Will & Will
habe. womit ich sagen will, dass nach den ersten fünf nicht mehr viel kommt und auf alle fälle mehr schulpersonal als schüler dabei sind. und mag ja sein, dass hausmeister hans nichts dagegen hat, wenn ich ab und zu ›für ein kunstprojekt‹ eine rolle klopapier mitgehen lasse, aber ich habe ganz stark das gefühl, dass er nicht bereit wäre, seinen freitagabend für einen ausflug mit den rechenstrebern und ihrer anhängerschaft dranzugeben.
ich weiß, dass ich nur eine einzige chance habe, und es wird nicht leicht sein. maura war bisher den ganzen tag guter laune – na ja, was bei maura eben gute laune ist. ungefähr so wie wenn der wetterbericht nur nieselregen ankündigt statt einem gewitter. sie hat das mit dem schwulsein nicht mehr erwähnt und, bei gott, ich auch nicht.
ich warte bis zur letzten stunde, weil ich weiß, je größer der druck ist, desto wahrscheinlicher wird sie ja sagen. obwohl wir nebeneinandersitzen, ziehe ich unter der bank mein handy heraus und schreibe ihr.
ich: was läuft bei dir morgen abend?
maura: nichts. sollen wir was zusammen machen?
ich: würd ich gern. muss aber nach chicago mit meiner mom.
maura: zum spaß?
ich: ich brauch dich. du musst für mich als mathletin einspringen. sonst sind s&d aufgeschmissen.
maura: soll das ein witz sein?
ich: nein, sie wären echt am arsch.
maura: und warum sollte ich?
ich: weil ich dir dann was schulde. und du kriegst 20 $.
maura: 3fach in meiner schuld und 50 $.
ich: abgemacht.
maura: das speicher ich ab.
die wahrheit? wahrscheinlich habe ich maura soeben davor gerettet, einen nachmittag beim shoppen mit ihrer mutter zu verbringen oder hausaufgaben zu machen oder sich mit einem füller den arm zu ritzen, um material für ihre gedichte zu bekommen. nach der stunde sage ich ihr, dass sie bestimmt einen anderen versager-mathleten, der das vierte rad am wagen spielt, kennenlernen wird, aus irgendeiner stadt, von der wir noch nie gehört haben, und dass sie beide sich dann rausschleichen werden, um nelkenzigaretten zu rauchen und darüber zu reden, wie lahm und langweilig da drinnen alle sind, während derek und simon und dieser andere
idiot von theoremen und parallelogrammen erschlagen werden. ehrlich, ich wirke wahre wunder für ihr sozialleben.
maura: vorsicht, übertreib nicht.
ich: ich schwör dir, es wird scharf!
maura: ich will zwanzig dollar im voraus.
ich bin nur froh, dass ich nicht lügen und sagen musste, ich hätte eine kranke oma zu besuchen oder so was. diese art von lügen sind gefährlich, weil genau in der minute, wo man sagt, die oma sei krank, das telefon klingelt und deine mutter kurz darauf ins zimmer kommt und erzählt, dass oma bauchspeicheldrüsenkrebs hat, und obwohl du weißt, dass harmlose kleine lügen keinen bauchspeicheldrüsenkrebs verursachen können, fühlst du dich für den rest deines lebens schuldig. maura will mehr über den ausflug mit mom nach chicago wissen, und ich lasse durchklingen, dass es sich dabei um absolut notwendige quality time handelt, und weil maura glückliche und zufriedene eltern hat und ich nur eine ziemlich abgewrackte mutter, ist der mitleidsbonus auf meiner seite. ich muss ununterbrochen an isaac denken, so sehr, dass ich angst habe, mit seinem namen einfach herauszuplatzen. aber mauras neugierde lässt mich wachsam sein. kurz bevor wir uns trennen und sie weiter ihren weg geht und ich meinen, bohrt sie noch einmal nach.
maura: gibt es da noch irgendetwas, das du mir sagen möchtest?
ich: ja. ich wollte dir sagen, dass aus meiner dritten brustwarze milchige flüssigkeit tropft und dass meine beiden pobacken
allmählich zusammenwachsen. hast du eine ahnung, was ich dagegen tun kann?
maura: ich hab das gefühl, dass du mir irgendwas verschweigst.
so ist das nämlich bei maura: es dreht sich alles immer um sie. immer. normalerweise hab ich ja auch gar nichts dagegen. denn wenn sich immer alles um sie dreht, dreht es sich nie um mich. aber manchmal zieht sie mich zu sich in ihr eigenes scheinwerferlicht rüber und das hasse ich.
jetzt schmollt sie, und ich muss ihr zugute halten, dass es ein aufrichtiges schmollen ist. sie versucht nicht, mich zu manipulieren, indem sie so tut, als wäre sie sauer auf mich. diese art von beschissenen spielchen treibt maura nicht und deshalb halte ich es auch mit ihr aus. ich kann alles, was auf ihrem gesicht zu lesen ist, für bare münze nehmen, und das ist unschätzbar, wenn man befreundet ist.
ich: ich
Weitere Kostenlose Bücher