Will & Will
ernst.
ich: und ich sage dir ganz im ernst, dass du dich verpissen sollst. du hast kein recht, mich schwul zu nennen, nur weil ich nicht mit dir schlafen will. ganz viele jungs, die hetero sind, wollen das auch nicht.
maura: fick dich doch.
ich: tja, aber der punkt ist: du mich nicht.
sie kommt zu mir rüber und verwüstet die ordnung sämtlicher pillenfläschchen, die ich gerade in reih und glied aufgestellt habe. ich bin nahe dran, eine davon zu nehmen und ihr an den kopf zu schmeißen, als sie endlich geht. aber die wahrheit ist, wenn ich ihr jetzt hier den schädel einschlage, würde mich mein boss dazu zwingen, alles wieder sauber zu machen, und das wäre total nervig. das letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist gehirnmasse auf meinen neuen schuhen.
habt ihr eine ahnung, wie schwer es ist, das wieder rauszukriegen? egal, ich bin auf den job hier angewiesen, und das bedeutet, dass ich nicht so sachen machen kann wie plötzlich losbrüllen oder mein schwachsinniges namensschild verkehrt herum anstecken oder jeans mit löchern tragen oder kätzchen und welpen zwischen den spielzeugregalen opfern. dagegen hab ich auch nicht wirklich was, außer wenn der chef sich in der nähe rumtreibt oder wenn leute, die ich kenne, vorbeikommen und blöd rumtun, weil ich arbeiten muss und sie nicht.
ich bin mir sicher, dass maura noch mal zu mir in gang sieben zurückkommt, aber sie tut es nicht, und ich weiß, dass ich jetzt die nächsten drei tage nett zu ihr sein muss (oder mich zumindest nicht fies verhalten darf). ich mache mir eine notiz im kopf, dass ich ihr mal einen kaffee spendiere oder so was, aber mein mentaler notizblock ist der reinste witz, denn sobald ich dort etwas vermerke, verschwindet es aus meinem gedächtnis, und als maura und ich das nächste mal miteinander reden, zieht sie ihre beleidigte-leberwurst-nummer voll durch, und das nervt mich nur noch mehr. ich meine, sie hat schließlich damit angefangen, dann ist es doch nicht meine schuld, wenn sie die antwort nicht verkraften kann.
der pharmastore macht am samstag um acht zu, was heißt, dass ich um neun draußen bin. eric und mary und greta reden die ganze zeit von irgendwelchen partys, auf die sie gleich noch gehen, und sogar roger, unser quadratschädeliger chef, erzählt groß rum, dass er und seine frau es sich an diesem wochenende ›zu zweit so richtig gemütlich machen wollen‹ – zwinker zwinker, schnalz schnalz, popp popp, kotz
kotz. da stell ich mir noch lieber eine schwärende wunde vor, in der sich die maden winden. roger ist fett und kahlköpfig und seine frau ist wahrscheinlich auch fett und kahlköpfig, und das letzte, wovon ich etwas hören möchte, ist, wie sie fetten und kahlköpfigen sex miteinander haben, das brauch ich wirklich nicht. und erst recht nicht, wenn man weiß, dass roger es extra zwinker-zwinkermäßig erzählt, obwohl die wahrheit ist, dass er nach hause fährt und die beiden sich zusammen einen film mit tom hanks anschauen und danach einer von ihnen im bett liegt und mitanhört, wie der andere aufs klo geht, und dann das ganze umgekehrt, und wenn der zweite aus dem bad zurückkommt, machen sie das licht aus und schlafen ein.
greta fragt mich, ob ich mit ihr mitkommen will, aber sie ist dreiundzwanzig oder so, und ihr freund vince tut immer so, als würde er mir gleich die kehle durchschneiden, wenn ich in seiner gegenwart auch nur ein einziges fremdwort benutze. deshalb lasse ich mich von ihr nur nach hause fahren, und mom ist da und isaac ist nicht online, und ich hasse es, dass mom am samstagabend nie etwas vorhat und dass isaac am samstagabend immer etwas vorhat. ich meine, natürlich will ich nicht, dass er zu hause sitzt und darauf wartet, dass ich von der arbeit komme und dann mit ihm chatten kann, denn das coole an ihm ist ja gerade, dass er ein eigenes leben hat. er hat mir eine mail geschickt, in der er mir schreibt, dass kara geburtstag hat und sie alle mit ihr ins kino gehen, und ich antworte ihm, dass er ihr von mir auch alles gute zum geburtstag wünschen soll, aber natürlich ist ihr geburtstag schon vorbei, wenn er meine nachricht bekommt, und ich hab auch gar keine ahnung, ob er kara überhaupt von mir erzählt hat.
mom sitzt auf unserer limettengrünen couch und guckt sich zum siebenmillionsten mal die stolz-&-vorteil -fernsehserie an und ich weiß, dass ich mich zum totalen mädchen mache, wenn ich mich zu ihr setze und das mit ihr zusammen angucke. das komische ist, dass sie sich
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