Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Will & Will

Will & Will

Titel: Will & Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , David Levithan
Vom Netzwerk:
spüre ich den Jungen von vorhin hinter mir, wie er mich wieder anstarrt, also drehe ich mich um, und er sagt: »Was haben Sie gesagt?« Allerdings spricht er nicht mit mir, sondern mit Mister Piercingwunder.
    »Ich hab gesagt, dass mir das so was von scheißegal ist.«
    »Sie haben mich nicht gerufen?«
    »Hey, Junge, wovon redest du?«
    »William Grayson. Haben Sie nicht William Grayson gesagt? Hier hat mich doch eben jemand gerufen?«
    »Äh, was? Nein, Junge. William Grayson ist der da.« Der Typ deutet auf mich. »Na ja, darüber kann man wahrscheinlich unterschiedlicher Meinung sein, aber der Name steht jedenfalls auf der Kreditkarte.«
    Und der Junge schaut mich einen Augenblick verwirrt an und sagt dann: » Wie heißt du?«
    Das kann ich jetzt wirklich nicht haben. Frenchy’s ist der allerletzte Ort, um Konversation zu betreiben. Deshalb sage ich nur zu Mister Piercingwunder: »Kann ich bitte die Zeitschrift haben?«, und Piercingwunder reicht sie mir in einer
blickdichten schwarzen Plastiktüte ohne Werbeaufdruck, wofür ich ihm dankbar bin, und dann gibt er mir meine Karte zurück und meinen Beleg. Ich gehe zur Tür raus, streune einen halben Block die Clark runter, setze mich dann auf die Bürgersteigkante und warte darauf, dass mein Puls sich beruhigt.
    Was gerade so allmählich der Fall ist, als mein minderjähriger Mitbruder aus Frenchy’s Pilgerreich auf mich zugerannt kommt und sagt: »Wer bist du?«
    Da stehe ich auf und sage: »Ähm, also, ich bin Will Grayson.«
    »W-I-L-L G-R-A-Y-S-O-N?«, sagt er, mit rasender Geschwindigkeit Vor- und Nachname herunterbuchstabierend.
    »Äh, ja«, sage ich. »Warum fragst du?«
    Der Junge schaut mich eine Sekunde an, den Kopf schräg gelegt, als ob er glaubt, dass ich ihn verarschen will, und schließlich sagt er: »Weil ich auch Will Grayson bin.«
    »Nein, Tatsache?«, frage ich.
    »Tatsache«, sagt der Junge. Ich kann mich nicht entscheiden, ob er paranoid oder schizophren oder beides ist, aber dann zieht er einen mit Klebeband zusammengehaltenen Geldbeutel aus der Hosentasche und zeigt mir seinen Führerschein, ebenfalls aus Illinois. Unsere zweiten Vornamen unterscheiden sich, wenigstens das, aber ansonsten – tja, was soll man dazu sagen?
    »Also, na dann«, sage ich, »schön, dich kennenzulernen«, und will mich schon von ihm abwenden, denn nichts gegen den Jungen, aber ich habe keine große Lust, ein Gespräch mit jemandem anzufangen, der in Sexshops rumhängt, obwohl ich streng genommen ja selber jemand bin, der in Sexshops
rumhängt. Aber er berührt meinen Arm und wirkt zu schmächtig, um gefährlich zu sein, deshalb drehe ich mich wieder zu ihm, und er sagt: »Kennst du Isaac?«
    »Wen?«
    »Isaac?«
    »Ich kenne niemanden, der Isaac heißt«, sage ich.
    »Ich hätte ihn in dem Laden treffen sollen, aber er ist nicht da. Du siehst ihm nicht wirklich ähnlich, aber ich dachte … ich weiß nicht, was ich dachte. Wie, verdammt noch mal – also, was läuft hier eigentlich?« Der Junge dreht sich einmal um sich selbst, als würde er nach einer versteckten Kamera oder so was suchen. »Hat Isaac dich geschickt?«
    »Ich hab dir doch grade gesagt, ich kenne keinen Isaac.«
    Er dreht sich noch einmal um, aber hinter ihm steht niemand. Dann wirft er die Arme in die Luft und sagt: »Ich weiß noch nicht mal, worüber ich mich jetzt so richtig aufregen soll.«
    »War ein ziemlich verrückter Tag für sämtliche Will Graysons hier«, sage ich.
    Er schüttelt nur den Kopf und setzt sich dann auf den Bordstein und ich tue es ihm nach, weil es sonst nichts zu tun gibt. Er blickt mich von der Seite an, dann weg, dann mich wieder an. Und dann kneift er sich tatsächlich in den Unterarm. »Natürlich nicht. Meine Träume können gar nicht dermaßen beschissen sein.«
    »Ja«, sage ich. Ich weiß nicht so recht, ob er will, dass ich mit ihm rede, und ich weiß auch nicht so recht, ob ich mit ihm reden will, aber nach einer Minute sage ich zu ihm: »Ähm, also, woher kennst du denn diesen Unser-Treffpunktist-der-Sexshop-Isaac?«
    »Er ist – er ist ein Freund von mir. Wir kennen uns schon ziemlich lange, übers Internet.«
    »Übers Internet?«
    Will Grayson sackt noch mehr in sich zusammen, falls das überhaupt möglich ist. Mit gekrümmtem Rücken sitzt er da und starrt in den Rinnstein. Ich weiß natürlich, dass es auch noch andere Will Graysons gibt. Ich hab mich oft genug selbst gegoogelt, um das zu wissen. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich einmal

Weitere Kostenlose Bücher