Will & Will
teil mir zu: mach mal langsam, verdammt! ich bin so aufgeregt, dass ich isaac endlich treffen werde, aber ich fühle mich auch unsicher und befangen. meine unsicherheit darf bloß nicht auf uns beide übergreifen.
ungefähr fünf minuten lang denke ich über meine bisherige dating-biografie nach – für mehr als fünf minuten reicht der stoff nicht aus – und rekapituliere noch mal das traumatische erlebnis mit der betrunken an mir herumgrabschenden carissa nye vor ein paar monaten auf sloan mitchells party. das küssen war ja noch ziemlich scharf, aber als es dann viel mehr zur sache ging, bekam carissa auf einmal einen so blödsinnig ernsten gesichtsausdruck, dass ich beinahe losprusten musste. es gab ein problem mit ihrem bh, der ihr die luftzufuhr ins gehirn abzuschneiden schien, und als ich endlich ihre brüste in den händen hatte (ohne wirklich darum gebeten zu haben), wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte, außer sie zu tätscheln, als wären sie welpen. den welpen schien das zu gefallen und carissa beschloss, mir auch ein, zwei streicheleinheiten zu verpassen, und das gefiel mir auch. denn letztlich sind hände hände und eine berührung ist eine berührung, und dein körper reagiert nun mal so, wie dein körper eben reagiert. er scherte sich nicht um die ganzen gespräche, die ich deswegen danach aufgebrummt bekam – nicht nur mit carissa, die meine freundin sein wollte
und die ich sanft loszuwerden versuchte, aber natürlich trotzdem verletzt habe. da war auch noch maura, mit der ich klarkommen musste, denn als sie von der sache erfuhr (nicht durch mich), war sie total sauer (ausschließlich auf mich). sie sagte, carissa würde mich nur benutzen, verhielt sich aber so, als würde ich carissa nur benutzen, was wirklich alles totaler quatsch war. aber egal wie oft ich maura das gesagt habe, sie gab einfach keine ruhe. wochenlang musste ich mir anhören, ›okay, dann ruf doch carissa an‹, sobald wir uns über irgendwas gestritten haben. schon allein deshalb war es das nicht wert gewesen, diese paar minuten fummelei.
mit isaac ist das alles anders, nicht nur was das fummeln betrifft, obwohl das natürlich auch eine rolle spielt, ganz bestimmt. aber ich fahre nicht in die stadt, nur um mit ihm rumzuknutschen. könnte gut sein, dass ich das irgendwo auch im hinterkopf habe, und nicht an allerletzter stelle. trotzdem – an allererster stelle steht es nicht.
ich dachte, ich hätte mich früh genug aufgemacht, aber natürlich bin ich am ende doch so spät dran wie die periode bei einem schwangeren mädchen. dann nähere ich mich endlich dem ort, an dem wir uns treffen wollen. ich gehe die michigan avenue entlang, um mich herum lauter freitagabendpartymädchen und -partyjungs, die gleich wieder zurück in ihre vororte müssen und die alle aussehen, als kämen sie gerade vom basketballtraining oder als würden sie dauernd im fernsehen basketball gucken. ein paar von den jungs seh ich mir genauer an, aber aus rein wissenschaftlichem interesse. die nächsten zehn minuten – oh, nur noch zehn minuten – kann ich mich jetzt auch noch für isaac aufsparen.
ich bin gespannt, ob er schon da ist. ich bin gespannt, ob er
genauso nervös ist wie ich. ich bin gespannt, ob er heute vormittag genauso viel zeit wie ich damit verbracht hat, das richtige t-shirt rauszusuchen. ich bin gespannt, ob er vielleicht aufgrund irgendeiner laune des schicksals genau dasselbe anhat wie ich. als wäre die mögliche weitere geschichte zwischen uns schon so sehr beschlossene sache, dass gott es gleich für alle sichtbar machen will.
schweißige handflächen. check . weiche knie. check . das gefühl, dass aller sauerstoff in der luft durch helium ersetzt ist. jep . ich blicke ungefähr fünfzehnmal in der sekunde auf den plan. noch fünf blocks vor mir. noch vier blocks. drei blocks. zwei. die richtige straße. die straßenecke. nach frenchy’s ausschau halten. müsste ein hippes diner sein. oder ein coffeeshop. oder ein kleiner plattenladen. vielleicht auch nur ein x-beliebiges fast-food-restaurant.
ankunft erfolgt und die situationsprüfung ergibt… es handelt sich um einen sexshop.
mein erster gedanke: vielleicht ist der sexshop ja nach irgendwas in der nähe benannt. vielleicht ist das hier das frenchy’s-viertel und alles heißt frenchy’s, so wie man downtown gehen kann und dort downtown-bagels und die downtown-reinigung und ein downtown-yogastudio findet. aber nein. ich drehe eine runde um den block.
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