ihr es seid, nicht mithalten kann.« Leichtes, nervöses Gelächter. »Ich weiß, dass ihr alle Lampenfieber habt, aber vertraut mir: Ihr seid wunderbar. Und außerdem geht es auch gar nicht um euch. Lasst uns heute Abend einen Traum verwirklichen.«
    Alle geben so was wie einen Ruf von sich und strecken eine Hand zur Decke und danach sind jede Menge gespreizte
Finger zu sehen. Das Licht unter dem Vorhang geht aus. Drei Spieler aus Tinys Football-Mannschaft schieben die Kulissen an ihren Platz. Ich geh von der Bühne und stell mich an die Seite, wo es höhlenartig dunkel ist. Neben Jane. Unsere Hände schließen sich umeinander. Mein Herz klopft. Ich kann nur erahnen, wie Tiny sich wohl jetzt fühlen muss, und kann nur beten, dass ein Viertelliter Pepto-Bismol und ein halber Liter Tee ausgereicht haben, um seine Stimmbänder zu ölen, und dass er nicht seinen Text vergisst oder stolpert oder ohnmächtig wird oder auf die Bühne kotzt. Seitlich neben der Bühne zu stehen ist schon schlimm genug, wie muss es da erst sein, tatsächlich dort hinauszugehen und allen die Wahrheit zu sagen. Noch schlimmer, die Wahrheit zu singen. Welchen Mut es dafür braucht.
    Eine körperlose Stimme sagt: »Um unliebsame Unterbrechungen unseres großartigen Spiels zu vermeiden, stellen Sie bitte Ihre Handys aus.« Ich lange mit der freien Hand in meine Hosentasche und stelle es auf Vibration. »Jetzt ist mir schlecht«, flüstere ich. Jane macht: »Schsch«, und ich flüstere: »Sind meine Hemden und Hosen eigentlich immer so zerknittert?«, und sie flüstert: »Ja. Schsch« und drückt meine Hand. Der Vorhang geht auf. Höflicher Applaus.
    Alle Darsteller sitzen auf der Spielerbank, bis auf Tiny, der nervös vor ihnen auf und ab geht. »Jetzt bleib sitzen, Billy. Hab noch Geduld. Warte, bis du dran bist.«

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