Will & Will
stunden vielleicht einen runterhole und den überwältigendsten orgasmus seit anbeginn der nichtvorhandenen aufzeichnungen zu diesem thema erlebe. ich würde das alles hastig überspringen, um jetzt schon mit isaac zusammen zu sein, statt nur an ihn zu denken.
was die zeitreise zurück betrifft, so ist der grund schnell erklärt – ich will einen ausflug in die vergangenheit machen und den kerl umbringen, der mathe erfunden hat. warum? weil ich gerade beim mittagessen sitze und derek neben mir am tisch sagt
derek: hey, mathlet, bist du eigentlich nicht aufgeregt wegen morgen?
nur ein einziges wort – mathlet –, aber mir ist, als ob noch das letzte milligramm beruhigungsmittel, das ich jemals in meinem körper gespeichert habe, plötzlich daraus entweicht.
ich: verdammte heilige sch –
an unserer schule gibt es vier mathleten. ich bin nummer vier. derek und simon sind nummer eins und zwei, und um an den wettbewerben teilnehmen zu können, brauchen sie mindestes noch zwei in ihrem team (nummer drei ist ein junge, dessen name ich vergessen habe. sein bleistift hat mehr persönlichkeit als er.)
simon: du denkst doch dran, oder?
sie haben beide ihre fleischburger weggelegt (so heißen die dinger tatsächlich auf dem speiseplan in unserer cafeteria – fleischburger) und starren mich beide mit so ausdruckslosen blicken an, dass ich schwören könnte, in ihren brillengläsern computerbildschirme gespiegelt zu sehen.
ich: weiß nicht. ich bin nicht so mathletisch drauf. vielleicht findet ihr ja einen ersatz zu eurem dreisatz?
derek: das ist nicht witzig.
ich: ha ha! ist auch kein witz!
simon: ich hab’s dir doch erklärt – du musst bei so einem mathletik-wettbewerb überhaupt nichts tun, man tritt als mannschaft an, aber die wertung erfolgt einzeln.
ich: leute, ihr wisst, dass ich euer größter mathletik-fan bin. aber, ähm, ich hab sozusagen für morgen schon andere pläne.
derek: das kannst du uns nicht antun.
simon: du hast gesagt, dass du kommst.
derek: das macht echt spaß!
simon: wir haben niemand sonst.
derek: wir werden wirklich richtig spaß haben.
ich merke, dass derek wütend ist, denn er wirkt, als würde er in erwägung ziehen, eine leicht emotionale reaktion auf die informationsstimuli zu zeigen, die ihm dargeboten werden. vielleicht ist es auch einfach zu viel für ihn, denn er trinkt seine Cola aus, steht auf, greift nach seinem tablett, murmelt etwas von wegen mahngebühren der schulbücherei und geht.
ich werde die jungs versetzen müssen, daran ist nichts zu rütteln. die frage ist nur, wie ich das schaffe, ohne mich dabei wie der letzte dreck zu fühlen. vermutlich ist es die reine verzweiflung, aber ich beschließe, simon etwas zu erzählen, das schon fast der wahrheit nahekommt.
ich: hör mal, du weißt doch, dass ich normalerweise voll dabei wäre. aber das ist so was wie ein notfall. ich hab ein … also, ihr würdet das wahrscheinlich ein date nennen. und ich muss diese person, die von weit her kommt, um mich zu sehen, wirklich unbedingt treffen. und wenn es irgendwie möglich wäre, das zu tun und mit euch zum mathletik-wettbewerb zu gehen, dann würd ich es machen, ganz bestimmt. aber das ist nicht zu schaffen. es ist als … als würde ein zug neunzig meilen in der stunde fahren und soll es dann von euerm mathletik-wettbewerb mitten ins zentrum von chicago in, sagen wir mal, zwei minuten schaffen, um pünktlich zu sein, was einfach unmöglich ist. deshalb muss ich den express nehmen, denn die schienen, die zu meinem date führen, sind nur für diese eine fahrt verlegt, und wenn ich in den falschen zug steige, dann ergeht es mir so jämmerlich, dass keine mathematische gleichung das jemals ausdrücken kann.
es fühlt sich seltsam an, das jemandem zu erzählen, und erst recht simon.
simon: ist mir egal. du hast gesagt, dass du dabei bist, also musst du dabei sein. dieser fall ist ein beispiel dafür, dass vier minus eins gleich null sein kann.
ich: simon, ich …
simon: hör auf, rumzujammern, und finde jemand anders, tot oder lebendig, der für dich mitmacht. derjenige sollte nur eine stunde lang aufrecht dasitzen können. wäre allerdings zur abwechlsung ganz schön, jemanden zu haben, der tatsächlich eins und eins zusammenzählen kann. besonders wählerisch sind wir da ja nicht, du pupser .
schon erstaunlich, wie ich normalerweise so durch den tag komme, ohne dass mir auffällt, wie wenig freunde ich eigentlich
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